Cover des Buches Jähzorn (ISBN: 9783809026310)
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Rezension zu Jähzorn von Caryl Férey

Nur wer abgrundtief hasst, kann Jähzorn empfinden...

von Floh vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Dieser Thriller vereint grandiose Schreibkunst, atemberaubende Kulissen mit einer fesselnden und gewaltigen Handlung im derben Argentinien.

Rezension

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Flohvor 9 Jahren
Der preisgekrönte und mehrfach ausgezeichnete Autor Caryl Férey hat sich in der Krimi- und Thrillerwelt bereits einen einschlägigen Namen gemacht und mit seinem Werk "Zulu" die Leserschaft und auch die Filmindustrie bereichern können. Nun wagt der Autor einen weiteren Schritt und begibt sich mit seinem neuen Werk "Jähzorn" in die Welt der Spionage, der dunklen Abgründe, der Rache und Folter im fernen Argentinien. Argentinien, wo andere Gesetze und Moral herrscht. In "Jähzorn" schickt der Autor Caryl Férey einen ganz besonderen Protagonisten und Ermittler ins Rennen. Ich habe schon viel gelesen, und auch schon viele Themenbereiche Thriller beschritten, aber das was mich in "Jähzorn" erwartete, das hat mich definitiv sprachlos gemacht, sprachlos in der Form der Umsetzung, und fasziniert in der Form der Komplexität, des Ausmaßes und der genialen Strategie um Antworten und Vergeltung zu finden. Gewaltig, actionreich,brutal, tiefgründig, erschreckend, provozierend, ermahnend und verblüffend.
Erschienen im Limes Verlag (http://www.randomhouse.de/limes/)

Inhalt:
"Den bitteren Geschmack des Zorns kennt nur, wer richtig hasst ...

Rubén ist der Sohn des berühmten aufständischen Dichters Calderón, der in den Verliesen der argentinischen Diktatur zu Tode gefoltert wurde. Rubén selbst entkam nur knapp, doch er ist fürs Leben gezeichnet. Dreißig Jahre später widmet er sich der Verfolgung der damaligen Täter und sucht nach anderen Überlebenden wie ihm. Als er eines Tages der indianischen Bildhauerin Jana begegnet, die ihn damit beauftragt, die brutalen Mörder einer Prostituierten zu finden, ändert sich sein Leben für immer – denn beide verbinden sowohl Schmerz als auch Wut. Doch im heutigen wie im damaligen Argentinien ist es nie gut, zu viele Fragen zu stellen, denn der Tod und seine Henker lauern überall …"


Handlung:
Das einzige was an diesem Buch nach Schema F oder Standard für einen Thriller erscheinen könnte ist der Einstieg in die Geschehnisse, die schleierhaft sind und dennoch erste Rätsel und Fragen aufwerfen. Und den Leser zunächst schockiert und entsetzt und spekulativ zurück lässt. Dieser Einstieg ist sehr gelungen. Nun beginnt die Story ihren Lauf, und dieser ist gewiss kein Standard. Wir lernen zunächst unterschiedlichste Charaktere kennen, allen voran natürlich Rubén, das berüchtigte argentinische Gefängnis, die Folter, der Tod, die Flucht.... Rubén, der Sohn des Dichters Calderón. Rubén entkommt der Folter nur knapp und konnte fliehen. Doch sein Geist konnte die Vorfälle niemals verarbeiten und vergessen. Knapp 30 Jahre später begibt sich Rubén auf einen mutigen Schritt. Er will Antworten, er will Vergeltung, er will Gleichgesinntte trreffen, die ihm Antworten und Fakten liefern können. Neben seiner privaten Akribie steht noch immer seine berufliche Verpflichtung. Und so trifft er auf Anna. Anna wirkt geheimnisvoll, und sie kann ihm auch erschreckende Weisheiten und Fakten liefern....Rubén ist ein geprägter Ermittler mit einer düsteren Vergangenheit. Seine Vergangenheit wird dem gespannten Leser nach und nach deutlich gemacht und reiht sich gekonnt in den Fall „Jähzorn“ ein, ein Fall der immer mehr zum Rachekreuzzug wird. Aus Sündenbock wird Racheengel. Von der ersten Seite an wird die Ermittlung und der Fall an sich den Leser mit gnadenloser Genialität, Intelligenz, Kombinationsgabe und Intuition verblüffen und überraschen. Hochspannung, Thrill, Nervenkitzel und Gänsehautgarantie.

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors Caryl Férey konnte mich sehr überzeugen und begeistern. Ich bin absolut begeistert von der Vielseitigkeit, der Facette und des Ideenreichtums, wie er den Leser bis zum Showdown im Dunkeln lässt und somit einem enormen Spannungsniveau standhalten kann. Der Argentinische Flair, die besondere diktatorische Atmosphäre, die Willenskraft, die Befragungen, dann die Wendung mit der indianischen Anna, all die Bruchstücke aus der Vergangenheit, das Sein des Vaters von Rubén, das Ansehen des Schriftstellers und Dichters Calderón, die Zustände von vor über 30 Jahren, das Hier und Heute, die Landschaft und all die Emotionen.... Der wirklich abwechslungsreiche Erzählstil und die Perspektivenwechsel aus damals und heute sind unter anderem dass, was diesen Thriller zu diesem Lesehighlight und zu dieser Besonderheit macht. Der Autor Caryl Férey hat hier einen Stil geschaffen, der die allerbesten Noten und Merkmale eines Lesehighlights vereint. All seine Erfahrungen und Recherchen finden hier einen Platz um weitergegeben zu werden. Neben einer grandiosen Handlung und Ermittlung ist dieses Werk ein Buch, welches auch mit Hintergründen und Wissen glänzt. So eine geballte und verblüffende Form der Umsetzung und Genialität beeindruckt mich immer wieder und verwebst sogar Action und Rasanz in den Plot. Ein Spionagethriller, seiner besten Sorte. Hat man anfangs den undurchsichtigen Einstieg geschafft, ist man bereits von der Handlung infiziert, dass man gar nicht mehr anders kann als Seite um Seite zu verschlingen um Antworten zu finden und sich mit Rubén zwischen Beruf und Berufung zu bewegen. Bemerkenswert ist anzumerken, dass es diese ganzen Antworten fast bis zum Schluss kaum geben wird. Der Autor beweist Mut und hält seine Leser bis zum Schluß beinahe ahnungslos und voller Tatendrang zur Lösung dieses komplexen Puzzles. Caryl Férey streut eine Vielzahl von einzelnen Handlungssträngen, die auf erschreckenderweise alle passgenau zu einander laufen und sich zu einem Drama aus Hass, Zorn und Wut vereinen. Der Autor beschert seinen Lesern höchsten Lesegenuß und absolut wahrhafte Sinnbilder, Situationen und grandiosen Thrill und Nervenkitzel. Hier macht der Autor definitiv keine halben Sachen und überzeugt mit einem grandiosen Schreibstil. Das Lesen gestaltete sich so zu einer ganz neuen und anderen Art des Lesens. Vor allem, da der Schauplatz und die Thematik so besonders ausgewählt sind. Somit verschafft er dem Leser unglaublich authentische Einblicke in die Welt der argentinischen Diktatur, der Gewalt, der Folter, besonderen Riten und Spuren. Sagenhaft! Die Spannung und der Nervenkitzel sind stetig auf Hochniveau, da der Leser nicht wissen wird, wohin uns die Ermittlungen führen werden.

Charaktere:
Was wäre dieses Buch bloß ohne seine genialen und einzigartigen Protagonisten? Mit Gold nicht aufzuwiegen sind die besonders gestalteten Charaktere hier in dieser Story. Hier schöpft der Autor Caryl Férey aus den Vollen und hat eine Welt aus unbeschreiblichen Darstellern geschaffen, so filmreif, so detailgetreu, so authentisch, so unglaublich abwechslungsreich und vielseitig. Hier habe ich den Eindruck, dass der Autor die gesammelten Recherchen auf seine Charaktere umgemünzt hat. Gerade Rubén polarisiert, und als Anna seine Wege kreuzt, dürfen wir Leser eine ungeahnte Wendung erleben. Wirklich atemberaubend und fesselnd. So viele Facetten, und das nicht nur in den Psychogrammen der einzelnen, sondern in der gesamten Handlung. Die Brutalität der damaligen Regierung, die Hindernisse der Zudem gibt es ein Ermittlerteam welches ebefalls mit ganz besonderen Merkmalen ausgestattet ist. Der Leser wird hier noch so einige Entdeckungen machen, die er zuvor in einem heilen Weltbild niemals für möglich gehalten hätte. Einfach nur perfekt. Auch all die anderen Charaktere weisen ganz besondere Noten auf, Haupt- und Nebenrollen bieten hier ein rundes und ausgefeiltes Bild. Anna ist mir mit ihrer Art wirklich sehr ans Herz gewachsen, und ich finde sie als passenden Gegenpol zu Rubén, doch beide eint ein ganz bewegendes Schicksal und ein ganz intensiver Schmerz. Hier zeigt der Autor großes Können und macht sich mit seinen Figuren einen lobenswerten Namen. Nicht zuletzt die unmenschliche Grausamkeit / Gerechtigkeit des Racheengels. 5 Sterne Psychogramme und höchster Unterhaltungswert. Charaktere und Blickwinkel aus tiefsten Abgründen, kranken Seelen, helfenden Händen und der Moral der Gerechtigkeit. Wenn ich ehrlich bin, so möchte ich so manchen aus dem Buch gerne mal real kennenlernen, andere wiederum möchte ich niemals nie im Leben begegnen müssen. Eine raffinierte Auswahl an Protagonisten und Charakteren begegnen wir durch diese grausame Geschichte in dem so feurigen und mafiösen Argentinien. Autor Caryl Férey hat so viele Charaktere erschaffen, die so sonderbar sind, wie keine anderen. Hier gibt es nicht nur ein Spiel mit der Genialität und Unvorhersehbarkeit, hier gibt es auch ein perfides Spiel mit kranken Psychen und deren Opfer, und einer Auswahl an großartigen Hauptakteuren.

Schauplätze:
Ich bin großer Freund von ungewöhnlichen Schauplätzen in Büchern. Argentinien war für mich bisher auch völlig neues Leseland. Ich bin positiv überrascht und habe all die Nuancen und Farben des Landes aufnehmen können. Von herrlich beschaulich bishin zu bitter und brutal. Das Land damals und heute. Die Regierung, die Macht, die Stolpersteine.... Trotz der grandiosen Kulisse, wäre hier der Handlungsort dennoch beinahe egal gewesen. Hier ist der Fokus nicht ausschließlich auf Landschaft, Kulisse und Ländereien gelegt, sondern auf die Tatorte, die Folter, das Verlies, Büro´s, Gefängnissen und Heimat. Hier zählen die kleinen Orte und die Abgründe der menschlichen Seele. Je tiefer der Leser in das Konstrukt aus Mord, Rache, Gewalt, Vergeltung und Hass eintaucht, je mehr wird er das Gefühl haben, dass in Argentinien andere Gesetze gelten. Die Schauplätze sind jedoch ebenso detailliert, real, authentisch und getreu wiedergegeben und spiegeln das jeweilige Bild der Protagonisten, die dort agieren, wieder. Caryl Férey lässt dem Leser viel Raum für Spekulationen und Fantasie, zeichnet jedoch genaueste Bilder der Umgebung, gepaart mit Atmosphäre, Emotion, Gefühl, Idyll, Schrecken, Witterung, Vegetation und Alltag. Hier nutzt er gut und gern Details und kleine Alltäglichkeiten. Bizarre Orte, tiefe Abgründe, neue Welten, entsetzliche Kulissen, aber auch die gute biedere Gemütlichkeit und Geborgenheit einer zarten Liebe. Eine Gemeinschaft mit fragwürdiger Vergangenheit und aktuellem schrecklichen Ereignissen.

Meinung:
Dieser Thriller ist wahrlich keine leichte Kost, viel Gewalt, Korruption, Kaltblütigkeit, Action, Spionage, Mord, Abgründe und Folter. Der Autor schafft Atmosphäre, und ich war von Beginn an gefesselt, war entsetzt und fasziniert sogleich. Diese Neuartigkeit dieses Thriller scheint mir, dass der Leser tatsächlich bis zum Schluß nicht durchblicken kann. Immer neue Türen öffnen sich, Puzzleteile werden verschoben, Handlungsstränge gestrickt, Verbindungen gelöst und neu verwoben… , diese Andersartigkeit, diese Erkennungsmarke, diese Novität, all diese vielen Details, die den Leser mitnehmen, die bestialisch erschütternden Fälle, die vielen Opfer… hat mich gleich auf seine Seite geholt und mich ans Buch gefesselt. Ein geniales Spiel mit dem Wort und ein genialer Perspektivenwechsel zwischen den Charakteren und dem Damals und Heute. Ganz besonders großartig. Die Handlung gefällt mir absolut gut. Unbedingte Leseempfehlung für alle Thrillerfans, die gerne neue Facetten kennenlernen und Einblicke gewinnen möchten.

Cover / Buch:
Das Buch ist hochwertig und ansprechend verarbeitet. Das Cover lädt zu Mutmaßungen und Interpretationen ein. Düster, schleierhaft und ein Omen. Das Schriftbild ist sehr angenehm, die Kapitel von idealer Länge.
Das Cover gefällt mir mehr als gut, der Klapptext hatte es mir angetan. Wunderbar.

Der Autor:
"Caryl Férey, geboren 1967, lebt in Paris. Für seine preisgekrönten Romane ist er um die ganze Welt gereist – von Neuseeland bis nach Südafrika. Sein Thriller Zulu wurde mit zehn Literaturpreisen ausgezeichnet, 2014 mit Orlando Bloom und Forest Whitaker verfilmt und weltweit übersetzt."

Fazit:
Ein genialer und anspruchsvoller Thriller mit heiklen Noten und Action. Ein uneingeschränktes Lesehighlight!
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