Cover des Buches Mein Sommer mit Kalaschnikow (ISBN: 9783036956879)
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Rezension zu Mein Sommer mit Kalaschnikow von André Aciman

Eine Freundschaft zwischen Außenseitern

von Scheherazade vor 10 Jahren

Rezension

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Scheherazadevor 10 Jahren

Der Erzähler erinnert sich zurück an den Sommer, als er Kalasch kennen lernte. Kalasch ist Taxifahrer, ohne Green Card und scheint nichts mit dem Erzähler, der Harvard Studenten ist, gemein zu haben. Aber ihre Liebe zu Frankreich, dem Mittelmeer und ihre Heimatlosigkeit schweißen die beiden für einen Sommer zusammen. Aber was kommt, wenn für den Studenten die Abschlussprüfungen näher kommen und für Kalasch die Abschiebung? Wie entwickelt sich diese Freundschaft?

Die Geschichte wird von dem Harvard Studenten als Rückblick erzählt. Er ist ein Jude der mit seiner Familie aus Ägypten vertrieben wurde. Genauso musste Kalasch auch seine Heimat verlassen. Der Student ist ein sehr zurückhaltender Typ, während Kalasch das komplette Gegenteil ist. Diese Freundschaft ist sehr explosiv und es ist interessant ihre Entwicklung zu verfolgen.

Insgesamt passiert nicht viel. Es ist ein Sommer wie ihn wohl nur Studenten erleben, jede Menge Frauen, Diskussionen im Cafés und zwischendurch Lesen auf der Dachterrasse. Allerdings erörtert der Erzähler auch sehr existenzielle Fragen und vergleicht dabei oft sein Leben mit dem von Kalasch.

Der Erzählstil ist einzigartig, allerdings nicht einfach zu lesen. Das Buch ist geschrieben, als würde tatsächlich jemand erzählen. So ist es fast nie gradlinig, sondern kommt von einem Gedanken zum nächsten und von da wieder zum übernächsten, um dann auf den Ausgangspunkt zurückzukehren. Durch die sehr langen Kapitel muss man sich wirklich Zeit nehmen, da ein Unterbrechen in einem Kapitel fast unmöglich ist, ohne dabei den Faden zu verlieren.

Die Charaktere sind beide sehr interessant und vielschichtig. Auch wenn sie mir nicht immer sympathisch waren, sind sie doch toll ausgearbeitet. Ihre Interessen kommen auch gut zur Geltung. So wird oft mal ein Satz auf Französisch eingestreut oder Leute werden mit literarischen Figuren verglichen. Und durch das Literaturstudium des Studenten lernt man auch einiges über die englische Literatur.

Insgesamt ein tolles Buch mit einem einzigartigen Erzählstil. Ich kann es jedem empfehlen, der etwas Anspruchsvolles sucht und auch mal Charaktere kennen lernen möchte, die nicht immer nur sympathisch sind.

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