Cover des Buches Von teuren Klicks und schnellem Sex (ISBN: 9783849569921)
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Rezension zu Von teuren Klicks und schnellem Sex von Andreas Döhring

„Ich glaube, dass man die sexuelle Befreiung gründlich missverstanden hat. Porno tötet den Sex.“

von Gurke vor 10 Jahren

Rezension

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Gurkevor 10 Jahren

„Ich glaube, dass man die sexuelle Befreiung gründlich missverstanden hat. Porno tötet den Sex.“

Diesem Zitat von Henry Miller würde Andreas Döhring mit voller Inbrunst widersprechen, denn er ist ein Adult-Webmaster und lebt somit von der Erotikbranche zu der natürlich auch Pornos gehören. Sein Buch „Von teuren Klicks und schnellem Sex“ will nun weder mit diesem Geschäftszweig abrechnen, noch Zuhälter mit protzigen Goldkettchen in Schutz nehmen, sondern einfach nur seine Sicht der Dinge „hinter den Kulissen“ beschreiben, denn selbst als Produzent tätig geworden ist er nie.

Schon auf den ersten Seiten erfahren wir Leser, wie schwierig es Menschen aus diesem noch immer stigmatisierten Metier in der Gesellschaft haben. Zum einem wird einem verlässlichen Bankkunden der Kredit gestrichen, weil sein Arbeitsplatz negativ in der Öffentlichkeit belastet ist und zum anderen von potentiellen Schwiegermüttern aus dem Haus gejagt, weil zwischen einem Mann aus dem Erotik-Bereich und Serienmördern nur ein sehr schmaler Pfad liegt.

Es war für mich sehr interessant zu erfahren, wie Andreas Döhring die Anfänge des Internets genutzt hat, um sprichwörtlich das Hobby zum Beruf zu machen und damit auch schnell viele Anhänger und mindestens genauso viel Geld scheffeln konnte.

Doch wo es viel zu holen gibt, ist die Mafia natürlich nicht weit und diesem Thema widmet sich der Autor ebenso offen, wie humorvoll.
Diesem Stil bleibt er durchweg in allen Kapiteln treu und so ist der literarische Rundgang durch die Pornowelt auch für Menschen, die bei diesem heiklen Thema eher rot anlaufen (mich eingeschlossen) nicht unangenehm.

Besonders das Interview mit einem Webcam-Girl, sowie das Erzählte von einem ehemaligen Callgirl, welches den Sprung aus dem aktiven Gewerbe zu einer seriösen Geschäftsfrau geschafft hat, waren für mich interessant, weil ich es mir vorher nicht vorstellen konnte, wie jemand sich freiwillig für fremde Menschen gegen Bezahlung ausziehen konnte und dabei auch noch Lust und Spaß empfinden kann.

Es gab allerdings auch Unterhaltungen beispielsweise mit der Manwin-Sprecherin Kate Miller (ein Globalplayer unter Webseiten) und mancher Gastartikel, wie der von Peter Manteufel, die mir zu lang(weilig) waren. Gleichfalls war der Abschnitt über den Jugendschutz und der Krux mit abzockenden Dating-Portalen etwas fade, was aber bestimmt daran lag, dass ich kein Konsument solcher Filmchen bzw. Chats bin und mich dadurch nicht angesprochen gefühlt habe. Regelmäßige Kunden und User werden bestimmte Informationen mit Sicherheit noch etwas anders sehen als ich.
Der Jugendschutz ist natürlich sehr wichtig und sollte noch einmal gründlich überdacht werden, was sich durch den ausführlichen Bericht in diesem Buch vermutlich trotzdem nicht ändern wird. Mehr Freude hatte ich an dem lustigen Erotik-Glossar und den witzigen Support-Anfragen, die aber im Verhältnis zu den für meinen Geschmack etwas schwächeren Teilen zu wenig waren, deshalb ziehe ich zwei Sterne ab, werde aber in Zukunft die versexte Gesellschaft mit aufgeklärteren Augen sehen, denn es steckt doch viel mehr Planung und viele kluge Köpfe hinter dem Schmuddel-Image.
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