Rezension zu "Ich wollte immer nur dich" von Anne Wiegner
Zum Inhalt:
Johanna lebt seit ca. 1 Jahr getrennt von ihrem Ehemann. Bei ihr leben die gemeinsamen Töchter Julia und Lisa (ca. 12 und 9 Jahre). Johanna ist Lehrerin und eigentlich sehr zufrieden mit ihrem Leben. Treffen mit ihrer besten Freundin Karen gehören genauso zum Alltag wie der Haushalt und die Kinder. Doch als Karen plötzlich erwähnt Johannas Jugendliebe Paul im Nachbarort gesehen zu haben, wird Johanna neugierig und beginnt zu recherchieren. Und nach einer geplanten Aktion kommt es auch zum Kontakt, Paul ruft an, sie treffen sich und die alte Flamme lodert wieder. Schnell spüren sie wieder die alte Vertrautheit, Paul steht auch kurz vor der Scheidung, somit alles perfekt für einen Neuanfang.
Nur Karen ist sehr skeptisch und es kommt zum Streit und zur zeitweisen Funkstille zwischen den Freundinnen. Dabei macht sich Karen nur Sorgen, schließlich war Paul damals bereits gebunden als er mit Johanna zusammen war und hat sich letztlich für seine Ehefrau und das Kind entschieden. Ist ihre Sorge berechtigt? Spielt Paul wieder ein falsches Spiel mit der Freundin oder gönnt sie ihr das neue alte Glück nur einfach nicht?
Schnell wird auch klar: Pauls Noch-Ehefrau hat noch an der zerbrochenen Ehe zu knabbern. Ihre Persönlichkeit hat stark gelitten, ein gewisser Hauch Rache brodelt ebenfalls in ihr. Wie kam es dazu?
Und dann ist da noch Carmen, eine rassige Schönheit, die mit Paul anscheinend seit Jahren nicht richtig abschließen kann. Was genau verbindet die beiden?
Anfangs halten Johanna und Paul ihre Beziehung vor ihren Töchtern geheim, weil sie schon mit Papas neuer Freundin ein Problem haben. Doch die Sorge ist unbegründet: nach langer aufregender aber auch anstrengender Zeit geheimer Liebe ist das Outing gelungen und die Töchter freuen sich über das Glück ihrer Mutter.
Schreibstil:
Das Buch ist in 3 große Abschnitte unterteilt. Teil 1 entspricht in etwa der Anbahnung der Beziehung zwischen Johanna und Paul, das Wiedersehen, die Schmetterlinge im Bauch, das Neue und Aufregende. Teil 2 ist der intensive Teil der Beziehung, die öffentliche Bekanntmachung, der gemeinsame Urlaub, die Vertiefung der anfänglich neu gewonnen Vertrautheit. Im Teil 3 beginnt der Alltag sie einzuholen, der Wahlkampf beginnt, die Beziehung dringt in den Hintergrund, die Treffen werden seltener, die Beziehung etwas eingefahren.
Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Johanna, ab und an aus Sicht von Carmen und Renate. Zu Beginn der anderen Sichtweisen ist es etwas verwirrend. Nicht immer merkt man sofort, wessen Gedanken man gerade erfährt und welche Sicht der Dinge plötzlich präsentiert wird, da man ja vorrangig auf Johanna fixiert ist.
Ansonsten ist der Stil gut, das Buch lässt sich flüssig lesen, ist nicht zu langatmig, weist hier und da etwas Humor auf. Die eine oder andere kleine Spannung entsteht, wenn man auf eine Fährte gelockt wird, der man gerne nachgehen möchte. Langweilig wird es jedenfalls nicht beim Lesen. Einzig verwirrend und störend fand ich, dass die Protagonistin häufig anders genannt wird. Als Johanna hat sie bei Paul den Kosenamen Jo - noch aus früheren Zeiten, aktuelle Freunde nennen sie Hannah, dann wieder Johanna. Das waren etwas zu viele Spitznamen für eine Person.
Meine Einschätzung:
Da ich die Fortsetzung bereits kenne, war ich etwas voreingenommen und wusste was noch alles kommt. Dennoch interessierte mich eben die Vorgeschichte von Johanna und Paul. Das aufregende Wiedertreffen, die intensive Zeit. Anne Wiegner ist es gut gelungen die Verliebtheit und die verschiedenen Phasen dieser Beziehung zu gliedern und die Einteilung des Buches habe ich hoffentlich richtig verstanden.
Spannend ist auch der Charakter Paul und wirklich erstaunlich wie er es schafft sein Leben zu koordinieren und seine Jugendliebe wieder für sich zu gewissen. Der Job, dann noch die Kandidatur zum Bürgermeister, die Freundin, die letzten Tage mit der Ehefrau unter einem Dach, dann noch Afrika… Der Mann hat eine Menge zu tun und ist dennoch immer höchst charmant und aufmerksam.
Hätte ich dieses Buch zuerst gelesen, hätte ich wohl auch eine Fortsetzung gefordert. Denn eigentlich ist das Ende recht offen, wenn auch mit einer Offenbarung, die Johanna sich wahrscheinlich anders vorgestellt hätte.
Insgesamt hat mir an diesem Buch aber das besondere Etwas gefehlt. Es war für mich ein fehlendes Puzzle-Teil, aber es mangelte an richtiger Spannung. An manchen Stellen plätscherte die Story vor sich hin. Jedoch wurde die innere Zerrissenheit von Johanna sehr gut dargestellt. Man fühlte und litt mit ihr, machte sich die gleichen Gedanken und machte sich ebenso Sorgen um sie wie Karen. Auch mit Carmen leidet man förmlich mit. Die Gefühle der Protagonistinnen wurden sehr gut dargestellt. Der Charakter Paul sehr gut rüber gebracht.
Teil 2 ist eine wunderbare Fortsetzung und sehr zu empfehlen, wenn man dieses Buch gelesen hat.