Rezension zu "Die fernen Orte des Versagens" von Frank Witzel
Für Frank Witzel muss man irgendwie eine Lanze brechen. Alle Geschichten trotzen vor ungeheurer Phantasie und Komplexität. Oft war ich überfordert, sogar ein- zweimal verzweifelt genervt - aber dennoch angeregt von derartiger Genialität.
Im Kleinen wie im Großen durchdrungen von einer manigfaltigen Komplexität und Genauigkeit.
Empfehlung: in kleineren Häppchen konsumieren - oder mehrfach lesen. Wer sich getrost zum Zweifeln und mutigen Versuch des (kontinuierlichen) Versagens animieren möchte, ist hier gut aufgehoben.
Als Eindruck noch ein paar Ziate aus der letzten größeren Ezählung "Traurige Rekorde".
"Der Mensch ist besonders leicht zu erschrecken, weil er die Sprache hat. Manchmal nämlich existiert ein Gespenst nur durch eine Namensverwechslung. Aus diesem Grund entstand überhaupt erst das System der Vornamen, um den Menschen genauer von den Geistern unterscheiden zu können."
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"Ich dachte anfänglich, und ließ mich dadurch abschrecken und verlor viele wertvolle Jahre, dass ich das, was ich lese, verstehen müsste, weshalb ich mich lange bei Sätzen aufhielt und sie immer wieder stumm wiederholte, um sie zu durchdringen. Dann aber änderte ich meine Taktik und las ein kompliziertes Buch in zwei Stunden.
Ohne darauf zu achten, ob ich es verstand oder nicht. Schließlich muss durch das Lesen irgendwann irgendetwas in mir geschehen, dachte ich."
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Als Letzters dann noch ein paar Worte über das Überholte. Ist es nicht falsch, das Überholte einfach als überholt abzutun, wenn wir es doch zur Orientierung benötigen, denn wie sollen wir zu dem gelangen können, was wir als Fortschritt preisen, wenn wir es nicht als Vorbild gehabt hätten, das wir überholen wollten?