Rezension zu "EigenSinnige Frauen" von Dieter Wunderlich
Ein Mann schreibt über zehn eigensinnige Frauen Portraits, gerade diesen Ansatz finde ich höchst interessant. Immer auf der Suche nach starken Role Models las ich dieses Buch und finde gerade den Überblick über diese Frauen interessant. Manche kannte ich noch gar nicht, von anderen wusste ich viel zu wenig. Dass ein kurzer Abriss keine Biografie ersetzen kann, liegt auf der Hand, doch so kann man eine sehr gute Vorauswahl treffen, mit wem man sich näher befassen will.
Die Stärke liegt für mich gerade im männlichen und damit nicht feministisch-tendenziösen Blick. Nüchtern, sachlich und wertfrei stellt der Autor die Frauen und die Umstände ihrer Zeit vor, Leser können ihre Schlüsse selbst ziehen. Die chronologische Anordnung finde ich erhellend, weil sie auch zeigt, wie sehr sich im Lauf der Zeit die Widerstände änderten, gegen die diese Frauen ankämpfen mussten.
So stürzte ich mich auf Coco Chanel, war aber enttäuscht, dass sie sich trotz ihres unbestrittenen Talents ihre Chance und ihren Erfolg erst durch verschiedene Betten erschlafen musste. Meine persönlichen Favoritinnen wurden Madame Pompadour, die ihre Reize zwar ebenso einsetzte, aber mit enorm strategischem Kalkül. Und Simone de Beauvoir, deren Lebensentwurf ich nachvollziehen und bewundern kann. Von Marie Curie war ich hingegen enttäuscht, andere Frauen ließen mich kalt. Das letzte Portrait von Ulrike Meinhof empfand ich zunächst als gewagt, aber die Umsetzung gibt dem Autor recht. Beeindruckend, wie objektiv er hier bleibt!
Als erster Überblick interessant. Nicht unterhaltsam, sondern wissenschaftlich bzw. informativ geschrieben, ich werde mir auch die anderen Bücher aus dieser Reihe holen.