Cover des Buches Das Leuchten des Almfeuers (ISBN: 9783902885333)
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Rezension zu Das Leuchten des Almfeuers von Conny Reinhard

Das Leuchten des Almfeuers - ein lesbischer milieukritischer Liebesroman

von MiniBonsai vor 9 Jahren

Kurzmeinung: milieukritischer Roman um Homosexualität im Österreich der 1960er Jahre

Rezension

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MiniBonsaivor 9 Jahren

Zu Beginn werden die Personen bekannt gemacht und die Gesamtsituation beleuchtet. Man wird katapultiert in das Jahr 1960 nach Österreich in ein Dorf mit wohl recht gläubiger Bevölkerung.
Dazu ist auch die Sprach/Wortwahl nützlich, die mir am Anfang ein wenig gestelzt daher kam, aber mit dem Weiterlesen charakteristisch für die Geschichte ist.

Sophie, eine verarmte Bauerstochter, heiratet auf Wunsch der Eltern den reichen Bauern Ignatz. Einige Zeit zuvor hatte sie, die sehr empfindsam beschrieben wird, die junge Frau Louise getroffen, die sie innerlich angerührt hatte. Allerdings konnte sie das nicht zuordnen. Nun als Ignatz Frau trifft sie Louise wieder ... und wird ebenso wie Louise beim Wiedertreffen aus der Bahn geworfen.

Ignatz, im Werben um seine Frau ihr scheinbar gut zugetan, zeigt nun sein wahres Gesicht als (Ehe)Mann und reicher Herr. Sophie bereut die Heirat und beginnt sich selber nicht mehr zu erkennen in ihrem Sehnen nach Louise´s Nähe. Sie kommt mit diesen Gefühlen für Louise nicht klar.

Louise scheint es einfacher zu haben, ihr ist schon bewußt, dass sie selbst "anders" ist und auch Sophie lesbisch ist.
Beim gemeinsamen Spaziergang mit Louise begegnen sie der alten Lehrerin Fräulein Mayerl ... und deren wissender Blick ist faszinierend. Sie wird Sophie eine mütterliche Vertraute und Ratgeberin aufgrund ihrer Lebenserfahrung. (Sie ist mein Lieblingscharakter im Buch).
Immer wieder kämpft und ringt Sophie mit sich selbst im Spagat zwischen Tradition/kirchlicher Moral und ihrem Sehnen und merken, dass sie eben anders empfindet.

Sophie verändert sich in ihrer Akzeptanz des eigenen Anderssein zunehmend. Sie kann Ignatz Nähe nicht mehr ertragen, aber andererseits kann sie nun seine grobe Art besser ertragen bzw abschütteln. Die Geheimnisse nehmen zu, sie liebt Louise und lebt das heimlich aus.

Beim Bergsommerfest findet der Leser/die Leserin die Erklärung für den Titel des Buches. EinLEUCHTENd ...

Aber Sophie ist noch nicht soweit, sich loszusagen von ihren Eltern und den Traditionen... immer wieder wird ihre Zerrissenheit spürbar. Ihre Heimat zu verlassen kommt (noch) nicht in Frage.

Ignatz spürt die Veränderung und wird auf eine (falsche) Fährte geführt und beginnt eifersüchtig zu werden. Seine Reaktion sind irgendwie absehbar... und Sophies Ekel wird immer größer und bringt damit ihre gedankliche Entscheidung.
Ihr Mann wird mir beim Lesen immer unsympathischer... insofern: gut beschrieben!

Doch dann passiert es: Sophies Schwangerschaft, die sie zunächst ihrem Mann verheimlicht. Aber Ignatz bekommt es mit ... und auch mit wem seine Frau ihn betrügt... und Louise verschwindet...

Sophies Mutter errät teilweise was los ist... aber sie kann nicht aus ihrem Glauben ausscheren und ihr helfen sondern stürzt sie letztlich noch mehr in die Verzweiflung.
Gut, dass es da Frl. Mayr gibt, die ihr wiederum weise rät. Dadurch wird Sophie stolz auf sich selbst und beginnt zu kämpfen... für das Kind unter ihrem Herzen. Ignatz wiederum glaubt sich am Ziel, da Louise ja aus seiner Sicht nun keine Gefahr mehr darstellt und er nun Vater wird.

Nach einem Zeitsprung kehrt Louise doch ins Dorf zurück und die Ereignisse überschlagen sich.
Viele Geheimnisse werden gelüftet und die beiden Frauen finden wieder zueinander und weitere Unterstützer für ihre Liebe und gegen Ignatz, den sie vertreiben. Sie arrangieren ihr Leben neu - ohne Ignatz. Leidenschaftlich lieben sich die beiden Frauen.

Doch Ignatz kehrt voller Hass zurück und versucht Luise zu töten. Zum Glück ist Sophie in der Nähe und ahnt irgendwie seine Pläne... was schließlich sein jähes Ende zur Folge hat (wie, das lest selber *gg*).

Im Nachwort ein gefühlvolles (Weihnachts)Ende. Vieles hat sich geklärt, einiges muss sich noch klären bzw. stehen noch Änderungen an bzw. Selbstreflexion und Änderung von Sichtweisen.
Sicher wird es da noch weiter gehen ...

Von Homolitera hatte ich bisher noch nichts gelesen, "lediglich" Erfahrung mit erotischen Büchern (mehr oder weniger heftig) und im Bekanntenkreis einige Schwule und Lesben.
Sehr interessant fand ich den Zeitsprung vor meine Geburt und dann auch noch ins Ländiche nach Österreich. Da wird einem erstmal bewusst wie weltoffen wir heute im Vergleich sind... aber auch, welche verbohrten Sichtweisen durchaus immer noch zum Tragen kommen bei manchen Menschen.

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