Rezension zu "Schmetterlingstage" von Eileen Ramsay
Eigentlich müsste man schon für den Titel einen Punkt abziehen: „Schmetterlingstage“. Es kommt kein einziger Schmetterling in diesem Roman vor; nicht einmal als Bild oder Metapher.. Da müsste man sich schon selbst was zusammenreimen: Schmetterlinge sind bunt, und bunt sind die Bilder von Tony, der weiblichen Hauptfigur in der Vergangenheit. Oder die bunten Flügeltierchen sind „flatterhaft“, wie die Gefühle von Holly, die Nichte Tonys, deren Geschichte in der Gegenwart spielt, die 1999 angesiedelt ist, also auch schon fast wieder altmodisch anmutet: Handys sind erfunden, aber kaum jemand hat eins, und man kann mit ihnen nur telefonieren. Das Internet stand noch vor seinem Siegeszug in den Alltag der Menschen. Dass die Geschichte um Holly und Taylor, dem Neffen der anderen Hauptperson der Vergangenheit, und um die Frage, was mit den Gemälden Tonys passieren soll, die eine brisante Liebesgeschichte offenbaren, so langatmig geraten ist, lag aber nicht nur daran, dass für alle Besprechungen und Begutachtungen Reisen unternommen und endlose Telefongespräche geführt werden mussten. Ich hatte das Gefühl, hier mussten Seiten gefüllt werden, um der schwachbrüstigen Annäherungsgeschichte Leben einzuhauchen, was aber nur annähernd gelang. Hier gab es durchaus Spannungselemente, etwa das Auftreten der Mutter Taylors und später der betrogenen Ehefrau des Startenors Blaise, der unsterblichen, geheinmen Liebe Tonys. Dort, wo Vergangenheit und Gegenwart verknüpft werden, liegen denn auch die Stärken dieser Geschichte. Meist aber laufen die beiden Zeiten nebeneinander her. Es wird eine wunderschöne, bittersüße Liebesgeschichte erzählt, die ihre fünf Sterne locker verdient hätte, aber sie wird eben immer wieder unterbrochen, um die Gegenwart zu beschreiben, in der um die Bilder verhandelt wird und in der sich Holly und Taylor näherkommen: sehr viel Hin und Her dafür, dass es doch zum recht vorhersehbaren Ende kommt. Unterm Strich dennoch lesenswert, wenn man es schafft, die phasenweise Langatmigkeit hinzunehmen.