Cover des Buches Cassia & Ky - Die Auswahl (ISBN: 9783596188352)
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Rezension zu Cassia & Ky - Die Auswahl von Ally Condie

Cassia braucht mehr Schmackes

von katiandbooks vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Interessante Story aber ziemlich blutleere Charaktere. Emotionen kommen erst spät auf. Da wäre mehr drin gewesen.

Rezension

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katiandbooksvor 8 Jahren
Wie allen, die sich dazu entscheiden, einmal zu heiraten, wird auch der 17jährigen Cassia während einer feierlichen Zeremonie ihr zukünftiger idealer Partner vorgestellt. Die Gesellschaft wählt die Personen aus, die charakterlich und von den Erbanlagen her perfekt zusammen passen. Immer ist es gut gegangen, die Paare sind glücklich. Auch Cassia freut sich, ihren zukünftigen Ehemann kennenzulernen und ist erstaunt und erfreut, dass es ihr bester Freund Xander sein soll. Doch als sie den Mikrochip mit seinen Daten ansehen möchte, sieht sie ein anderes Gesicht, das ihr ebenfalls bekannt ist: das Gesicht von Ky. Hat die Gesellschaft einen Fehler gemacht? Und wenn ja, macht sie auch in anderen Dingen Fehler?

Ally Condie hat hier eine interessante Zukunftsversion geschaffen: eine augenscheinlich perfekte Welt. Man braucht sich um nichts mehr zu kümmern. Selbst das Essen wird auf jeden Einzelnen zugeschnitten und pünktlich geliefert. Die meisten haben die Garantie auf ein langes Leben ohne Einschränkungen und Sorgen, privates Glück inklusive.

Leider hat Die Auswahl ein viel größeres Problem, als das, das sich hinter den Kulissen der perfekten Welt abzeichnet: die beiden Protagonisten Cassia und Ky.

Der zwangsläufig in dieser Geschichte auf der Strecke bleibende Xander hat mir noch am besten von allen Charakteren gefallen, obwohl er - ganz Mensch-untypisch - keinerlei negativen Eigenschaften hat. Aber er hat wenigstens Eigenschaften. Er tut etwas, er setzt sich für Cassia ein, riskiert auch mal etwas, unternimmt etwas, hat eine Persönlichkeit.

Cassia und Ky haben das alles nicht. Cassia hat nichts besonderes, und Ky versucht, von der Gesellschaft als durchschnittlich wahrgenommen zu werden, und das ist genau sein Problem. Denn nicht nur die Gesellschaft nimmt ihn so wahr, sondern auch der Leser. Dass er farblich nicht zu definierende Augen hat, ist noch sein auffallendstes Merkmal.

Obwohl Cassia ein ums andere Mal mit der Nase auf die Misstände gestoßen wird, unternimmt sie nichts. Ab und zu denkt sie mal nach. Ich brauche in einer Dystopie keine Action. Es darf gerne ruhiger zugehen, aber ich kann meine Protagonistin nicht einfach nichts tun lassen, bis sie plötzlich von einer Sekunde auf die andere auf die Idee kommt, alles liefe falsch. Das ist nicht ruhig, das ist langweilig. Man hätte mit der Totalüberwachung, die in ihrer Gesellschaft herrscht, herrlich spielen und eine tolle Spannung aufbauen kann. Sich zu denken: hm, blöd, kriegt ja jeder mit, was ich mache, also mache ich lieber gar nichts, ist sicherlich nachvollziehbar aber erzählerischer Unsinn. Man liest schließlich keinen Roman, um bestätigt zu kriegen, was man selbst möglicherweise machen würde.

Große Probleme hatte ich allerdings auch mit der Übersetzung der Zuweisung des idealen Partners. Ich kenne das Wort im englischen Original nicht, hier wurde es jedoch mit "gepaart" übersetzt. Die Feierlichkeit ist das "Paarungsbankett". Das hat mich beim Lesen furchtbar irritiert. Einmal spricht Cassia sogar davon, dass sie "mit zwei Jungen gepaart wurde". Ich musste mir unwillkürlich jedesmal irgendwelche Zuchtpferde bei der Paarung vorstellen. Oder Kühe. Oder Affen... Hätte man da nicht ein weniger tierisches Wort finden können?

Fazit: In meinen Augen wurde hier schon viel vermasselt, der Schreibstil und die wirklich interessante Zukunftsversion konnten jedoch einiges wieder gut machen. Wenn ich aber die beiden Folgebände nicht bereits hätte, würde ich wohl nicht weiterlesen, vor allem, weil ich am Ende doch schon Cassia und Ky im Sonnenuntergang Richtung Happy End taumeln sehe, während der einzige interessante Charakter in die Röhre guckt. Schwache 3*** daher für ein schwaches Paar in einer guten Idee.
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