Cover des Buches Im Tal der träumenden Götter (ISBN: 9783426509807)
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Rezension zu Im Tal der träumenden Götter von Carmen Lobato

Törichte Liebe, in politisch brisanten Zeiten

von GetReady vor 11 Jahren

Kurzmeinung: Kurzweiliger Frauenroman mit möglichen Nebenwirkugen. Reiselust, politische und menschliche Erkenntnisse nicht ausgeschlossen.

Rezension

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GetReadyvor 11 Jahren
Ein Familienroman, ein Frauenroman, ein historischer Roman, wobei der Frauenanteil deutlich überwiegt.

Im Mexiko des ausgehenden 19. Jahrhunderts werden politische Weichen gestellt, die bis heute Auswirkungen auf das Leben der mexikanischen Bevölkerung haben. Ein ehemalig „demokratischer“ Revolutionär, festigt seine Macht als Präsident,so daß er bald Diktator ist. Besonders die Konflikte zwischen arm und reich, indigener Bevölkerung und „weißer“ spanisch stämmiger Großgrundbesitzer und politischer Elite werden geschildert.

Mitten in diese Zeit der Machtkämpfe und Interessenkonflikte gerät die Familie von Katharina und Benito. Benito ist Indio, ein alter Kampfgefährte des Präsidenten, und Gegner dessen politischer Pläne. Er wird vom Präsidenten quasi als Geisel in Mexico-City gehalten, so daß er sich weder um seine Familie, das Landgut noch seine Pflichten als Govenor von Querétaro kümmern kann.
Doch die eigentliche Hauptperson des Romans ist seine älteste (nicht leibliche) Tochter Josefa, die aus ihrer Andersartigkeit Anlaß zieht, sich rachsüchtig kindisch in eine fatale Liebe zu steigern.

Ich habe aus vielen Gründen so lange gebraucht eine Rezi für diesen Roman zu schreiben.
Einer davon ist, daß ich nicht recht wußte, wie ich ihn bewerten soll.

Das Buch ist meiner Ansicht nach, kein wirklicher Familienroman, sondern teilweise eine kitschige Liebesschmonzette, in einer Art geschrieben, wie ich es nicht mag.
Mich interessierten andere Personen des Romans, die politisch aktiv waren, viel mehr, als dieses verzogene Gör.
Weshalb das Buch von mir subjektiv eine relativ schlechte Bewertung bekäme, denn die Familienromane, die ich liebe, sind von Autoren, wie Marquez, Mann, Rushdie, Irving etc..
Deren Familienromanen kann dieses Buch nicht das Wasser reichen, nur soll es das, glaube ich, auch gar nicht.

Kann die Autorin etwas dafür, daß der Verlag nicht mit „Frauenroman“ labelt? Nein!

Wenn ich das Buch also als Frauenroman bewerte, dann ist es einer der besten, den ich je gelesen habe.

Der Roman ist absolut zielgruppen-paßgenau geschrieben, ohne deswegen auf all zu plumpe Schablonen zurückzugreifen.
Sprachlich ist er er einfach, ohne anspruchslos zu sein, vor allem ohne die schlimmen Patzer der Massenware diesen Genres. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, verdient dieser Umstand wegen der allgemeinen Schlamperei der Verlage ein Sonderlob.

Die Figuren sind sehr lebendig, meist auch überzeugend. Die Landschaften sind so geschildert, daß sie sofort Sehnsucht wecken.

Carmen Lobato läßt ihr historisches Detailwissen und ihre tollen Kenntnisse über das Land wundervoll in die erzählte Geschichte einfließen. Auch hiermit geht sie weit über das hinaus, was man üblicherweise in solchen „seichten“ Unterhaltungsromanen zu lesen bekommt.
Ein großes Kompliment, wie sie mit relativ leichter Hand komplizierte politische Details in die Erzählung integriert und damit die typischen Leser solcher Romane auch ein bisschen fordert, vielleicht sogar zu eigenene Recherchen anregt. Das finde ichgroßartig.
Und deshalb vergebe ich, obwohl es kein Buch nach meinen Geschmack ist, die volle Sternenzahl.

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