Cover des Buches Die Engelmacherin (ISBN: 9783471350843)
Rezension zu Die Engelmacherin von Camilla Läckberg

Interessanter Krimi mit kleineren Schwächen

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 10 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 10 Jahren
Ebba Stark und ihr Mann Mårten führten ein normales Leben in Göteborg, bis ihr Sohn Vincent plötzlich verstarb. Von diesem Moment an lebten die beiden in Scham, Schweigen und gegenseitiger Schuldsuche und beschlossen nach einigen Monaten, einen Neuanfang in Ebbas Elternhaus auf Valö zu versuchen. Das alte Haus, in dem Ebbas Vater früher ein Ferienheim geführt hatte, ist sichtlich verfallen, denn niemand hat sich groß darum gekümmert, seit ihre gesamte Familie vor 35 Jahren unter mysteriösen Umständen verschwand. Zwei Erwachsene und drei Kinder wurden wie vom Erdboden verschluckt und nur die damals einjährige Ebba blieb zurück.
Als mitten in der Nacht die neue Bleibe der Starks in Brand gesetzt wird, kann sich niemand so recht vorstellen, wer dem armen Paar so etwas kurz nach dem schweren Verlust antun würde. Die Ermittlungen von Kommissar Patrik Hedström und seinen Kollegen führen zu nichts, bis Ebba und Mårten bei Renovierungsarbeiten eine gruselige Entdeckung machen, die ein neues Licht auf die Geschehnisse wirft. Gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Vorfällen? Wer könnte dafür verantwortlich sein? Und was will diese Person bezwecken?

Die Geschichte verläuft auf zwei verschiedenen Zeitebenen. In sich abwechselnden Kapiteln geht es mal um die aktuellen Ereignisse rund um die Familie Stark und mal um die im Jahre 1908 lebende Dagmar, deren Mutter als "die Engelmacherin von Fjällbacka" bekannt wurde. Inhaltlich möchte ich hierauf nicht weiter eingehen, um nichts vorweg zu nehmen.
Vor allem in der ersten Hälfte des Buches sind diese Einschübe aus der Vergangenheit eine gern gesehene Abwechslung, denn die Ereignisse in der Gegenwart brauchen eine Weile, bis sie in Fahrt kommen. Bis zur Buchmitte ist der Inhalt zwar interessant zu verfolgen, doch lange Zeit kaum spannend oder gar fesselnd.

Der Hauptgrund hierfür sind Ebba und Mårten, die insgesamt eher fremd scheinen und recht uninteressant zu verfolgen sind, da lange Zeit, abgesehen von immer ähnlichen Gesprächen, nichts geschieht. Die triste Stimmung von und zwischen den beiden ist geradezu greifbar und sehr authentisch, wird aber schnell eintönig. Andere Personen sind dafür von Beginn an umso spannender und vielschichtiger. Neben Dagmar und ihren Verwandten wären da zum Beispiel die beinahe chronisch lügende Schriftstellerin Erica, ein skurriler Transsexueller und ein fremdenfeindlicher Politiker. Die Figuren wirken in der Art wie sie reden und sich verhalten natürlich. Auffällig sind zahlreiche unglückliche Menschen und daraus folgende berührende Situationen, durch die beim Lesen insgesamt eine recht negative Stimmung entsteht.
Die Charaktere sind nicht nur abwechslungs- sondern vor allem auch zahlreich. Wer Probleme hat, sich Personen einzuprägen, wird hier sicherlich das ein oder andere Mal durcheinanderkommen, denn bereits auf den ersten 50 Seiten tauchen 30 Personen auf (+ einige Kinder). Zwar gibt es ein Personenverzeichnis, doch dort fehlen viele Charaktere - darunter auch einige, die wichtig für die Geschichte sind.

Schön ist, dass man zwar immer wieder kleinere Hinweise bekommt, diese aber in einem perfekten Gleichgewicht zu neuen Rätseln und Geheimnissen auftauchen, sodass man permanent und bis zum Schluss Vermutungen aufstellt oder wieder verwirft. Die wahren Gründe bleiben lange unklar und sind auch eher nur in Ansätzen und nicht in ihrem vollen Umfang vorhersehbar.
Zu Camilla Läckbergs Schreibstil lässt sich nur Positives sagen: gelungene Dialoge, eine atmosphärische Beschreibung der Umgebung und sehr gute Satzlängen lassen die Seiten nur so dahinfliegen.

Weniger gelungen ist die Arbeit der Polizei an einer der wichtigsten Stellen - trotz drohender Gefahr und klarer Verdächtigung wird in Ruhe weiter beraten. Außerdem wird Ericas Lügen im Laufe des Buches zu stark und lässt sie nicht nur sehr naiv, sondern auch unsympathisch dastehen.

Insgesamt trotz kleinerer Schwächen eine Leseempfehlung für alle, die trotz einer negativen Grundstimmung und ohne "Spannung von der ersten Seite" Freude an Krimis haben.
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