Cover des Buches Tayfun (ISBN: 9789963527373)
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Rezension zu Tayfun von Evelyn Barenbrügge

Schicksalhafte Begegnungen im 18. Jahrhundert

von nirak03 vor 9 Jahren

Rezension

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nirak03vor 9 Jahren
Tayfun erzählt die Geschichte der Zigeuner im 18. Jahrhundert in Ungarn, unter der Regierung von Maria Theresia. Vom Leben dieser Menschen, von ihren Sitten und Gebräuchen und von ihrem Schicksal. Es beginnt im Jahre 1773, der Leser lernt zunächst die Eltern von Leandro Lovare kennen, ist bei seiner Geburt dabei und muss miterleben, wie ein neues Gesetz es den Zigeunern verbietet, ihre Kinder aufwachsen zu sehen. Der Vater schafft es, seinen Jungen im Wald, gemeinsam mit der Urgroßmutter zu verstecken. Leandro kann so unbeschwert aufwachsen, zwar ohne Familie dafür aber frei.
In einem zweiten Handlungsstrang erzählt Barenbrügge dann aus dem Leben von Tom, einem armen Bauernjungen. Tom ist zwölf Jahre alt, als er beschließt, die Heimat zu verlassen und in der Armee sein Glück zu machen. Bald schafft er es aufgenommen zu werden und bekommt eine Ausbildung. Durch ihn lernt der Leser die Seite der Armee kennen. Tom sein Schicksal ist nicht weniger spannend wie das von Leandro. Lange Zeit laufen die beiden Handlungsstränge nebeneinander her und erst im letzten Drittel des Buches finden sie kurz zueinander, verbinden sich und trennen sich dann wieder. Aber bei Genauerem lesen, merkt man schnell, dass sie vieles gemeinsam haben und ihre Schicksale so unterschiedlich sie auch sind, sich doch ähneln.

In die fiktive Geschichte von Leandro und Tom hat die Autorin wunderbar die historischen Begebenheiten der Zeit mit einfließen lassen. Sie hat Gesetzestexte mit aufgenommen und auch von dem Horeaaufstand, der in dieser Zeit stattfand, erzählt. Die Verbindung von Fiktion und Wahrheit ist ihr gut gelungen, in einem kleinen Nachwort erläutert sie dies auch noch kurz. Es macht Spaß die Geschichte zu lesen. Der leichte und flüssige Erzählstil trägt zu dem dazu bei, dass man schnell mit den Geschichten der Jungen vertraut wird. Einige Begriffe wie zum Beispiel Baba, als Anrede für die Urgroßmutter, mögen auf die Leser fremd wirken, tragen aber dazu bei, dass die Geschichte authentisch wirkt.

Ganz zu Beginn gibt es ein schönes Gedicht, welches extra für dieses Buch geschrieben wurde und sehr schön beschreibt, wie sich die Menschen damals wohl gefühlt haben mussten. Mir hat gerade dieses Gedicht sehr gut gefallen. Dann gibt es das Gesetz zu lesen in welchem darüber informiert wird, wie zukünftig mit Zigeuner zu verfahren sei. Dies war informativ und zugleich auch erschütternd. Zigeuner waren danach Menschen, die nichts wert waren und mit denen man im Grunde machen konnte, was man wollte. Mit der Geschichte von Leandro hat die Autorin versucht, diesen Schicksalen ein Gesicht zu geben. Ich finde es ist ihr gelungen.

Aber nicht nur schwere Zeiten machen Tom und Leandro durch, auch finden sie Menschen, die wie sie sind und sie so akzeptieren, wie sie sind. So ist dieser Roman auch ein wenig eine Liebesgeschichte. Der Leser darf dabei sein, wie sich Tom verändert und gerade die Liebe ihn verändert und verantwortungsbewusster macht. Auch Leandro findet eine Frau, mit der er seine Traditionen weiterleben kann. Ihrer beider Schicksal berührt einfach. Es macht Spaß von ihnen zu lesen und am Ende war ich doch ein wenig traurig sie wieder gehen lassen zu müssen, nicht aber ohne die Hoffnung, dass es vielleicht eine Fortsetzung geben könnte. Raum genug für die eigene Fantasie oder eine Fortsetzung hat die Autorin in jedem Fall gelassen.
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