Cover des Buches Irgendwas ist doch immer! (ISBN: 9783442383689)
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Rezension zu Irgendwas ist doch immer! von Daniela Nagel

Das Mamiversum schlägt zurück – der ganz normale Familienwahnsinn

von Cappuccino-Mama vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Das Mamiversum schlägt zurück - auf Drillingsmama Eve und Lektorin Alice warten neue Herausforderungen. Humorvoll und mitten aus dem Leben..

Rezension

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Cappuccino-Mamavor 9 Jahren

Kinder, Küche, Kirche war gestern. Heute heißt es Betreuung, Beruf, Beziehung. Das Mamiversum ist inzwischen auch bei Lektorin Alice angekommen und Vollzeit-Drillingsmutter Eve würde nach sechs Fahren Familienzeit gerne wieder beruflich durchstarten. Auf beide Frauen warten zahlreiche (neue) Herausforderungen – möge die Macht mit den Müttern sein!


Das Cover:

Vor einem blaugrünen Hintergrund, der mit Sternchen und Punkten versehen ist, sind zwei Babyfläschchen abgebildet, in denen sich eine rote Flüssigkeit befindet. Die Sauger sehen aus, als würden sie aneinandergedrückt, wodurch einige rote Tropfen hochspritzen. Hoch die Tassen – oder besser gesagt die Fläschchen – sieht aus, als würde man damit auf etwas anstoßen.

Farblich passt das Rot zum Buchtitel, der in einer etwas nostalgisch anmutenden Schriftart geschrieben ist. Optisch ist die rote Flüssigkeit zwar hübsch anzusehen, wurde aber von mir sofort mit Blut assoziiert – wobei es sich dann doch vermutlich eher um Saft oder Früchtetee handelt.

Dieses Buchcover passt zwar recht gut zu diesem Buch, leider fehlt aber ein verbindendes Element zum Buchcover von DAS LEBEN IST KEIN KINDERGEBURTSTAG, dem Vorgängerbuch. Das finde ich etwas schade, denn dadurch entsteht der Eindruck, die beiden Bücher würden nicht zusammengehören – es fehlt der Wiedererkennungseffekt. Hier hätte ich mir einen Hinweis gewünscht, entweder durch die Abbildung des vorherigen Covers auf der Rückseite, oder durch die Info „Die Fortsetzung von...“


Die Handlung:

Eve Keller, Mutter von sechsjährigen Drillingen, und Lektorin Alice Goldmann, Mutter einer kleinen, eineinhalbjährigen Tochter, leben nicht nur im gleichen Haus in Köln, sondern sind auch gute Freundinnen. Während Alice überzeugt ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, sieht ihr Umfeld das vollkommen anders: Ihre Freundin Isabel fühlt sich vernachlässigt und ist sauer und der Chef verlangt ihren vollen Einsatz.

Eve hingegen, die bislang Vollzeit-Mutter war, würde gerne ihren Horizont erweitern und nun endlich beruflich durchstarten. Aber statt Unterstützung werden ihr eher Steine in den Weg gelegt. Doch durch ihre Leidenschaft fürs Laufen hat sie plötzlich eine Idee, die sie gerne verwirklichen würde. Doch auch hier lauern Fettnäpfchen...


Meine Meinung:

Bereits vor einiger Zeit durfte ich die beiden Freundinnen Eve und Alice im Buch DAS LEBEN IST KEIN KINDERGEBURTSTAG kennenlernen. Alice, damals noch kinderlose Singlefrau, war der Auffassung, mit etwas Planung könne man Kinder, Haushalt und Beruf hervorragend bewältigen. Dieser Zahn wurde ihr inzwischen gezogen, denn inzwischen ist sie verheiratet und Mutter einer kleinen, süßen Tochter namens Clara.

Mit Eve, der Drillingsmutter, ist sie inzwischen eng befreundet, und bei der gegenseitigen Kinderbetreuung sind die beiden ein eingespieltes Team. Alles könnte so schön sein, doch auf Dauer wird das Zuhause von Alice zu eng und ihr Mann, der junge Arzt Sebastian träumt von einem Haus – leider in einer eher ländlichen Vorstadtidylle – und das entspricht so gar nicht Alices Geschmack! Und dann ist da noch der Reiz, für einige Zeit als Arzt im Ausland zu arbeiten.

Eve dagegen hat eher Ärger mit der unsympathischen Klassenlehrerin ihrer Kinder. Diese hört nicht nur die Flöhe husten, sondern meint auch, Alice ständig belehren zu müssen. Und überhaupt meint sie, über Eve als Vollzeitmutter verfügen zu können, denn ohne berufliche Verpflichtung kann Eve ja ohne weiteres bei Veranstaltungen Dienst schieben – so wohl die Meinung der Lehrerin.

Aber auch mit dem Wiedereinstieg in den Beruf klappt es nicht reibungslos. Das fängt schon bei der Arbeitsvermittlerin des Arbeitsamts an („Agentur für Arbeit“, wie sich diese Institution inzwischen großspurig nennt). Diese Arbeitsvermittlerin entspricht in ihrem Verhalten genau dem, was auch ich erfahren „durfte“ - wenig hilfreich, ohne große Bereitschaft eine Stelle zu vermitteln und auch etwas überheblich. Statt Arbeitssuchende zu motivieren und Mut zu machen, wird entmutigt – Beruf eindeutig verfehlt!

Drillingsmutter Eve wirkt auf mich inzwischen etwas selbstbewusster, wohl auch wegen des Einflusses, den Alice auf sie hat, die sie unterstützt und bestärkt. Als sie dann auch noch einen heimlichen Verehrer hat, fühlt sie sich als Frau begehrt und bestätigt – trotz ihrer glücklichen Ehe mit Martin. Doch leider weiß Eve nicht, wer der geheimnisvolle Verehrer ist, hat aber einen Verdacht. Doch ob sie damit richtig liegt?

Aber dann bezeichnen ihre Kinder Eve plötzlich als Angsthasenmutter. Herrlich fand ich die Fragen, die Eves Kinder ihr stellten, die brachten mich zum Schmunzeln und verlangten von Eve einiges an Diplomatie, um sie angemessen zu beantworten.

Doch da ist der Lauftreff – und Eve, die gerne joggt, hat mit einem Mal eine grandiose Idee. Im Chat unter lauter Gleichgesinnten lernt sie „Runnerboy“ kennen, der ihr seltsam vertraut vorkommt. Doch wer versteckt sich hinter diesem Pseudonym? Dummerweise hat Eve ein Foto von sich veröffentlicht, während sich „Runnerboy“ für ein Foto seiner Laufschuhe entschieden hat.

Alice dagegen hat sich von der Singlefrau zu einer ganz liebevollen Mutter gemausert, die nun merkt, dass doch nicht alles so einfach und reibungslos funktioniert, wie sie es sich als Kinderlose vorgestellt hatte – eine Vollzeitstelle und ausreichend Zeit, dazu eine zuverlässig funktionierende Kinderbetreuung, kann schneller als man denkt zu einem Problem werden. Nicht nur das Organisatorische kann zu einem Problem werden, auch die Psyche stellt sich mitunter quer – das eigene Kind in fremde Hände abzugeben, dazu gehört Vertrauen und bringt auch Zweifel mit sich, ob man auch wirklich richtig handelt.

So ganz einfach fiel Alice die Entscheidung für ein Kind sicherlich nicht, angesichts ihrer Herkunftsfamilie. Sie wuchs bei ihrer emanzipierten Mutter auf – ohne Vater. Bei wem es sich um ihren Vater handelte, erfuhr sie erst recht spät. Aber schön fand ich die Beziehung von Alice zu ihren Halbgeschwistern. Und Alice legt viel Wert auf eine gute Beziehung zu ihnen, setzt alles daran, dass es so bleibt. Auch die Mutter spielt wieder eine Rolle in diesem Buch – diesmal orientiert sie sich neu – sie kauft sich eine Wohnung und zeigt Interesse an einem Mann – für Alice eine vollkommen ungewohnte Situation.

Und dann stehen weitere Entscheidungen an, die es zu treffen gilt – sollen sich Sebastian und Alice, denen die Single-Wohnung mit dem wachsenden Bewegungsdrangs der Tochter zu klein wird, eine neue Wohnung suchen, oder sich zu einem Hauskauf entschließen? Wäre es an der Zeit, über ein zweites Kind nachzudenken, oder sollte Alice beruflich wieder in Vollzeit arbeiten?

Es ist ein wahrer Teufelskreis: Alice, die wieder ganztags arbeiten will, braucht eine Betreuung, doch Eve, die infrage käme, möchte ebenfalls arbeiten gehen. Eine echt schwierige Situation für alle Beteiligten. Doch da gibt es ja noch die Schwiegermutter – ob das eine gute Idee ist, Clara von ihrer Oma betreuen zu lassen?

Isabel, Alices Freundin, fand ich recht verständnislos und alles andere als sympathisch. Die Kinderlose wirkte auf mich oft sehr zickig, was vielleicht auch mit etwas Neid und Eifersucht zu tun hatte – schließlich führt Alice eine glückliche Ehe, und ist stolze Mutter der süßen Clara, dazu noch ein Beruf, der nicht geade der schlechteste ist, während Isabel noch nicht in festen Händen ist. Mit Kindern hat diese Freundin wohl nichts am Hut - Clara scheint sie gar nicht zu beachten. Doch Alice möchte ihre Freundin dennoch nicht verlieren, geht immer wieder einen Schritt auf sie zu, wenn die Freundschaft der beiden zu scheitern droht.

Was Martin, Eves Mann, und Eve praktizieren, gefällt mir sehr gut. Er tritt beruflich kürzer, um Eve im Haushalt und der Erziehung der Sprösslinge zu unterstützen und ihr so einen Freiraum zu verschaffen. Er wünscht sich, dass sie wieder in den Beruf einsteigt. Er würde im Gegenzug nochmals die Arbeitszeit reduzieren. Dieses Hand in Hand arbeiten sollte eigentlich immer möglich sein – gemeinsame Familienarbeit und wertvolle Familienzeit, dazu zufriedene Berufstätige, deren Leben nicht nur aus Arbeit besteht. Schade, dass dieses Lebenskonzept dann doch im wirklichen Leben eher die Ausnahme zu sein scheint.

Auffallend ist bei diesem Roman der Erzählstil. Die Ich-Perspektive wechselt mit jedem Kapitel – mal wird aus Sicht von Alice erzählt, mal aus der von Eve. Dadurch erhält man einen umfassenden Einblick in die jeweilige Lebenssituation, in das Gefühlsleben ebenso, wie in die Beziehung zu Mann und Kind(ern). Dadurch, dass jedes der Kapitel nur wenige Seiten umfasst, liest sich das Buch besonders zügig – hier kann man auch mal kurz zwischen Kind und Herd, zwischen Büro und Zuhause,... ein oder mehrere Kapitelchen lesen.

Schade fand ich allerdings, dass auch diesmal bei einem Szenen- und damit gleichzeitig dem Wechsel der Erzählperspektive, erneut (wie schon beim ersten Band) darauf verzichtet wurde, den Namen der jeweiligen Protagonistin über dem Kapitel, bzw. Abschnitt, zu vermerken – oder eben jeder der Frauen eine andere Schriftart zuzuteilen. Natürlich merkt man beim Lesen schon nach den ersten Sätzen, aus wessen Perspektive erzählt wird, wenn aber beispielsweise gerade Eve auf die kleine Clara aufpasst, ist das erst einmal verwirrend, denn man vermutet dann hinter der Erzählerin Alice – dadurch wird der Lesefluss dann doch in Ausnahmefällen etwas gebremst.

Auch wenn es sich bei diesem Buch um den zweiten Band handelt – man muss das erste Buch nicht zwangsläufig gelesen haben, um sich in dieser Fortsetzung zurechtzufinden. Beide Bücher lassen sich unabhängig voneinander lesen. (Wobei es natürlich immer schöner ist, wenn man die Vorgeschichte kennt.) Im ersten Band erhielt die junge Lektorin Alice von Eve einen Einblick ins „Mamiversum“, im Gegenzug coachte diese die Drillings-Mama in Sachen Lebensglück. Dieses „Projekt“ hat die beiden (anfangs so unterschiedlichen) Frauen zusammengeschweisst – aus der anfänglichen Zweckgemeinschaft entwickelte sich eine gute Freundschaft.

Hier stimmt die Mischung: Sozialkritische Themen gepaart mit unterhaltsamen Episoden mit Kindern, sowie der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, und natürlich spielt auch die Liebe eine wichtige Rolle. Autorin Daniela Nagel, weiß ganz genau wovon sie schreibt, schließlich ist sie selbst fünffache Mutter, dazu berufstätig und kennt die Probleme von Müttern somit ganz genau. Wohl auch daher erkennt man beim Lesen so manche Situationen wieder, die das Buch authentisch erscheinen lassen.

IRGENDWAS IST DOCH IMMER! - Welcher Titel könnte besser für ein Buch passen, in dem es um Kinder und Beruf geht!? Immer wenn alles gerade rund läuft, kommt einem irgendwas in die Quere – sei es ein defektes Haushaltsgerät, eine Kinderbetreuung, die ausfällt, ein Krankheitsfall in der Familie – tatsächlich ist immer irgendwas!

Der Schluss – dazu verrate ich jetzt nichts, außer dass das Ende zwar nicht offen ist, aber sich geradezu für eine Fortsetzung anbietet. Ja, eigentlich schreit dieses Buch regelrecht nach einer Fortsetzung. Und ich würde mich darüber sehr freuen.


Fazit:

Zwischen Kochtopf, Klassenzimmer und Büro - IRGENDWAS IST DOCH IMMER! Ist eine gelungene Fortsetzung von DAS LEBEN IST KEIN KINDERGEBURTSTAG und mitten aus dem Leben gegriffen, wenn es um Familie und Beruf geht, sei es in Sachen Kinderbetreuung, oder bei der Suche nach einer Arbeitsstelle.

Beide Frauen, sowohl Alice als auch Eve, haben sich weiterentwickelt – die eine von der Singlefrau zur Ehefrau und Mutter, die andere von der Dreifachmutter zur selbstbewussten Frau, die den festen Willen hat, nun wieder in ihrem Beruf durchzustarten.

Auch wenn es sich um einen humorvollen (Frauen-)Roman handelt, hat er doch das Potential dazu, anderen Frauen Mut zu machen, neue Wege zu beschreiten – wenn nötig auch gegen alle möglichen Widerstände, denn leider werden auch Alice und Eve immer wieder Steine in den Weg gelegt. Von mir erhält dieses Buch eine Leseempfehlung und 5 Sterne.




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