Rezension
Durch einen Tipp-Fehler in einer Mail-Adresse landet Emmi versehentlich im Postfach von Leo. Ohne konkreten Anlass beginnen beide, sich Mails zu schreiben - getragen von der Neugierde an dem/der Unbekannten am anderen Ende der Leitung und transportiert durch scharfsinnigen Wortwitz. Sie kommunizieren „im luftleeren Raum“, schreiben viel, ohne viel zu sagen, fachen immer wieder von Neuem die Neugierde in ihrem gesichtslosen Gegenüber an. Sie erleben das stetige Auf und Ab einer Beziehung – von spielerischer Provokation und Flirts zu echter Zuneigung und eifersüchtigen Sticheleien. Doch je näher sie sich – wenn auch nur in der virtuellen Welt – kommen, desto schwerer lässt sich die unbekümmerte Unverbindlichkeit noch aufrechterhalten. Und hinter der Fassade des Computer-Bildschirms ist Emmi eine verheiratet Frau mit zwei Kindern, die sich nach Abwechslung zum Familienalltag sehnt, und Leo versucht gerade, endgültig über seine On-Off-Beziehung Marlene hinwegzukommen. Wohin führt also ihre „Beziehung“? Kann sie einer Begegnung in der „wahren“ Welt standhalten oder verlieren die „virtuellen Fantasiegestalten“ dann ihre Faszination?
Daniel Glattauer hat seinen Roman komplett als witzigen und klugen E-Mail-Dialog zweier Unbekannten konstruiert. Dafür großen Respekt. Doch das immerwährende Spiel aus Annäherung und Rückzug wird mit der Zeit etwas ermüdend. Fazit: Schöne Lektüre für Wohlfühl-Sonntage. Schnell gelesen, schnell aber auch wieder vergessen.