Rezension
Der Fürst des Parnass erzählt den Gründungsmythos des Friedhofs der Vergessenen Bücher. Jeder passionierte Leser von Zafóns wunderbaren Werken kennt diesen Ort aus der berühmten Reihe, die ihren Anfang mit Der Schatten des Windes nahm. Nun lernt er welche Rolle der große Dichter Cervantes bei der Entstehung spielte.
Die Kurzgeschichte umfasst 83 Seiten und wurde zum Welttag des Buches in limitierter Auflage erstmals in Deutschland veröffentlicht.
Es sind 83 Seiten, die breite Ränder und wenig Geschichte enthalten. Es muss angemerkt werden, dass die geringe Seitenzahl den Preis weniger rechtfertigt als der gute Zweck, der damit unterstützt wird. Nichtsdestotrotz wird sich jeder Freund des Autors für diese neue Veröffentlichung interessieren.
Trotz des sehr geringen Umfangs finden sich die Ingredienzien, die Zafóns Werke auszeichnen. Eine reiche Sprache, mysteriöse Begebenheiten sowie sehnsuchtsvolle Melancholie und Tragik, die durch malerische Schauplätze ergänzt wird. Es wird jedoch alles nur angedeutet und kann sich selbstredend nicht wie in den Romanen entfalten.
Der Fürst des Parnass ist eine Fingerübung, eine Ergänzung, ein Geschenk für die Fans des großartigen Carlos Ruiz Zafón. Es sollte nichts davon erwartet werden was schon aufgrund des begrenzten Umfangs unmöglich ist.
Die Kurzgeschichte beweist, dass der Autor Raum benötigt, um seine Figuren und ihr Schicksal zum Leben zu erwecken. Die reich gefüllten Seiten seiner Romane vermitteln eine Kunstfertigkeit und Tiefgründigkeit, die Der Fürst des Parnass zwar andeutet aber nicht umsetzt.
Um die Welt des alten Barcelona und seiner Bewohner rund um den Friedhof der Vergessenen Bücher kennenzulernen, sei Einsteigern immer Der Schatten des Windes empfohlen.