Cover des Buches Sehnsucht nach der fernen Heimat (ISBN: 9783865913357)
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Rezension zu Sehnsucht nach der fernen Heimat von Elisabeth Büchle

Über den Verlust der Heimat im 20. Jahrhundert

von irishlady vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Siedlungspolitik der Nazis mal von der anderen Seite, viel Geschichte, viel Roman. Ich liebe es!

Rezension

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irishladyvor 10 Jahren
Bessarabien 1939, von den nationalsozialistischen Bestrebungen und dessen Politik erlebt Elisa am Anfang recht wenig, lebt sie doch als Bessarabiendeutsche weit enfernt vom deutschen Reich. Sie geht ihrer Arbeit auf dem Hof nach, überlegt, wie ihre Zukunft aussehen kann und welcher Mann für sie interessant ist. Doch dann macht auch die nationalsozialistische Politik vor den sogenannten "Volksdeutschen" kein Halt mehr. "Heim ins Reich" sollen sie geschickt werden, angesiedelt dort, wo sich die "arische Rasse" ansiedeln soll - alles bestimmt von den Nationalsozialisten, die weder auf Mensch noch Heimat Rücksicht nehmen. Von Bessarabien aus beginnt die Reise Elisas mit ihrer Familie, die zum Großteil nach Polen umgesiedelt werden soll. Neben dem Verlust der Heimat muss sich Elisa auch Sorgen um ihre Familie, Freunde und um Samuel Bader machen, in den sie sich verliebt hat. Diese Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, denn nicht nur der Krieg verhindert ein glückliches harmonisches Liebesleben, sondern auch Georg, der Elisa besitzen will...

Elisabeth Büchle gelingt es, ein fast vergessenes Thema spannend und informativ zu erzählen. Das Thema der Umsiedlung der "Volksdeutschen" fand (zu) lange Zeit keine Beachtung - nicht nur in der Literatur, sondern auch in der historischen Forschung. Diese Menschen als Opfer zu bezeichnen oder sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, ziemte sich lange Zeit nicht. Letztendlich hat man gesagt, diese Menschen hätten ja nur ihre Heimat verloren - in Anbetracht der Sachen die während des Zweites Weltkrieges passierten - nicht so bedeutungsvoll und erzählungswürdig.
Was hinter dem Begriff der Heimat steht, verdeutlich Elisabeth Büchle eindrucksvoll: Es ist das Zuhause, wo man sich wohl fühlt, wo man aufgewachsen ist, wo man sich auskennt, wo eine Verbindung entstanden ist, wo das ist, was man manchmal über Jahrzehnte aufgebaut hat, steht und und und.
Diese Heimat zu verlassen - erzwungenermaßen - und hingeschickt zu werden, wo man eigentlich nicht hinmöchte, das wird hier in diesem wunderbaren Roman beschrieben. Die Ängste und die Befürchtungen Elisas, auch um Samuel, kann man als Leser wunderbar mitfühlen. Man fühlt sich ein bisschen selber in diese Zeit hineinversetzt, fiebert mich und fürchtet sich. Die Kriegssituation, das Durcheinander und das eigene Unwissen, weil man kaum Informationen erhalten hat, wurde perfekt umgesetzt. Man nimmt dieselben Blickwinkel ein, wie die Protagonisten in dem Buch.
Schnell wird deutlich, dass die Menschen nur Marionetten sind, geführt von den Nationalsozialisten, fremdbestimmt und kein Mitspracherecht.
Natürlich darf auch keine Liebesgeschichte fehlen. Mir hat es aber sehr gut gefallen, dass dies nicht die Hauptgeschichte der Handlung war, sondern ein zusätzliches Bonbon.

Der Sprach- und Schreibstil Elisabeth Büchles haben mir wie die Geschichte ebenso gut gefallen. Das Buch lässt sich flüssig und schnell lesen und ist sehr verständlich verfasst.
Vielen Dank, dass hier ein Thema zur Sprache kommt, dass lange Zeit in Vergessenheit geraten ist. Ich bin restlos begeistert und werde es immer weiter empfehlen!


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