Rezension zu "Abraham" von Damaris Kofmehl
Einen Thriller zu schreiben, dessen Handlung der Leser in groben Zügen bereits kennt, ist ein Wagnis. Der Schweizer Autorin Damaris Kofmehl ist es einmal mehr gelungen! Nach ihrem Auftakt mit „Noah“ hat sie sich in einem zweiten Bibel-Thriller mit „Abraham“ eine weitere biblische Person aus dem Alten Testament vorgenommen – Riesen und Dinos, wie bei Noah, durften dieses Mal jedoch nicht mitspielen. Mit viel Fingerspitzengefühl erweckt sie die biblischen Helden mit ihren Gedanken und in Dialogen zum Leben, wobei sie dem Leser ermöglicht, das vertraute Geschehen durch die Perspektive verschiedener Personen zu erleben, wie Sarah, Lot, Elieser, Hagar und sogar Lots Frau. Atemberaubend ist auch der Brückenschlag ins Neue Testament, als sie Abraham in einer Vision sogar das Kreuz sehen lässt. Zudem hat die Autorin Informationen zur Zeitgeschichte und kulturellen Hintergründen eingewoben, was die biblische Story in einem neuen Licht beleuchtet, wie etwa das „Ersatzkönig-Ritual“, das sie in Abrahams Jugend verortet. Auf diese Weise ermöglicht „Abraham“ auch Bibelkennern einen frischen Zugang zur altbekannten Geschichte. Gewollter Nebeneffekt: Beim Lesen des Bibel-Thrillers juckt es ständig in den Fingern, zum Original-Thriller zu greifen und zu vergleichen, wie es in der Bibel steht.