Rezension zu "Meine fremde Mutter" von Christiane Dieckerhoff
Rabea muss am Grab ihres gerade verstorbenen Vaters erfahren dass ihre Mutter Gabi gar nicht ihre richtige Mutter ist. Hin und her gerissen überlegt Rabea ob sie nach ihrer Mutter suchen soll, geht doch der Verdacht um dass sie damals die RAF unterstützt hat....und Rabea strudelt selbst in Zweifel und Angst..
"Alles in ihr wehrte sich gegen die Wahrheit. Am liebsten hätte sie mit den Fingern geschnipst und wäre dann einfach nur wieder die Tochter ihrer Eltern, ohne Geheimnisse, ohne Lügen. Doch so war es mit der Wahrheit, einmal ausgesprochen, ließ sie sich nicht mehr aus der Welt schaffen, sondern sie kreierte eine neue Wirklichkeit." (Seite 87)
Neugierig machte mich das Buch nicht nur durch das Cover sondern auch mit dem Hinweis dass es um die RAF gehen würde. Somit passt das Cover perfekt zum Klappentext.
Der Schreibstil ist interessant, manchmal langatmig und ausschweifend aber ich bin so sehr gerne an der Geschichte dran geblieben. Was allerdings ein sehr grosser Stör - und auch Ärgerfaktor wurde- sehr oft werden die Namen von Rabea und ihrer Mutter vertauscht. Das störte den Lesefluss sehr oft und sollte dringend nochmals korrigiert werden.
Rabea wird aus ihrer sicher geglaubten Welt gerissen als sie an der Beerdigung ihres Vaters von einem Journalisten angesprochen wird. Und seiner Aussage nach hat Rabea jahrelang mit einer Lüge gelebt.
Es ist interessant wie Rabea sich versucht nicht für ihre Mutter zu interessieren, aber dann doch scheitert. Aber auch, wie sehr einen die Vergangenheit von Familienmitgliedern einholen kann und man in einer Spirale von Unwissen und Wissen verloren gehen kann. Hier wirkte Rabea immer sehr authentisch und ohne Übertreibung.
Es gibt immer Kapitel die den Weg von Rabea ihrer Mutter beleuchten. Es ist die Zeit des demonstrieren, des sich gegen das System auflehnen und Veränderungen wollen. Im Notfall mit Gewalt. Rabeas Mutter ist mir persönlich nicht sehr nahe gekommen und einiges blieb auch irgendwie im Dunkeln.
Das Umfeld von Rabea reagiert verschieden auf ihre Suche aber es war auch hier immer realistisch und ungezwungen.
Was mich persönlich störte war dass es zu wenig Informationen über die RAF gab. Es geht hier um die zweite Generation der RAF aber trotzdem fehlt es Wissen und Informationen. Gerade LeserInnen die sich für das Thema interessieren werden hier eher enttäuscht werden.
So sicherlich ein solides Buch wer sich mit der RAF schon etwas auseinandergesetzt hat. Aber mehr leider auch nicht.