Frankfurt am Main, 1968.
Edda wächst in einem gut situierten Elternhaus auf. Ihr Vater ist Arzt, ihre Mutter hat ihren Beruf der Familie zuliebe aufgegeben. Ihre beiden Brüder haben bereits eigene Familien. Kurz vor dem Abitur verbringt sie mit ihrem Freund Kai einige Tage in Berlin. Edda möchte gerne Farah Diba sehen, die mit dem Schah auf Deutschlandbesuch ist. Dabei wird sie Augenzeugin des brutalen Polizeieinsatzes gegen die Demonstranten und des Schusses auf Rudi Dutschke. Wieder zurück in Frankfurt beschließt sie als Au Pair nach Paris zu gehen, um ihren autoritären Elternhaus zu entgehen. Hier lernt sie Marcel kennen und lieben. Doch auch in Paris begehren die Studenten auf und gehen auf die Straße. Und Marcel, der seine Mutter während des Krieges durch die Deutschen verlor, hat anfangs Schwierigkeiten, sich auf Edda einzulassen. Marcel fragt Edda, ob sie ausschließen kann, dass ihre Eltern Nazis waren. Edda beschließt, es herauszufinden. Doch ihr Vater weicht ihren Fragen aus. Erst als Edda durch Zufall alte Feldpostbriefe und ein altes Foto ihres Vaters in die Hände fallen, findet sie eine Spur, die nach Frankreich führt. Und während sie noch eine Verbindung ihres Vaters zu einem Massaker in einem französischen Dorf aufdeckt, lernt Marcel Andreas Baader und Gudrun Ensslin kennen und ist fasziniert von ihnen, doch Edda hat Probleme mit deren radikaler Einstellung. Und dann verrät Marcel ihre große Liebe.
Beate Rösler hat hier einen großartigen Roman vor dem Hintergrund des Vietnam-Krieges, der Studentenunruhen und der Entstehung der Baader-Meinhof-Bande geschrieben. Edda, die Hauptprotagonistin, ist ein starker und mutiger Charakter, sie war mir sehr sympathisch. Ihren Freund Kai mochte ich erst nicht, später fand ich seine Entwicklung toll, bei Marcel war es umgekehrt. Der Erzählstil der Autorin ist sehr flüssig und bildhaft. Dadurch war ich mitten in der Handlung drin und das Lesen war sehr spannend.
„Eddas Aufbruch“ ist ein hervorragender Roman mit sehr gut recherchiertem historischen Hintergrund. Hier werden die späten 60er Jahre mit ihren Unruhen lebendig und auch über den zweiten Weltkrieg habe ich noch Neues erfahren, denn von dem Massaker in Oradour-Sur-Glade wusste ich vorher noch nichts.
Fazit: Ich habe diesen mitreißenden Roman verschlungen und erteile von Herzen gerne eine große Leseempfehlung und vergebe verdiente fünf Sterne.