Cover des Buches Nashville oder Das Wolfsspiel (ISBN: 9783789142758)
Rezension zu Nashville oder Das Wolfsspiel von Antonia Michaelis

Nashville oder das Wolfsspiel – Antonia Michaelis

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein Jugendthriller, der nicht übermäßig spannend ist, trotzdem will man einfach wissen, was hier vor sich geht.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren
Inhalt

Die achtzehnjährige Svenja findet in einer Abseite ihrer neuen Tübinger Studentenwohnung einen verwahrlosten, stummen 11-jährigen Jungen und nimmt ihn bei sich auf. Nach seinem T-Shirt-Aufdruck nennt sie ihn Nashville.

Als eine Serie von Morden an Obdachlosen die Stadt in Aufruhr versetzt, wird Svenja unruhig. Hat Nashville, der immer wieder heimlich verschwindet, etwas damit zu tun? Bald schon merkt sie, dass nicht nur Nashvilles, sondern auch ihr Leben bedroht ist.

Meine Meinung

Die Geschichte fängt ziemlich mysteriös und spannend mit einem Prolog an. Jemand mit einem scharfen Messer verschafft sich in der Nacht Zugang zu einer Wohnung. Hier schläft jemand und die Person mit dem Messer denkt, der Schlafende hat noch eine Minute, bevor er stirbt. Eine letzte Minute.

Svenja Wiedekind, 18 Jahre alt, kommt in Tübingen an und betritt ihre erste eigene Wohnung. Eigentlich ist die Wohnung renovierungsbedürftig, aber sie freut sich auf ihre neu gewonnene Freiheit. Es gibt nicht immer warmes Wasser und das Mobiliar ist ziemlich alt, aber es ist nun IHRE Wohnung. Sie hängt ihre Sachen in den alten Bauernschrank und kocht sich Nudeln in der Küche. Doch als sie einen Küchenschrank aufmacht, auf der Suche nach Salz, steht da ein Junge auf dem Kopf, reglos. Sie spricht ihn an, aber er schweigt. Svenja stellt sich auch auf den Kopf, doch das Kind will immer noch nicht mir ihr reden. Auf seinem schmutzig weißen T-Shirt steht NASHVILLE. Er ist höchstens 11 Jahre alt. Er kommt aus dem Schrank, isst zwei Portionen Nudeln und legt sich ins Bett, wo er sofort einschläft. Svenja überlegt zur Polizei zu gehen. Als sie allerdings davor steht, bringt sie es nicht übers Herz und lässt es sein. Sie nennt ihn Nashville.

Svenja studiert Medizin, geht in ihre Vorlesungen, genießt ihr Leben ohne elterliche Aufsicht. Sie lernt Katleen kennen, die ihr Gemüse im Freien schneidet und ganz in der Nähe wohnt. Friedel Häberle studiert zusammen mit ihr Medizin. Er wohnt mit seinen Freuden, Kater Carlo aus Spanien und Thierry aus Frankreich, in einem verlassenen, abbruchreifen Haus. Sie lernt den HNO-Arzt Gunnar Holzen und Nils den Tutor aus dem fünften Semester kennen. Und dann gibt es eine kleine Gruppe Obdachlosen, die auch eine wichtige Rolle spielen.

Svenja ist eine sympathische, wenn auch etwas schusselige, flatterhafte Protagonistin. Sie ist in manchen Sachen recht unselbstständig und dann zeigt sie wieder Seiten, die viel Mut erfordern. Obwohl diese Geschichte fast ausschließlich Svenja folgt, ist Nashville für mich die Hauptperson. Er braucht eine Weile, bis er endlich anfängt zu reden. Nach und nach erfahren wir wie sein bisheriges Leben gewesen ist. Oft verschwindet er einfach, mitten in der Nacht.

Der Erzählstil von Antonia Michaelis ist sehr ausdrucksvoll, dichterisch und voll Farbe. Ihre Charaktere sind jeder für sich unverkennbar. Nashville ist mir sehr ans Herz gewachsen. Große Sympathie empfand ich auch für einen Obdachlosen ohne Namen, der nur »Der Jungen zwischen den Zeilen« genannt wird, weil er zwischen den Zeilen der Gesellschaft lebt.

Vor allem die Obdachlosigkeit wird hier thematisiert. Ich frage mich oft, wenn ich einen Obdachlosen sehe, welche Tragödie dahintersteckt. Die meisten Menschen meiden sie, sehen sie nicht oder machen einen Bogen um sie, haben Angst vor ihnen. Doch oft braucht es nicht viel um dort zu landen. Es braucht aber viel um wieder auf die Beine zu kommen. Und dann gibt es welche, wie der »Junge zwischen den Zeilen« der freiwillig auf der Straße lebt, einfach um wirklich zu leben.

Menschen sterben, obdachlose Menschen, und Nashville ist mittendrin. Wer tötet diese Menschen, systematisch und ohne Gnade? Nashville und Svenja versuchen das herauszufinden mit Hilfe von ihren Freunden. Nur von einer Person weiß man, dass sie sicher nichts damit zu tun hat und das ist Svenja selbst. Immer mehr Menschen wissen, dass ein obdachloser, traumatisierter Junge bei Svenja wohnt, auch verantwortungsvolle Erwachsene, aber niemand greift ein oder meldet es bei der Polizei. Das erscheint mir etwas unglaubwürdig. Es gibt aber auch anderes Verhalten, das unglaubwürdig erscheint in der Geschichte. Ohne dies könnte die Geschichte aber gar nicht so bestehen und als Leser habe ich es einfach gelten lassen.

Ein Jugendthriller, der nicht übermäßig spannend ist, trotzdem will man einfach wissen, was hier vor sich geht. Das Ende war überraschend, traurig und auch etwas unbefriedigend. Das Motiv hinter den Morden ist sehr schwach und unverständlich. Der gefühlvolle, poetische Schreibstil entschädigt für die Schwächen in der Geschichte, drückt allerdings die Spannung. Empfohlen ab 12 finde ich etwas gewagt wegen der Brutalität und die nicht Jugendfreien Szenen.

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