Cover des Buches Fifty Shades of Grey - Geheimes Verlangen (ISBN: 9783442478958)
Rezension zu Fifty Shades of Grey - Geheimes Verlangen von E. L. James

Was Frustration anrichtet -

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Mit was ist Ms. Steele noch aus ihrer bedenklichen Grey-Abhängigkeit zu retten??

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren

Worum geht's?

Sie ist 21, Literaturstudentin und in der Liebe nicht allzu erfahren. Doch dann lernt Ana Steele den reichen und ebenso unverschämt selbstbewussten wie attraktiven Unternehmer Christian Grey bei einem Interview für ihre Uni-Zeitung kennen. Und möchte ihn eigentlich schnellstmöglich wieder vergessen, denn die Begegnung mit ihm hat sie zutiefst verwirrt. Sosehr sie sich aber darum bemüht: Sie kommt von ihm nicht los. Christian führt Ana ein in eine dunkle, gefährliche Welt der Liebe – in eine Welt, vor der sie zurückschreckt und die sie doch mit unwiderstehlicher Kraft anzieht …

Meine Meinung

Wer hat nicht von Shades Of Grey gehört. Das Buch wurde angepriesen und totgequatscht, bis einem die Ohren bluten. Als DER Skandalroman. Ähm...jaaaa. Okay, man kann über die Buchreihe sagen, was man will. Sicher ist allerdings, dass Fräulein E.L. James in den letzten Jahren eine Menge Geld in ihre Taschen gescheffelt hat. Als ich das Buch damals zu lesen angefangen habe (noch bevor der erste Teil letztes Jahr in die Kinos kam), konnte ich mir nicht so recht vorstellen, was mich erwarten würde. Und da zu der Zeit eh so gut wie jeder von diesem Buch gesprochen hat, hab ich es damals mit meinen dreizehn, vierzehn Jahren eben heimlich gelesen. Das einzige was sich bis heute geändert hat ist, dass die Sicht mancher Dinge einfach anders ist, aber nochmal von vorn. Entweder man liebt SOG oder man hasst es - einen Mittelweg scheint es sowieso nicht zu geben. Was ich persönlich total schön finde ist die Covergestaltung. Okay, die Bedeutung, die diese Blumen wohl haben sollten, war nicht so meine, aber dafür fühlt sich der Umschlag wunderbar weich und samtig an. (Was man nach einem Strandurlaub mit Sonnencreme und Sand leider nicht mehr behaupten kann), aber ursprünglich war es mal so. Das Thema ist eigentlich so gar nicht meine Sparte, aber da eben so ein OMG-hast-du-DIESES-Buch-gelesen-Hype nur schwer an einem vorbeigeht, hab ich mich trotzdem durchgekämpft. Wortwörtlich. Das Buch ist echt mal wahnsinnig dick - und hat sich nicht selten gezogen, wie Kaugummi. Was aber nicht daran gelegen hätte, dass es jetzt sooooo schlecht gewesen wäre.

Wie gesagt - Thema, okay. Damit konnte ich mich anfreunden. Mit was ich mich definitiv NICHT anfreunden konnte, war unsere liebe Miss Ana Steele. Erst mal: wie unrealistisch ist es eigentlich, mit 21 noch Jungfrau zu sein? Mit 21??? Noch dazu, wenn man - wie zehntausendmal erwähnt - sooo WUNDERschön und ach-so-heiß ist? Alleine das war schon unrealistisch. Was mich dann allerdings WIRKLICH irritiert hat war, dass Ana auf dem Gebiet Sex so überhaupt keine Erfahrung hat. Zero. Da ist wohl an jemandem die Pubertät spurlos vorbeigegangen - Glückwunsch, Miss Steele. Sie haben den Naivchen-Test bestanden. Ana hat mich mal wirklich genervt. Und zwar, weil sie ein ständig errötendes, sich-auf-die-Lippen-beißendes und vor-Lust-zerspringendes Bettmonster zu sein scheint (letzteres natürlich erst nach ihrer schicksalhaften Begegnung). Na ja. Sagen wir mal so, es ist eine Qual, auf über 600 Seiten aus der Sicht einer jungen Frau zu lesen, die sich durch die Begegnung mit einem einzigen Mann von null auf hundert von einem braven Engelchen aus dem finsteren Mittelalter in eine Sexgöttin höchster Güte verwandelt. (hier Augenverdrehen einfügen) Und WIE sie sich verändert. Klar - SOG ist ein Erotikroman, aber während des Lesens hab ich mich einige Male echt gefragt: wofür haben Frauen eigentlich Rechte bekommen? Ana schießt sich sowas von auf Grey ein, dass es nicht mehr gesund sein kann. Sie richtet ihr komplettes Leben auf ihn aus und stolpert dabei blind in etwas, das sie eigentlich selbst kein bisschen umreißt. (dabei ist sie nicht mal blond). Und um dem ganzen die Krone aufzusetzen: was wäre so ein Roman ohne, dass das Naivchen ihren Zukünftigen vor einem dunklen, bösen Monster zu retten versucht? Bäh, ich kann es nicht mehr ertragen, wenn ich sowas lesen muss. Ana hat null Rückgrat - ich hab irgendwann vergessen mitzuzählen, wie oft sie errötet, sich auf den Lippen herumkaut, etc. (da hab ich ihre Entscheidung gegen Ende wirklich gefeiert...) Das einzige, was NOCH nerviger war, ist ihre innere Göttin. Aber meine Gedanken zu diesem anscheinend eigenständigen Charakter erspare ich euch lieber...

Und schwenke stattdessen lieber auf IHN um. Mr. Geheimnisvoll-und-WOW-so-sexy-self-made-Millionäre-Grey. Und der ließ mich genauso zwiegespalten zurück, wie Ana und ihre innere Göttin es sind. Einerseits sieht er natürlich waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahnsinnig gut aus und natürlich ist er auch waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahnsinnig reich, nur dass nicht ein einziges mal wirklich drauf eingegangen wird, mit WAS er eigentlich sein Geld verdient. Denn während seiner Arbeitszeit ist eigentlich das einzige, was er tut, hier und da mal Ana auf seinem Schreibtisch zu *zensiert*. Ich weiß, das ist ein Erotikroman, also braucht man keine super durchdachte Geschichte zu erwarten, aber mich hat das schon ein kleines bisschen gestört. So. Und jetzt zu dem anderen, was mich aufgeregt hat. Christian hat zwei Seiten an sich. Seine Ich-lass-dein-Höschen-in-Flammen-aufgehen-Seite und die inzwischen legendäre traumatisierter-Mann-Schiene, die man ja schon x-mal gelesen hat. Mhm, mhm. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich ein Problem mit reichen, arroganten Männern in Erotikromanen hab. Sie kommen mir einfach immer so "realitätsfern" vor, vor allem wenn sie sich dann ausgerechnet auf das unscheinbarste Mädchen einschießen und sich natürlich UNSTERBLICH verlieben. Vielleicht bin ich wenns darum geht zu unromantisch, aber für mich ist das ein klitzekleines bisschen unrealistisch. Aber sich darüber aufregen ist verschwendete Lebensenergie. Aber natürlich ist unser Mr. Grey ansonsten nicht nur reich, begabt (er spielt Klavier), sondern auch noch...gut ausgestattet und eine wahre Granate im Bett. Genauuu ;)) So genau wird seine Anatomie zwar nie beschrieben, weil die Autorin anscheinend zu prüde ist, um Dinge mit ihrem Namen anzusprechen, aber man kann sich ja denken, was "Honighaare", goldene Augen und ein (*sabber, sabber*) Waaaaaaahnsinns-Körper ausdrücken sollen. Mir kam Christian vor allem ziemlich kalt und fies vor - das ändert sich zwar natürlich im Verlaufe des Romans, weil - natürlich - eine Bindung zwischen ihm und Ana entsteht, aber das verändert leider nichts an der Tatsache, dass Christian wirkt, als hätte er starke Stimmungsschwankungen. Sorry, aber von einem Mann zu lesen der auf 600 Seiten abwechselnd zwischen heißer Feger und verletzter Held schwankt, war mir zu anstrengend - und da hat auch die Liebesgeschichte zwischen den beiden nix dran geändert. Mein Fall ist er nicht - und wieso Ana sich von ihm unterdrücken lässt, ist mir auch ein Rätsel, aber wie heißt es so schön? Geschmäcker sind eben verschieden.

Von den Nebencharakteren sind mir höchstens Taylor und Kate im Gedächtnis geblieben, weil der Fokus wirklich auf Anas und Christians Geschichte liegt. Taylor war wirklich nett, zumindest für einen Chaffeur und ehrlich gesagt hab ich mit ihm wirklich symphatisiert. Kate ist natürlich die typische, selbstbewusste, beste Freundin neben unserer lieben grauen Maus. Sie hätte schnell nervig werden können, aber irgendwie hat sie es trotzdem geschafft, dass ich sie gern hatte.

So - hier sind wir wieder. Insgesamt war das Buch höchstens durchschnittlich - da hat mir inzwischen sogar die AFTER-Reihe, die ich ja irgendwann auch ganz schön nervig gefunden habe - besser gefallen, als SOG. Was wirklich nicht so sehr am Thema liegt. Klar ist SM nicht so meins, aber erstens, kommt das, wenn überhaupt, erst am Schluss vor - und zweitens hätte ich darüber hinwegsehen können, weil man ja weiß, was man bei einem Erotikroman erwarten kann. Wäre da nicht E.L. James grässlicher Schreibstil gewesen. Sorry, aber wenn ich auf jeder Seite bin zu zehnmal "Ich errötete" oder "Meine innere Göttin riss die Augen auf" oder "Ich stöhnte" (ach, neeee) lese, dann mache ich mir schon langsam sorgen. Liebe Miss James, vielleicht hätten sie sich lieber mal ein Wörterbuch zur Hand nehmen sollen - es fehlt nämlich gewaltig an Synonymen. Dazu hab ich hin und wieder das Gefühl gehabt, dass sich James dafür schämt, "schmutzige" Wörter zu verwenden. Echt, jetzt?? Wieso schreibt man dann einen Erotikroman, wenn man nicht mal aussprechen kann, was vor sich geht? Daraus ergibt sich, dass sie skandalöse Sexszenen (die durch die 600 Seiten im gefühlten Durchschnitt alle zehn Seiten passieren) ALLE gleich beschrieben sind. JEDE EINZELNE!!! Irgendwann hab ich dann einfach nur noch kopfschüttelnd überblättert, weil es sich gelesen hat, als hätte die Autorin mal fleißig die Copy-and-Paste-Taste gedrückt und wie wild eingefügt. Und wer sagt, dass diese Frau schreiben kann, der hat noch nie ein anderes Buch gelesen: denn der Schreibstil ist wirklich unterirdisch. Und so bleibt SOG im Endeffekt doch nur eines dieser schmutzigen Heftchen für sexuell frustrierte Hausfrauen (ohne jetzt böse gemeint zu sein), ein Eindruck, den ich auch schon während des Lesens nicht loswurde.


Fazit

Ein Buch, das mich nach dem Lesen eher zwiegespalten zurückgelassen hat. Einerseits wird das Buch dem wahnsinnigen Hype eigentlich nicht wirklich gerecht, andererseits lässt sich dann in dem dicken Wälzer doch so etwas finden, das fast nach einer Storyline aussieht. Über SOG kann man sich bestimmt ewig streiten, ohne auf einen grünen Zweig zu stoßen, aber mich konnte das Buch auf seine eigene Art und Weise einigermaßen...nicht überzeugen, aber doch einigermaßen befriedigt zurücklassen. Wer eine explosive Liebesgeschichte sucht, sich mit schwierigen Schreibstilen anfreunden kann und dabei auch nicht jedes Mal zurückschreckt, wenn er das F-Wort liest, für den ist SOG nur zu empfehlen. Alle anderen - es gibt bei weitem bessere Bücher in dem Genre.

2,5/5 Sternchen

Zitat

Ich verdrehe die Augen. Reiß dich zusammen, Steele. Dem Gebäude nach zu urteilen, das ich zu steril und modern finde, ist Grey über vierzig: durchtrainiert, braungebrannt und blond, passend zu seinen Angestellten.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks