Cover des Buches Zeitsplitter - Die Jägerin (ISBN: 9783414823908)
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Rezension zu Zeitsplitter - Die Jägerin von Cristin Terrill

Zwei Mädchen, so gleich und doch so anders

von Kittyzer vor 10 Jahren

Rezension

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Kittyzervor 10 Jahren
Ich habe dieses Stück Papier noch nie in meinem Leben gesehen, doch es ist definitiv meine Schrift: mein Schreibschrift "e", während alle anderen Buchstaben in Druckschrift geschrieben sind, ein schiefes "k" und das schmale "a". Ein Teil von mir erkennt es instinktiv, als würde ein Telefon in einem anderen Zimmer läuten.
Ich beginne zu zittern. An diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt bedeutet ein Brief, den ich geschrieben habe und an den ich mich trotzdem nicht erinnere, etwas ganz Bestimmtes.
Doch es ist die letzte Zeile, die mich panisch zur Toilette in der Ecke stürzen lässt.
Du muss ihn töten.

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INHALT:
Marina und Em könnten nicht unterschiedlicher sein: Die eine ist reich, beliebt und voller Wünsche für die Zukunft; die andere seit Jahren auf der Flucht, getrieben von der Angst, was jeder neue Tag bringen wird. Die beiden verbindet allerdings eine entscheidende Gemeinsamkeit - sie sind dieselbe Person, nur vier Jahre voneinander entfernt. Denn in der Zukunft wurde das Zeitreisen erfunden. Dieses hat jedoch die Welt zu großen Teilen zerstört. Und genau das ist es, was Em verhindern will, weshalb sie in die Vergangenheit reist. Wo sie Marinas große Liebe töten muss...

MEINE MEINUNG:

Bücher und Filme zum Thema Zeitreisen sind nicht erst seit kurzem voll im Trend, scheinen momentan allerdings wieder einen Boom zu erleben. Auch die Autorin Cristin Terrill nimmt sich dem Phänomen in "Zeitsplitter" an - allerdings auf ganz und gar andere Weise als gewohnt. Sie erzählt nämlich abwechselnd aus der Sicht von Marina und Em, die, obwohl die gleiche Person, eigentlich in unterschiedlichen Zeitebenen leben und daher unterschiedliche Erfahrungen machen bzw. gemacht haben. Der Schreibstil ist dabei sehr einfach gehalten, aber flüssig und angenehm zu lesen.

Weil sie vier Jahre älter ist als ihr jüngeres Ich und durch die Veränderung der Welt zum Schlechten hin schnell erwachsen werden musste, wirkt Em recht reif und erwachsen. Trotz ihrer Angst davor, zu tun, was sie tun muss, besitzt sie eine glaubwürdige Entschlossenheit. Marina dagegen ist zu Anfang eher die naive 16-jährige, die erst Mut und Courage entwickeln muss - dies gelingt ihr jedoch auf authentische Weise. Und auch die männlichen Wegbegleiter, Finn und James, wissen beide zu überzeugen: Finn mit seiner humorigen, aber auch etwas dreisten Art, und James mit seiner Intelligenz, aber auch seiner Besessenheit davon, alles zu verändern. Die Randfiguren bleiben ein wenig blass und das Bild der ignoranten Eltern von Marina sowie der wie üblichen italienischen Haushälterin ist überaus klischeehaft, darüber kann man jedoch hinwegsehen.

Eigentlich bin ich kein übermäßiger Fan des Themas Zeitreise, weil sich hier oft in Widersprüche und Paradoxa verstrickt wird [wird etwas in der Vergangenheit verhindert, kann es eigentlich nicht verhindert werden, weil es ja nicht mehr existiert - ergo Paradoxon]. Dies wird hier aber nicht nur geschickt umgangen, sondern sogar relativ gut erklärt. Komplett schlüssig war mir das nicht, immerhin hat sich die Autorin jedoch Gedanken gemacht, und das rechne ich bereits an. Ansonsten weiß die Story vor allem durch ihre Originalität zu begeistern, besonders in dem Aspekt, wie die einzelnen Charaktere sich durch die Ereignisse der Zukunft verändert haben, sodass sie mitunter beinahe wie andere Menschen wirken. Cristin Terrill gelingt es dabei jedoch sehr gut, die wichtigsten Eigenschaften beizubehalten, wodurch sich ein schlüssiges Bild ergibt.

Und auch die Spannung lässt kaum je nach, denn Mordversuche, Fluchten und Verfolgungsjagden gibt es hier so einige, ebenso wie die Details aus Ems Leben in der neuen Welt einen immer wieder in Atem halten. Auch wenn diese Zukunft noch etwas besser hätte ausgearbeitet werden können, ist es interessant zu sehen, welche Entscheidungen die Veränderung bewirkt haben. Ebenso natürlich, wie Ems und Finns Verhalten sich auf die Stränge in der Gegenwart auswirkt. Zum Ende hin wird es dann noch einmal sehr dramatisch, fesselnd und mitreißend, denn die letzten Geheimnisse kommen ans Licht und wichtige Entscheidungen stehen an. Mit dem gut gelungenen Schluss kann man den Roman als Einzelband sehen, ein 2. Teil ist jedoch noch für dieses Jahr in Planung.

FAZIT:
"Zeitsplitter: Die Jägerin" ist ein faszinierender und interessant ausgearbeiteter Zeitreise-Roman, der sich deutlich abhebt. Insbesondere, weil die gleiche Person aus zwei Sichten erzählt, die vier Jahre auseinander liegen. Nicht alles sitzt perfekt, lesenswert ist das Buch aber auf jeden Fall. 4 verdiente Punkte.
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