Rezension zu "Amok Baby" von André Bawar
In Berlin werden Mediziner und/oder Menschen, die im medizinischen Bereich tätig waren, Opfer einer krassen Mordserie. Sie alle haben sich an gehandicapten Kindern eine goldene Nase verdient und durch die Behinderung der Kinder richtig viel Geld verdient. Nun werden sie eine/r nach dem anderen getötet.
Kommissar Piontek wird auf die Ermittlungen angesetzt und er deckt Korruption und dreiste Geschäftspraktiken auf.
Aber was hat die kleine Friederike Marx mit der Mordserie zu tun? Wie passt sie in das Schema? Sie war doch „nur“ eines der behinderten Kinder, an denen verdient wurde. Ist hier Rache im Spiel?
.
Oben unter dem Bild habe ich geschrieben, dass das Buch eigentlich 14,95 € kostet, so steht es auf der Verlagsseite. Ich habe das Buch jedoch tatsächlich in einem 1€ Shop entdeckt und aufgrund des Klappentextes gekauft.
Ich kenne mich mit behinderten Kindern nicht aus, fand es aber dennoch spannend, zu erfahren, wie sich Ärzte, Krankendienste und Sanitätshäuser hier womöglich bereichern. Und ich muss sagen: Ganz oft kam hier Wut auf, musste ich sprachlos den Kopf schütteln, als ich las, was dort in diesen Bereichen so abgeht (angeblich abgehen soll, es ist ja ein Roman ).
Der Autor erzählt seinen Thriller in 3 Handlungssträngen:
- Heute: In der Gegenwart scheint ein Arzt gerade seine finalen Lebensminuten zu erleben. Der Rächer ist in seinem Büro und rechnet ab.
- Beginn 2007: Friederike wird geboren und wir begleiten die Eltern des behinderten Kindes durch ihren Alltag, dem ganzen Elend aus Angst, dauernder Hoffnung, Wut & Hilflosigkeit
- 2013: Die Mordserie nimmt seinen Anfang und wir begleiten Kommissar Piontek und seine Kollegin bei den Ermittlungen.
Der Thriller ist sehr spannend, fesselnd und rasant geschrieben. Dass ich dennoch einige Wochen daran gelesen habe, liegt lediglich an meinem persönlichen Zeitproblem.
Den Alltag der Eltern von Friederike zu erleben, die an der Behinderung ihrer Tochter zu zerbrechen drohen, das war schon krass und traurig. Nervenaufreibend und schlimm. Denn die beiden liebten ihre Tochter abgöttisch und wussten nicht, was mit ihr los war. Sie wurden von Arzt zu Arzt und von Therapie zu pädagogischen Diensten gescheucht. Ihnen wurden teure Therapien und Hilfsmittel verordnet (die natürlich voll von der Krankenkasse übernommen werden, diese jedoch im Handling total untauglich sind!). Sie kämpften um das Leben ihrer Tochter, wünschten sich, dass sie sich entwickelt. Versuchten irgendwie ihre Ehe am Laufen zu halten, haben sie doch bald nur noch sich selbst. Denn Freunde und Bekannte ziehen sich immer mehr zurück. So ein Problemkind bringt natürlich auch soziale Schwierigkeiten mit sich.
Ich könnte noch unendlich weiterschreiben, doch man liest schon heraus, dass es nur zu verständlich ist, dass Eltern vielleicht irgendwann mal nicht mehr können. Doch warum es zu der Mordserie kommt oder wie das alles zusammenhängt, werde ich natürlich nicht verraten. Denn dazu sind die Entwicklungen und Wendungen viel zu gut durchdacht und ausgeklügelt niedergeschrieben.
Der Autor hat hier einen sehr guten Thriller abgeliefert, der Einblick in eine Maschinerie gewährt, die ich/die meisten Eltern ja (man muss schon sagen „zum Glück“) nicht kennen. Ich selbst finde es ja schon stressig, wenn mein Sohn fremdelt und bei der U-Untersuchung beim Kinderarzt nicht so mitmachen will, wie er sollte. Doch wenn man diesen Roman liest, dann sind solche Probleme ja eigentlich lachhaft.
Traurig und erschreckend ist dieser Roman, dennoch auch voller Liebe und Hoffnung und einer ganzen Menge Ungerechtigkeit. Meine klare Leseempfehlung. .
© Buchwelten 2019