Das Büro der einsamen Toten ist der Debütroman des Autorenduos Britta Böhler und Rodney Bolt. Die Geschichte spielt im wunderschönen Amsterdam, das man nach dem Lesen dieses Romans wahrscheinlich möglichst sofort besuchen möchte, um an den Schauplätzen in der Geschichte zu flanieren.
Die beiden Autoren haben sich ein höchst brisantes Thema vorgenommen und sehr gelungen in einen spannenden Detektivroman verarbeitet. Es geht um die Situation der jüngsten Generation von (PC) muslimischen Menschen mit Migrationshintergrund. Sehr einfühlsam wird auf den schwierigen Prozess der Identitätsfindung eingegangen. Zerrissen zwischen der (zu) angepassten Elterngeneration und dem Wissen, doch anders zu sein, weil man anders behandelt wird, obwohl man im gleichen Land aufgewachsen ist wie die Mitbürger werden hier junge Menschen von einem karrieregeilen Staatssicherheitsbeamten in die Terrorecke gedrängt. Skrupellos werden Menschen benutzt, nur um das eigene persönliche Ziel zu erreichen.
Die Hauptperson Pieter Posthumus schlittert in diese Szenerie durch seinen Beruf hinein. Er ist im Büro der Stadtverwaltung für die Bestattung von einsam oder anonym gestorbenen Menschen zuständig und hat aber den Anspruch, der Bestattung möglichst eine persönliche Note des Verstorbenen zu geben. Deswegen hält er oft manchmal, sehr zum Verdruss seiner Kollegin, an Details fest und knabbert daran herum, bis er ein möglichst rundes und vollständiges Bild des Toten erhält. Auf diese Weise fügen sich in der Geschichte eigentlich zunächst nicht miteinander zusammenhängende Fälle zu einem sehr schön konstruierten Gesamtbild zusammen.
Mir haben die Gedanken zur heutigen Gesellschaft und die Schilderung der Situation der Jugendlichen sehr gut gefallen. Endlich hat mal jemand den Schleier weggezogen! Für mich ein sehr wichtiges Buch, es sollte noch mehr mit Bücher zu diesem brisanten Thema geben. Chapeau vor dem Autorenteam! Wir sind gespannt auf neue Fälle von Pieter Posthumus.