Cover des Buches Der Märchenerzähler (ISBN: 9783841502476)
kitty_montamers avatar
Rezension zu Der Märchenerzähler von Antonia Michaelis

Absolut nicht meins

von kitty_montamer vor 9 Jahren

Rezension

kitty_montamers avatar
kitty_montamervor 9 Jahren

Meine Meinung
Sehr lange bin ich um diesen Titel herumgeschlichen. Die vielen positiven Stimmen veranlassten mich schließlich dazu, es bei mir einziehen zu lassen. Ich war neugierig darauf, was dieses Buch so besonders macht. Was es mit dem Märchenerzähler auf sich hat und ob ich es im Nachhinein genau so wundervoll finden würde.
Die ersten Seiten empfand ich als sehr interessant. Ich konnte mich gut mit der Protagonistin identifizieren und auch Abel machte mich sehr neugierig. Was verbirgt sich nur hinter seiner Mauer? Ist er wirklich so ein "harter Kerl", oder versteckt er seine gute Seele? Wenn ja: Wovor? Ich ließ mich von dem wundervollen Schreibstil der Autorin durch die Geschichte tragen und hatte jede einzelne Szene vor Augen. Besonders das Märchen, was zwischendurch immer mal wieder vom Märchenerzähler weiter gesponnen wird, hat mir sehr gut gefallen. Fast kam es mir so vor, als würde ich mit einem Kakao in der Hand neben Micha sitzen und zuhören, was die Prinzessin alles erlebt.
Antonia Michaelis schreibt wirklich fabelhaft und sehr bildlich, aber das bin ich aus ihren vergangenen Romanen auch schon gewohnt.
Als die ersten Morde geschahen, habe ich mitgefiebert, wer der Mörder ist und aus welchem Grund er seine Taten verübt. Im Grunde genommen hätte dies die Spannung noch mehr anheizen müssen, doch zu meinem großen Erstaunen tat es dies leider nicht. Nachdem mir die ersten Seiten so gut gefallen hatten, ließ meine Begeisterung stetig nach. Ich empfand die Geschichte als zu langatmig, langweilig und selbst die poetischen Worte, die Antonia Michaelis in allen ihren Romanen verwendet, machten diese Tatsache nicht zur Nebensache.

»"Wenn ich denken könnte", sagte sie laut, "wenn ich klar denken könnte. Vielleicht muss ich sprechen, um zu denken? Was ist geschehen? Und was bedeutet das, was geschehen ist?"«
Zitat aus: "Der Märchenerzähler"

Der wahrscheinlich größte Wendepunkt kam, bei einer Schlüsselszene im Bootshaus. An dieser Stelle möchte ich alle drauf hinweisen, die das Buch nicht kennen, den Spoiler zu überspringen!

Achtung! Spoiler!

Ich muss leider sagen, dass ich gerade diese Szene sehr bedenklich für ein Jugendbuch ab 14 Jahren empfinde. Es macht den Anschein, als hätte Anna Abel nahezu herausgefordert, sie zu vergewaltigen. Dass sie selbst Schuld ist und dass es auch total normal ist, solch ein Vergehen nach drei Tagen zu verzeihen um später dann trotzdem noch mal "richtigen Sex" zu haben. Schließlich hat es Abel ja absolut nicht leicht und muss sogar auf den Strich gehen, um für sich und seine Schwester zu sorgen. Ja, der Protagonist hat es wirklich nicht leicht. Diese Tatsache möchte ich auch überhaupt nicht abstreiten, allerdings muss man hier sehen, wo die Grenzen liegen. Ich kann verstehen, dass er für seine Schwester sorgt und nicht möchte, dass sie zu Pflegeeltern, oder gar in ein Heim kommt, aber ich kann es nicht verstehen und heiße es schon gar nicht gut, dass er diesen Weg geht. Niemand, absolut niemand hat das Recht Gewalt an einem anderen Menschen auszuüben, oder/und Frauen zu vergewaltigen. Ganz egal, ob eine schwere Kindheit, oder was auch immer dahintersteckt!

Spoiler Ende!





Ab dieser Schlüsselszene fiel meine Begeisterung, die ich Anfangs für dieses Buch noch aufbringen konnte, absolut im Keller. Die Spannung war völlig verflogen und gerade Annas Verhalten konnte ich überhaupt nicht mehr verstehen. Sie läuft Abel wie ein heißes Hündchen hinterher und verliert sich dabei selbst völlig aus den Augen. Mir kam es so vor, als hätte sie sich aufgegeben, als wäre sie nur noch eine Hülle, die total auf ihren "Herzmann" fixiert ist. Die Auflösung der Verbrechen überraschte mich dann auch nicht mehr sonderlich. Es war völlig klar, wer hinter all dem steckt, ebenso die Gründe, die zu diesen Taten veranlasst hatten.
Vielleicht bin ich zu hart mit meinem Urteil und vielleicht liegt dies daran, dass ich weit über der Zielgruppe dieses Buches hinaus bin und somit vieles "anders" bei mir ankam, als es vielleicht sollte.


Fazit:
Ich kann leider absolut nicht verstehen, was an diesem Roman außer dem Schreibstil wundervoll sein soll. Was gut anfing, hat mich immer mehr gelangweilt. Zudem finde ich die "Schlüsselszene" absolut erschreckend. Ab dieser Stelle ging für mich völlig der Lesespaß verloren. Es tut mir ehrlich Leid, aber ich kann Der Märchenerzähler absolut nicht weiter empfehlen und halte es für äußerst bedenklich es Jugendlichen ab 14 Jahren in die Hand zu drücken, denn meiner Meinung nach wird hier eine völlig falsche Botschaft vermittelt.

© www.mybooksparadise.de
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks