Cover des Buches Unsichtbare Wunden (ISBN: 9783825179663)
Seelensplitters avatar
Rezension zu Unsichtbare Wunden von Astrid Frank

Mobbing

von Seelensplitter vor 8 Jahren

Kurzmeinung: ACHTUNG - keine leichte Kost, dennoch gut geschrieben! Für mich fehlten jedoch Gedanken wie man aus so etwas ausbrechen kann!

Rezension

Seelensplitters avatar
Seelensplittervor 8 Jahren
Meine Meinung zum Jugendbuch: Unsichtbare Wunden

Aufmerksamkeit und Erwartung:
Diesen punkt findet ihr wie stets auf meinem Blog und auch was mir noch zusätzlich wichtig ist!

Inhalt in meinen Worten:
Anna - 13 Jahre alt - bildhübsch, bekommt zu ihrem 13. Geburtstag ein Geschenk, ein Tagebuch. Dass dieses Buch mehr ist als nur ein Tagebuch, wird Anna schnell klar, denn irgendwas ändert sich in ihrem Leben, sie wird auf einmal immer trauriger, bis das unfassbare passiert, was nur passieren konnte. Letztlich ist der einzige Zuhörer dieses Tagebuch, und was dieses Tagebuch zu erzählen hat, tja das solltet ihr bei diesem Buch heraus finden.

Wie fand ich das Buch?
Dieses mal fällt es mir nicht leicht über das Buch zu schreiben. Denn viel zu vieles im Buch hat dazu beigetragen, mich an meine eigene Geschichte zu erinnern. Eine Geschichte die nicht schön war, und auch zu viele Szenen im Buch geben genau das wieder, was ich auch selbst erleben musste. Deswegen würde ich allen empfehlen, lest es mit Vorsicht, seid wachsam auf eure Seele und wenn ihr merkt, es geht zu tief, legt es auf die Seite und nehmt es dann wieder zur Hand wenn es euch wieder etwas besser geht.

Geschichte:
Anna stirbt bei einem Reitunfall. Das erfahre ich ganz am Anfang der Geschichte, doch dass das noch nicht alles ist, wird durch die Tagebucheinträge sehr schnell klar.
Sie wird gemobbt, bis sie sich selbst nicht mehr ausstehen kann, sich selbst hassen lernt und keine Hoffnung mehr in sich birgt und nur noch Angst vor morgen hat. Bis dann auch noch die schlimmsten Folgen bis in ihr Kinderzimmer ihr folgen, ab da sieht sie nur noch rot und hat keine Lust mehr wirklich durchzuhalten.
Dass da aber immer noch ein Freund auf ihrer Seite ist, der leider auch nicht der Held im Klassenzimmer ist, sieht sie nicht mehr.

Diese Geschichte wird mir letztlich von ihrem besten Freund im Nachhinein am Grab von Anna erzählt. Dies passiert einerseits durch Tagebucheinträge von Anna, durch Gedanken vom Vater und dann auch seine Erzählung an seine Frau.

Er beleuchtet alle Facetten.
Annas Sicht, Simons (der Vater von Anna) Absturz und gleichzeitig seinen unwiderruflichen Hilfeschrei, die Klassenkameraden, seine Sicht und zu guter letzt die Sicht aus den Täter Augen.
Diese Mischung finde ich gut gewählt, wenn auch nicht sehr einfach.

Charaktere:
Kann ich euch sagen, haben es in diesem Buch echt in sich. Nicht nur der tiefe Fall sondern auch die Mutlosigkeit und das grauenhafte Grauen kommt gut durch, durch jeden Charakter, das Unverständnis, das drauf hauen, das Lösungsorientierte Denken, obwohl das nicht immer wirklich sinnvoll ist, die Schuldzuweisungen, die Blindheit, einfach die gesamte Palette voller Gefühle findet sich in jedem einzelnen Charakter wieder und das genau so einzufangen, ist alles andere als einfach und somit ist der Autorin hier richtig was gutes gelungen.

Nebeneffekte:
Diesen Punkt, habe ich im Nachhineingang erkannt, dass er doch anders da steht, als dass ich erkannt habe, hieran merkt man, dass auch sehr schnell trigger zu etwas anderem führen können, als dass jemals angedacht war:
Hier kommt der angesprochene Punkt:
Ich fand es heftig zu lesen, wie Simon sich mit der Glasscherbe selbst durch den Arm schnitt. Denn ich weiß wie es für mich selbst vor geraumer Zeit noch war, wie es ist, die Haut unter dem Messer aufspringen zu fühlen und zu sehen, und dabei Trost zu finden, doch dass das der falsche Trost ist, musste ich unter Jahrelangen Therapien erkennen, mich selbst lieben zu lernen.

Anna bleibt leider im Buch verwehrt dass es Hilfe geben kann, denn sie ist diejenige die durch einen Unfall aus dem Leben gerissen wird, doch war es wirklich ein reiner Unfall? Das wird am Ende des Buches mehr oder minder aufgeklärt.
Auch Annas Entwicklung in die Opferrolle ist sehr glaubhaft, nachvollziehbar, erlebbar, und vor allem eines Sprachlosigkeit machte sich breit. Denn wie kann man einem Menschen, der so tief aufgrund dummer Missverständnisse, Rivalität und dummen Sprüchen einer Lehrerin helfen, wieder in das Leben zu finden, wieder Hoffnung zu fühlen? Diese Frage bleibt für mich leider offen.
Einen Satz im Buch kann ich euch gerade nur Sinnmäßig wieder geben: Es ist leichter Wunden von außen zu sehen, dadurch wird es greifbar, doch was unter der Haut abgeht, dass kann keiner sehen und oft noch weniger nachvollziehen.
Für mich hat das Buch klare Triggermomente - wäre ich selbst noch nicht da, wo ich heute bin, hätte ich wahrscheinlich das Verhalten ungewollt von Anna wiedergegeben. Und mir evtl wieder selbst weh getan. Ich bin also froh, dass ich doch schon etwas "weiter" in meinem Weg bin.

Würde ich euch das Buch empfehlen?
Ja und Nein.
Ja, denn die Autorin schafft es, Mobbing wirklich offen darzulegen und aufzuzeigen wie sich Opfer fühlen können, jedoch bleibt die Autorin mit der Hilfestellung hinter dem Berg, das fand ich schade, denn das hatte ich mir erwartet vom Buch.
Auch kann ich es euch vom Schriftstellerischen Werdegang der Autorin sehr empfehlen. Sie schreibt realistisch, nah und vor allem Nachvollziehbar.

Nein, weil es mich selbst zu sehr fast in den Abgrund gerissen hat, und ich mir vorstellen kann, dass Kinder/Jugendliche die dieses Buch lesen, und vielleicht selbst in dieser Thematik stecken es nicht einfach haben. Und dadurch ungewollt dem Buch nacheifern. Und viele Strategien die Anna an den Tag legt, sind nachvollziehbar und auch ich konnte mich gut in Annas Sicht hineinversetzen, dennoch nicht gut heißen, dass sie sich keine Hilfe holte, sich selbst verletzte und letztlich so weit ging, dass ihr Vater nur noch eines bleibt, ihr Pferd.

Fazit:
Ein hartes Buch - ein Buch das zeigt, wie weit die Opferrolle gelebt und missverstanden werden kann. Ein Buch dass mich nicht sofort loslässt und nachgrübeln lässt, was ich selbst hätte tun können. Ein Buch das jeder Pädagoge und jeder Lehrer lesen sollte, um ein klein wenig besser das Thema Mobbing zu verstehen.

Sterne:
Obwohl ich euch warne und es für mich kein einfaches Buch war, bekommt dieses Buch aufgrund der Tiefe, des Schreibstiles und des Wesens fünf Sterne!
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks