Cover des Buches SHIFTERS – Radikal böse (ISBN: 9783865524478)
Rezension zu SHIFTERS – Radikal böse von Edward Lee

Nicht großartig, aber auch nicht schlecht...

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
Bücher von Edward Lee sind oftmals schwer zu rezensieren...und wie man sieht, spalten sie auch immer wieder die Lesergemeinde in Wohlwollen oder Ablehnung.
Zugegeben, auf den ersten 100 Seiten verließ mich auch öfter der Mut...der Hauptcharakter, ein Dichter, ging mir mit seinem Jammerlappen-Getue mächtig auf die Nerven, zudem hatte ich keinen blassen Schimmer, wohin der Plot eigentlich abzielt (und die kurze Inhaltsangabe auf der Rückseite suggeriert eine völlig andere Richtung des Romans). Dann haben sich die Autoren Lee und Pelan offenbar besonnen, eine gar nicht verkehrte Handlung kristallisierte sich heraus und des Poeten Gejaule wurde auf ein erträgliches Maß heruntergeschraubt.

Seitdem gefällt mir der Roman viel besser, auch wenn er natürlich mit meinen bisherigen Lee-Favoriten "Der Höllenbote", "Flesh Gothic", "Muschelknacker" und "Creekers" nicht mithalten kann. Trotzdem hat mich das Buch gut unterhalten, und zwar aus mehreren Gründen: Zum einen kann Lee alleine für sich schon wirklich gut schreiben, zusammen mit Pelan gelingen ihm oftmals große Würfe, vor allem bei den Dialogen (die verbalen Frotzeleien zwischen den Polizeikollegen finde ich urkomisch und wirklich gelungen). Darüber hinaus konnte ich diesmal einen wirklichen Handlungsfaden erkennen (bei "Die Minotauress" hatte ich in der Beziehung arge Probleme), und auch das Ende ist (in meinen Augen) nicht ganz so beknackt wie in einigen anderen Lee-Werken. Viele interessante kulturhistorische und geschichtliche Passagen bereiten die Autoren auf und man merkt, dass Lee und Pelan sich intensiver mit der Materie beschäftigt haben; einige Abschnitte sind zu detailreich, um nur durch einen Blick ins 'Wikipedia' geschrieben worden zu sein.

Natürlich muß man sich stets auf die wirklich bizarren Plot-Konstrukte des Extrem-Schriftstellers einlassen, sonst ist man verloren...und inwieweit der Einfluß von Co-Autor John Pelan zum Tragen kommt, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Von den bisherigen Gemeinschaftarbeiten Lees und Pelans bleibt "Muschelknacker" mein haushoher Favorit, "Shifters" würde ich in der Mitte einordnen und Schlußlicht wäre bei mir das recht belanglose "Goon".
Auch hier bei "Shifters" sucht man vergebens eine Identifikationsfigur, die einem sympathisch ist, aber solche Charaktere sind bei Edward Lee ohnehin stets Mangelware. Und auch dieser Roman hätte durchaus kürzer sein können, da er (wie fast alle Werke über 300 Seiten) ab und an Füllwerk enthält (die ständigen pseudolyrischen Gedichte erschienen mir deutlich zu oft-unnötig und uninteressant) und etwas straffer erzählt vermutlich noch gewonnen hätte. Dies ist aber natürlich mein subjektiver Eindruck, da ich ein erklärter Verfechter von kurzen, wenig schwatzhaften Romanen bin.

Fazit: Unterm Strich hat mich der Roman besser als einige andere Werke Lees unterhalten, den Plot finde ich recht originell und die Splattersequenzen sind nicht ganz so übertrieben wie sonst üblich. Abzug gibt es für die stellenweise nervigen ersten 100 Seiten und einige ausbremsende Passagen. Ein Buch, dass man als Lee-Fan auf jeden Fall gelesen haben sollte, alle anderen können das Werk beruhigt verpassen.
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