Rezension zu Das Totenschiff von B. Traven
Hervorragend, berührend, tragikomisch
von Ein LovelyBooks-Nutzer
Rezension
✗
Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren
Das im Jahre 1926 erschienene Erstlingswerk des unter dem Pseudonym B. Traven publizierenden Autors verbindet auf grandiose Weise die Genres Abenteuerroman und Politische Abhandlung. Anhand der Hauptfigur, hier ein Seemann, der seines Schiffes verlustig geht und daraufhin eine Odysee zwischen Konsulaten, Polizeistationen und verschiedenen Aufenthaltsorten quer durch Europa erlebt, wird die Absurdität staatlicher Institutionen, legeslativer und exekutiver Gewalt verdeutlicht. B. Travens Botschaft wird dabei nicht mit dem erhobenen Zeigefinger vermittelt, sondern mit Hilfe humoresker Situationen und teils gespielter Naivität, teils großartiger Beobachtungsgabe während der Lektüre ins Bewusstsein des Lesers gebracht. Schließlich, als der vielgeprüfte Held der Erzählung in Spanien seinen Frieden gefunden hat, gerät er mehr oder weniger freiwillig in den Dienst der "Yorikke", eines Schiffes, dessen einzige Aufgabe im Versicherungsbetrug besteht. Zum Untergang verurteilt, lebt auch die Besatzung mehr am Rand der Existenz, fernab jeder Zivilisation und gesellschaftlichen Anerkennung. Es sind gescheiterte, verstoßene und heimatlose Gestalten, die sich an Bord des Totenschiffes tummeln. Doch auch die schlimmste und unwürdigste Behandlung kann den Seemann nicht davon abhalten, sich mit seinem Schicksal zu arrangieren und die "Yorikke" in sein Herz zu schließen. Das Finale schließlich ist ebenso erschütternd wie berührend. "Das Totenschiff" bietet hervorragende Lektüre und kurzweilige Unterhaltung. Stil, Sprache und Inhalt verbinden sich zu einer großartigen Geschichte um den Verlust der persönlichen Freiheit und dem gleichzeitigen Festhalten an der eigenen Individualität. Hier ist dem Autor ein Werk gelungen, dass seinesgleichen sucht. Daher unbedingte fünf Punkte.