Cover des Buches Matched (ISBN: 9780141333052)
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Rezension zu Matched von Ally Condie

Der Geist der Rebellion

von Wortmagie vor 9 Jahren

Rezension

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Wortmagievor 9 Jahren

Während der Vorbereitungen für die Rezension zu „Matched“ huschte mir der Gedanke durch den Kopf, dass die Trilogie der perfekte Kandidat für eine Verfilmung wäre. Das Genre boomt ja zurzeit. Eine kurze Recherche erbrachte, dass Disney sich bereits die Rechte an den Romanen gesichert hat. Bisher ist noch nichts Genaueres bekannt, außer, dass David Slade Regie führen und Kieran Mulroney das Drehbuch schreiben wird. Ich kann da nur sagen: schnell noch die fehlenden Bücher besorgen. „Matched“ besaß ich schon, nun ist es von meinem SuB auf meinen Gelesen – Stapel umgezogen.

Es ist der Abend von Cassias 17. Geburtstag. Der Abend, an dem sie endlich erfährt, wer ihr Match sein wird, ihr zukünftiger Lebenspartner. Cassia könnte kaum besser gelaunt sein, denn sie kann diesen überaus wichtigen Moment mit ihrem besten Freund Xander teilen. Als der Zeitpunkt gekommen ist und sie vor dem großen Bildschirm steht, auf dem sie ihren Zukünftigen das erste Mal erblicken soll, bleibt dieser allerdings schwarz. Die Situation wird schnell aufgeklärt, Cassia kann ihr Glück kaum fassen: Xander ist ihr Match. Wie üblich erhalten beide eine Mikrokarte mit Informationen über den jeweils anderen und obwohl Cassia glaubt, alles über ihren Freund aus Kindertagen zu wissen, ist sie neugierig auf die Details aus Xanders Leben, die die Gesellschaft für wichtig genug hält, um sie ihr mitzuteilen. In einem ruhigen Moment will sie sich den Inhalt der Mikrokarte ansehen – dieser Moment wird ihr ganzes Leben verändern. Denn auf der Karte befindet sich nicht nur Xanders Gesicht.

In „Matched“ präsentiert Ally Condie eine dystopische Gesellschaft, die sich vor allem durch Kontrolle auszeichnet. Alles wird gewogen, gemessen, analysiert und ausgewertet. So gut wie alle Unterschiede sind beseitigt, es gibt kaum Individualität. Anfangs erschien mir diese Form der Gesellschaft gar nicht so bedrohlich; der Terror baut sich eher langsam auf, je mehr Details über die Kontrollmechanismen und ihre Ausmaße zum Vorschein kommen. Menschen sind nicht mehr als Variablen in einer gigantischen Wahrscheinlichkeitsrechnung, die manipuliert und vorhergesagt werden können. Ich fand diesen Ansatz plausibel und überzeugend, obwohl Condie bisher nichts darüber offenbart, wie dieses System entstand.
Die Geschichte an sich spielt sich hauptsächlich im Geist der Protagonistin Cassia ab. „Matched“ fokussiert ihre Entwicklung; es ist daher nicht verwunderlich, dass der erste Band nur wenig spektakuläre oder rasante Ereignisse bereithält. Unglücklicherweise ließ mich Ally Condie nicht völlig an Cassias Lossagung von den Normen der Gesellschaft teilhaben. Ich war manchmal ziemlich überrascht von den Entwicklungssprüngen, die sie durchlebt, obwohl diese genretypisch und etwas vorhersehbar sind. Ihre Zweifel scheinen sich still einzuschleichen ohne dass sie sie ausformuliert; die Konsequenzen daraus erschienen mir daher radikal und heftig. Allgemein hatte ich so meine Probleme mit der Identifizierung mit Cassia und ihrem männlichen Gegenpart Ky; ich kann aber nicht definieren, was mich blockierte. Beide ProtagonistInnen blieben mir auf gewisse Weise fremd; so konnte ich auch die Gefühle, die sich zwischen den beiden entwickeln, nicht richtig spüren. Trotz dessen faszinierte es mich, dass Cassias und Kys Beziehung stark auf der Liebe zu verbotenen Gedichten aufbaut; den Einfluss von Poesie auf ihr beider Leben fand ich romantisch und zauberhaft.
Angesichts meiner Identifizierungsschwierigkeiten mit Cassia und Ky ist es umso erstaunlicher, wie leicht ich eine Verbindung zu den Nebencharakteren herstellen konnte. Mit Ausnahme von Cassias bester Freundin Em fand ich sie alle glaubwürdig und konnte mich gut in sie hineinversetzen, sogar in Cassias kleinen Bruder Bram.

Ich bin mir noch nicht sicher, wohin Ally Condie ihre LeserInnen in der „Matched“ – Trilogie führen möchte, bin aber trotzdem vom Potential der Geschichte überzeugt. Der Kampf gegen einen unsichtbaren Feind, sowohl innerhalb wie außerhalb des Systems, ist eine spannende und interessante Perspektive. Ich hoffe, dass Condie in den Folgebänden diese hinreichend nutzt, statt sich weiterhin auf Cassias (mentale) Rebellion zu konzentrieren. Obwohl ich bisher noch kein verlässliches Urteil über Cassia und Ky fällen konnte, bin ich optimistisch, dass mein Bild auf die eine oder andere Weise im nächsten Band „Crossed“ deutlich konkreter wird. Ich werde die Trilogie dementsprechend weiter verfolgen.
Ich empfehle „Matched“ an LeserInnen, die mit Interesse gedankliche Entwicklungen von ProtagonistInnen verfolgen. Vor dem Hintergrund einer über die Maßen kontrollfixierten Gesellschaft wird euch Cassia den Geist der Revolution einhauchen.

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