Cover des Buches Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy (ISBN: 9783423142045)
Heimfinderins avatar
Rezension zu Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy von Adaobi Tricia Nwaubani

Ein ernstes Thema locker erzählt

von Heimfinderin vor 11 Jahren

Rezension

Heimfinderins avatar
Heimfinderinvor 11 Jahren
Kingsley stammt aus einer Familie, für die Bildung das A und O ist und so hat auch er erfolgreich ein Studium absolviert und erwartet nun, die Früchte seiner Mühen zu ernten. Doch er wird bitter enttäuscht, denn er findet keine Arbeit und kann somit der Verpflichtung, für seine Familie zu sorgen, nicht nachkommen, und auch seine Freundin wendet sich von ihm ab und sucht sich einen reichen Mann. Ernüchtert und aus der Not heraus schließt er sich seinem Onkel an und lernt von diesem, wie man wirklich Geld verdient. Viel Geld!

Trotz der Anflehungen seiner Mutter, doch eine ehrliche Arbeit zu suchen, wird Kingsley in der Scam-Szene immer erfolgreicher und die Geldsorgen für die ganze Familie gehören der Vergangenheit an. Doch Kingsleys Mutter leidet unter der Veränderung ihres Sohnes und lehnt seine Arbeit weiterhin vehement ab. Auch eine neue Liebe ist dadurch in Gefahr und sie ist nur ein Vorbote der negativen Ereignisse, die Kingsley auf einmal überfallen. Aber ob sie ihn davon abhalten werden, auf den Luxus, den das viele Geld aus den Betrügereien bringt, zu verzichten?

Mir hat das Buch sehr viel Spaß gemacht. Locker und spritzig erzählt die Autorin hier ein doch ernstes Thema, ohne banal zu wirken. Die Figuren wirkten teilweise sogar etwas überspitzt, besonders Cash Daddy war für mich meist filmreif. Immer wenn er auftrat, hatte ich das Gefühl, es müsste Musik und Glimmer ins Bild kommen, so sehr stach seine Persönlichkeit hervor.

Viele Szenen und Dialoge brachten mich zum Lachen und manche der betrügerischen Aktionen ließen mich nur noch staunen. Allein aus dem E-Mail-Verkehr, der innerhalb der Geschichte entstand, hätte man noch ein weiteres Buch machen können, das für sich alleine schon spannend gewesen wäre. Wie weit die Autorin die Vorgänge im Einzelnen hier überspitzt dargestellt haben mag, kann ich nicht sagen, aber grundsätzlich ist die Art und Weise, wie die Scammer hier in der Geschichte vorgehen, offensichtlich schon lange erfolgreich, denn man braucht nur in seinen Spam-Ordner zu schauen und findet dort vielleicht genau die gleiche Art E-Mails, mit denen auch Kingsley und seine Kollegen angefangen haben. So traurig es ist, entwickelte ich teilweise kein Mitleid mit den Opfern und fragte mich eher, wie man so blöd-gierig sein kann, auf solche E-Mails hereinzufallen.

Kingsley und seine Familie gehörten zwar trotz ihrer Armut noch zu den besser gestellten Familien im Land, noch ärmere Dörfer wurden nur kurz erwähnt , aber die Schwierigkeiten, mit denen sie kämpften, wurden doch sehr deutlich. Allein die Szenen im Krankenhaus waren erschreckend und ließen mich unser eigenes Gesundheitssystem mit Erleichterung betrachten. Aber das Buch vermittelt auch viel über die Bedeutung der Familie, nämlich die Familienzugehörigkeit und Selbstverständlichkeit, füreinander zu sorgen. Man lässt sich nicht im Stich.

Ein Lesevergnügen, das gleichzeitig auch nachdenklich macht . Ich bin gespannt, ob es von der Autorin noch mehr zu lesen geben wird.Kommentar
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks