Rezension zu "Wenn die LIEBE anklopft" von Anika Werkmeister
Ab und zu darf es bei mir lesetechnisch auch einmal etwas fürs Herz sein – und damit meine ich kein medizinisches Fachbuch, sondern vielmehr Liebesromane für Frauen. Nach einer wahren Begebenheit oder mit autobiografischen Zügen – diese Formulierung macht mich dann schon mal neugierig.
Das Cover:
Das etwas rustikal anmutende Cover passt zum Buchtitel, denn es zeigt das dunkle Holz einer Tür, an der ein (fast herzförmiger) Türklopfer aus Messing angebracht ist, darüber befindet sich ein Türspion, durch den hindurch man geradewegs auf eine Zimmertür im Inneren der Wohnung blickt. Buchtitel und Autorenname wirken so, als wären sie ins Holz hineingeschnitzt. Auf der Rückseite des Buches blickt man übrigens durch den Spion nach draußen direkt auf eine Wiese mit Bäumen und einen Himmel mit Schäfchenwolken. Auf dem Buchrücken sieht man übrigens den „Schlosskasten“. Auch wenn das Cover sehr gut zum Buchtitel passt, so hätte man lediglich bei der Farbwahl einen etwas helleren, freundlicheren Farbton für das Holz wählen können. Aber eines ist unbestritten – dieses Cover fällt mit Sicherheit auf.
Die Handlung:
Das Leben der Kinderkrankenschwester Angie könnte so schön sein, doch dann trennt sie sich von ihrem Freund Ronny. Ihre resolute beste Freundin Monia versucht ihr in dieser schweren Zeit beizustehen. Doch dann stellt Angie entsetzt fest, dass Monia sie bereits seit langer Zeit aufs Übelste hintergangen hat – wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde!
Aber dann findet Angie Ablenkung durch eine kleine Patientin: Die zweijährige Nele hat bei einem schrecklichen Autounfall ihre Eltern und ihren kleinen Bruder verloren. Schnell schließt Angie das niedliche Mädchen in ihr Herz und gewinnt das Vertrauen der kleinen Patientin. Und auch Steven, der Onkel, der sich liebevoll um seine kleine Nichte kümmert, löst in Angie Gefühle aus. Aber da ist auch noch Elias, ein junger Arzt, der sich ebenfalls sehr für Angie interessiert. Welcher Mann wird das Herz von Angie erobern?
Meine Meinung:
Angie ist wirklich sehr tollpatschig, da passt ein Gefühls-Chaos perfekt in ihr Leben. In der Liebe hatte Angie bislang kein Glück, ebensowenig wie in ihrer Freundschaft mit Monia. Dafür hat Angie aber eine liebevolle Mutter, die ihr in dunklen Stunden eine echte Stütze ist. Mir gefiel die beschriebene Mutter-Tochter-Beziehung jedenfalls sehr gut.
Für Angie ist ihr Beruf als Kinderkrankenschwester nicht nur Beruf, sondern vielmehr auch Berufung. So kümmert sie sich besonders intensiv um das Waisenkind Nele – mehr sogar als von ihr verlangt wird. Sie klammert sich geradezu an das Kind, das seine gesamte Familie verloren hat, eine Situation, die mitunter Angies Kräfte übersteigt. Aber Angie kann sich ein Leben ohne das kleine Mädchen fast schon nicht mehr vorstellen.
Leider hat Angie geradezu ein Händchen dafür, ihr Herz an die falschen Männer zu verschenken. Mitunter stürzt sie sich, trotz der erst vor kurzer Zeit gescheiterten Beziehung, fast schon geradezu naiv in neue Liebeleien – verliebt sich schnell und lässt sich viel erzählen von den Männern, denen sie ihr Herz schenkt – mit dem Risiko, dann wieder enttäuscht zu werden. Andererseits ist Angie ein konsequenter Mensch – wer sie enttäuscht, der hat ihre Liebe verspielt. Doch für jeden Topf gibt es ja bekanntlich den passenden Deckel.
Ein Engel ist Angie dennoch nicht. So ist sie zwar sehr mitfühlend, z.B. dann, als ihre Kollegin Kummer hat, allerdings kann Angie mitunter auch sehr zickig und recht unfreundlich zu ihren Mitmenschen sein. Dies ist zwar ein menschlicher Zug, aber in mancher Situation empfand ich ihr Verhalten doch unangebracht und überzogen.
Monia fand ich einfach nur falsch, berechnend und hinterlistig – eine missgünstige Person, die eine Freundin wie Angie gar nicht verdient hat, zumal diese Heuchlerin nie eine echte Freundin für Angie war. Wie gemein können manche Menschen nur sein!? Auf mich wirkte Monia extrem dominant, alles musste stets nach ihrem Kopf gehen. Nein, Monia konnte ich gar nicht leiden, und mein Bauchgefühl sollte mir dann ja auch recht geben.
Ronny war Angies Traummann – so dachte Angie zumindest. Doch dann begeht Ronny einen Fehler, den Angie ihm nicht verzeihen kann. Ich muss zugeben, dass mir Ronny schon ein wenig leid tat, war Angie doch nicht einmal bereit, ihm Gehör zu schenken. Was er getan hatte, konnte ich sogar etwas verstehen – ganz im Gegensatz zu Angie.
Elias, der smarte Kinderarzt, ist der Schwarm einiger Schwestern. Als er Angie seine Zuneigung zeigt, ist sie daher stolz, dass gerade sie die Auserwählte ist, der der junge Arzt sein Herz schenkt. Doch meint Elias es auch ernst mit der jungen Kinderkrankenschwester?
Steven bemüht sich wirklich sehr um Angie, nicht zuletzt deshalb, weil seine Nichte zu der jungen Kinderkrankenschwester eine innige Beziehung aufgebaut hat. Und Steven setzt alles daran, Nele ein neues Zuhause zu bieten, ist er doch der einzige Verwandte, den die Kleine noch hat. Ich fand Steven sehr herzlich, sehr ehrlich und auch alleine daher war er mir schon sympathisch. Man wünscht sich, dass Angie und Steven ein Paar werden, denn beiden wünscht man etwas Glück im Leben.
Nele ist ein wirklich süßes, aufgewecktes kleines Mädchen, das man einfach lieben muss. Die Kleine fasst sofort Vertrauen zu Angie. Und Angie kann sich dem Charme des kleinen Mädchens ebenfalls nicht entziehen. Obwohl sie ihren Onkel nicht kannte, hat sie auch zu ihm schnell Vertrauen.
Das lebhafte Mädchen erlebte zwar den Unfall hautnah mit, dennoch steckt sie die Sache scheinbar relativ leicht weg und wirkt keineswegs traumatisiert – ich hätte erwartet, dass sie verzweifelt nach ihren Eltern weint – eine fremde Umgebung, unbekannte Personen – das macht doch nicht nur Kleinkindern Angst. Da hat mich Neles Verhalten doch etwas gewundert, wobei ja jedes Kind anders auf eine solche Situation reagiert. Aber Nele hatte ja eine intensive und sehr liebevolle Betreuung durch ihren Onkel und natürlich auch durch Angie. Aber die kleine Nele ist ein Sonnenschein, deren Charme wohl jeder erliegen würde.
Auffallend an diesem Buch ist zuerst einmal, dass die Schrift relativ groß ist und sich insofern nicht besonders viel Text auf den einzelnen Seiten befindet. So liest sich das Buch auch recht zügig. Außergewöhnlich ist die verwendete Schriftart, die jedoch gut lesbar ist, was ja stets ein wichtiger Aspekt ist. Leider gibt es bei diesem Buch keine Unterteilung in Kapitel – mich persönlich stört das immer etwas, da ich das Lesen gerne am Ende eines Kapitels unterbreche, nicht zuletzt deshalb, um wieder problemlos in die Handlung einsteigen zu können, oder auch um gegebenenfalls nochmal etwas nachzulesen.
Die Handlung selbst ist zwar oft humorvoll, ebenso gibt es ja schon aufgrund der Handlung (ein tödlicher Autounfall, der Verlust von Angehörigen, Streitigkeiten, die nicht mehr geklärt werden konnten) auch viele ernste Momente, die nachdenklich stimmten. Das Ende war zwar vorhersehbar, doch das schmälerte das Lesevergnügen keineswegs.
Der Schreibstil war locker und ungezwungen, was das Buch sehr authentisch wirken ließ. Berichtet wird aus der Sicht von Angie, weshalb im Buch auch sehr viele Gedankengänge dieser Protagonistin vermerkt sind. Ich hatte den Eindruck, dass sich der Schreibstil im Laufe der Handlung besserte – aber vielleicht irre ich mich in dieser Hinsicht auch. Das Buch war kurzweilig, so dass ich es relativ zügig durchgelesen habe. Dennoch hat mich etwas am Schreibstil gestört, wobei ich gar nicht genau sagen kann, was es eigentlich war.
Die Autorin Anika Werkmeister hat mit ihrem Romandebüt ein sehr persönliches Buch veröffentlicht, denn es enthält teilweise autobiografische Züge. Inwieweit sich Dinge aus dem Leben von Anika Werkmeister in diesem Buch wiederfinden, darüber findet man zwar nichts (ein Nachwort, in dem man darüber etwas erfährt fehlt leider), doch der Danksagung lässt sich entnehmen, dass die Autorin ihren persönlichen Traumprinzen gefunden hat und Kinder hat. Die schönsten Geschichten schreibt eben noch immer das Leben selbst.
Fazit:
Ein romantischer Roman mit viel Gefühl, der ein ernstes Thema behandelt, jedoch ohne große Überraschungen. Trotz der Thematik handelt es sich um einen meist heiteren Roman, der durch Leichtigkeit und Natürlichkeit besticht, leider jedoch einige kleine Mängel aufweist. Von mir erhält das Erstlingswerk der Autorin dennoch 4 Sterne.