Cover des Buches Das Leben ist kein Kindergeburtstag (ISBN: 9783442380893)
Cappuccino-Mamas avatar
Rezension zu Das Leben ist kein Kindergeburtstag von Daniela Nagel

Willkommen im Mamiversum!...

von Cappuccino-Mama vor 11 Jahren

Rezension

Cappuccino-Mamas avatar
Cappuccino-Mamavor 11 Jahren

...Dieser Satz begegnet den Lesern auf der Rückseite des Buches und beschreibt damit treffend, um was es in diesem Buch geht.

Und: Das Leben ist kein Ponyhof – aber eben auch kein Kindergeburtstag! Nicht nur Geschenke hält das Leben bereit – auch unangenehme Dinge! Nicht nur Torte – auch das harte Brot des Lebens bekommen wir zu kauen und haben damit so einiges schwer zu verdauen.


Das Cover:

Auf einer pinkfarbenen Wiese (!) mit bunten Blumen steht eine Frau (wobei der Kopf sich nicht mit auf dem Cover befindet – ihr Gesicht bleibt also der Phantasie des Betrachters überlassen), die einen nostalgisch anmutenden, ebenfalls pinkfarbenen Kinderwagen mit der einen Hand hält, während sich in der anderen Hand eine gelbe Aktentasche befindet. Die Frau mit den langen Haaren trägt ein violettes Kleid mit hochhackigen Schuhen. Im Hintergrund sieht man einen hellblauen Himmel mit einigen weißen Wölkchen.

Was will uns dieses Cover verdeutlichen? Ich denke, man soll eine Frau sehen, die Beruf und Mutterschaft gekonnt unter einen Hut bringt.Und natürlich sieht sie dabei auch noch super aus ( - behaupte ich jetzt einfach mal so).


Die Handlung:

Alice Schönfeld ist eine junge Psychologin und Lektorin, die ihr Leben problemlos meistert. Sie arbeitet in einem Verlag in Köln und verfasst dort Ratgeberbücher. Ihr neuestes Projekt: Ein Ratgeber für coole Mütter. Bei ihr im Haus lebt Eve, eine dauergestresste und chaotische Mittdreißigerin, die mit ihren quirligen Drillingen Anna, Simon und Florian richtiggehend überfordert zu sein scheint. Eines ist Alice sofort klar: Eve ist alles andere als eine coole Mutter! Und Alice ist sich sicher: Frau kann Beruf und Kinder leicht unter einen Hut bekommen – alles kein Problem, sondern alles lediglich eine Sache der Organisation!

Eve ist für die junge Frau das Mittel zum Zweck, kennt sie doch außer Eve keine anderen Mütter – Alice erforscht fortan das ihr noch unbekannte Mamiversum mit Hilfe der jungen Familie, indem sie sich bereitwillig als Babysitterin für Eves Sprösslinge zur Verfügung stellt. Im Gegenzug coacht Alice die Nachbarin in Sachen Erfolg und Lebensglück. Ob sich auf beiden Seiten die Hoffnungen und Wünsche erfüllen werden?

In Sachen Lebensglück hat Alice zumindest die Nase vorne – sie hat gerade erst den jungen Arzt Sebastian kennengelernt und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Doch dann, ganz plötzlich und vollkommen unerwartet, steht die Welt von Alice Kopf, denn sie stellt fest, dass sie schwanger ist. Doch sie verheimlicht Sebastian erst einmal ihren Zustand und es fällt ihr zunehmend schwerer, den richtigen Zeitpunkt für die Verkündung der frohen Botschaft zu finden...


Meine Meinung:

Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht der jungen Mutter Eve und der Sicht von „Karrierefrau“ Alice. Auch wenn man leicht erkennt, aus wessen Sicht erzählt wird, so hätte ich mir doch gewünscht, dass entweder der Name derjenigen Protagonistin zu Beginn vermerkt ist, oder aber eine Unterscheidung mittels Kursivschrift vorgenommen ist.

Wie immer wenn Mütter aufeinandertreffen, wird lebhaft über die Fortschritte der Kinder berichtet und jeder hat natürlich das begabteste Kind, einer will den anderen übertrumpfen mit den Fähigkeiten des eigenen Kindes. Auch hier trifft man auf die verschiedensten Kategorien an Müttern – die „überehrgeizigen“, die ihre Kinder fördern (und damit vermutlich auch überfordern) und die, die ihre Kinder bedingungslos so lieben, wie sie sind, so z.B. auch Eve.

Auch in diesem Buch gibt es eine Gruppe Mütter, die eine Art Elite-Krabbelgruppe unterhalten – sie sind stolz darauf, dass sie alle Akademikerinnen sind. Ich frage mich hierbei, wie diese arroganten und überheblichen Damen ihren Kindern bei dieser Einstellung Toleranz anderen gegenüber beibringen wollen! Doch zum Glück gibt es ja noch die Krabbelgruppe der „Normalo-Mütter“, die ihre Kinder ganz einfach nur Kinder sein lassen.

Überhaupt wirkte Eve mitunter doch überfordert, zumal sie sich von ihrem Mann Martin nicht so recht unterstützt fühlte. Und leicht hat man es auch nicht mit Drillingen. Da ist es wohl oft leichter, einen Sack Flöhe zu hüten. Man will jedem Kind gerecht werden, was sehr schwer sein kann. Zudem ist Eve, trotz ihrer Wunschkinder, mit ihrem Leben recht unzufrieden. Sollte DAS schon alles gewesen sein? Ist sie NUR noch Hausfrau und Mutter? Wird sie überhaupt noch als Frau wahrgenommen? Vor allem von ihrem eigenen Mann?

Mit etwas Aufmunterung, Antrieb und einen sprichwörtlichen Tritt in den Hintern, lehrt Alice der jungen Mutter, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Schließlich stand Eve schon kurz vor dem Abschluss ihres Studiums – soll all die Mühe, die sie in ihre gute Ausbildung gesteckt hat, umsonst gewesen sein? Und soviel sei verraten: Die Lösung und den Weg zurück in ein Leben außerhalb des Mamiversums, fand ich einfach nur toll!

Anfangs fand ich Alice etwas überheblich in ihrer Einstellung Müttern gegenüber – oder doch eher einfach nur naiv? Ich dachte mir, bei Alices Vorstellung, wie leicht es doch sei, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bekommen, dass hier wohl – wie man so schön sagt – ein Blinder von den Farben spricht. Theorie und Praxis eben – zwei unterschiedliche Welten...

Amüsiert habe ich mich dann doch sehr, als Alice auf die Kinder von Eve aufpasste und dann doch recht schnell „etwas“ überfordert wirkte. Ich war hier zugegebenermaßen mitunter etwas schadenfroh und gönnte ihr die Missgeschicke, die ihr hierbei unterliefen. Und ich denke, letztendlich hat auch Alice ihre Lektion gelernt, denn nicht alles ist planbar! Schon gar nicht mit Kindern! Denn: Irgend etwas ist immer – und wenn es auch „nur“ ein Kind ist, das plötzlich krank wird. Und so ein Ereignis kann alle noch so gut organisierten Pläne komplett über den Haufen werfen – Selbst ein Arzttermin, auf den man lange warten musste, fällt da zugunsten des Kindes flach. Kinder sind nun eben mal keine Gegenstände, die man hin- und herschieben kann, sondern Lebewesen mit Wünschen, Gefühlen und Bedürfnissen. Und gerade das muss Alice erst begreifen (lernen).

Immerhin haben die beiden Frauen eines gemeinsam: Beide haben Geheimnisse vor ihrem jeweiligen Partner und verschweigen diesen wichtige Dinge – Eve ihrem langjährigen Ehemann Martin, Alice hütet ihr Geheimnis ihrem relativ neuen Freund Sebastian gegenüber. Sie riskiert durch ihr Verhalten sogar, den geliebten Mann zu verlieren.

Sebastian fand ich sympathisch und charmant. Doch dass sich ein Arzt so schnell mit einer Frau einlässt, die als Patientin zu ihm kam, fand ich etwas unrealistisch, denn sicherlich war Alice nicht die erste Frau, die ihm schöne Augen machte. Und dann die Verhütungspanne – sollte man als Arzt nicht sorgsamer sein. O.k. - ein Arzt ist eben auch „nur“ ein Mann. Mitunter tat mir Sebastian auch leid, denn sehr vorbildlich ging Alice nicht mit ihm um – Schweigen und Umstände verheimlichen statt Vertrauen – keine gute Basis für eine gut funktionierende Partnerschaft. Wie wird Sebastian darauf reagierten? Verständnisvoll, oder wird er sich enttäuscht von Alice abwenden?

Eves Mann Martin fand ich gar nicht so „schlimm“, wie Eve und Alice ihn sahen. Er half trotz seines Vollzeit-Jobs zumindest ein bisschen im Haushalt mit. Und das ist leider gar nicht selbstverständlich, wenn die Frau die Funktion der„Familienmanagerin“ hat. Andererseits hätte er nach einer Möglichkeit suchen können, beruflich etwas zurückzustecken, denn Drillinge im Kindergartenalter sind schon eine Extremsituation für eine Partnerschaft. Martin wollte eben in finanzieller Hinsicht bestmöglichst für seine Familie sorgen. Doch so manche unbedachte Bemerkung, oder auch mangelndes Feingefühl, wirkte schon sehr verletzend auf Eve.

Leider erkennen vor allem Männer oft recht spät, dass man auch an einer bereits lange andauernden Ehe noch immer Beziehungsarbeit leisten muss. Kein Wunder, dass auch Eve ihrem Mann gegenüber nicht gerade sehr mitteilsam ist und dann schweigt, wenn sie besser reden sollte. Doch die Liebe zwischen Martin und Eve ist ja nicht tot, nur eben ziemlich eingeschlafen. Da hilft nur, die Liebe aus ihrem Dornröschenschlaf aufzuwecken.

Letztendlich gefiel mir aber die Entwicklung der beiden doch so unterschiedlichen Frauen. Jede von ihnen entwickelte sich weiter, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Alice lernte, Kompromisse einzugehen, während die zurückhaltende Eve selbstbewusster wurde und neue Wege beschritt. Und aus der Sprachlosigkeit der beiden Ehepartner wurde eine bessere Beziehung, mit neuem Vertrauen und auch einer vollkommen neuer Vertrautheit. Es wurden Lösungen für vorhandene Probleme gefunden und aus zwei sich anfangs so fremden Frauen wurden gute Freundinnen.

Die Kapitel sind relativ kurz gehalten, weshalb man auch mal eben zwischendurch ein (oder auch mehrere) Kapitel lesen kann. Durch diese relativ kurzen Kapitel liest sich das Buch dann auch ziemlich zügig.

Die Kölner Autorin Daniela Nagel hat so einige Ereignisse ihres Debütromans sicherlich selbst so (oder so ähnlich) erlebt, ist sie doch selbst eine berufstätige Mutter von gleich 5 Kindern! Und ich bin mir sicher, auch die Autorin hat mitunter so ihre kleinen Problemchen Kindern und ihrem Beruf gerecht zu werden. Es sei denn, sie ist Superwoman. - Aber das wäre ja langweilig...


Fazit:

Unterhaltsamer und kurzweiliger Roman um die langsam entstehende Freundschaft zwischen zwei unterschiedlichen Frauen, die jeweils ins Leben der anderen eintauchen wollen – Alice ins Mamiversum, Eve hingegen würde gerne wieder einmal die Welt außerhalb des Mamiversums betreten. Humorvoll geschrieben und dennoch sehr tiefgründig. In erster Linie zwar ein Chick-Lit / Frauenroman, der aber sicher auch unter den Männern den ein oder anderen Leser finden wird.

Ein Buch, das sicherlich beide Seiten gut repräsentiert und in den jeweiligen Personengruppen ihre Leserinnen finden wird: Die Kinderlosen, samt ihren Vorstellungen von der Mutterschaft, sowie bei den Müttern, die ihre rosarote Brille längst abgelegt haben.

Von mir erhält dieser gut gelungene Einblick ins Mamiversum eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks