Rezension zu "Das warme Licht des Morgens" von Franziska Fischer
Das warme Licht des Morgens ist eine Geschichte mit sowohl melancholischen als auch lebensbejahenden Anteilen. Levi fällt in eine tiefe Lebenskrise, als er nach seiner Heldentat sein Augenlicht verliert und nur dank seiner Tochter überlebt er den Alltag. Sie kauft ein, putzt, kocht und hält seine kargen Finanzen im Blick. Er muss dringend wieder arbeiten, doch er findet viele Ausreden, warum er seinen Job als Autor nicht mehr fortführen kann. Bis die lebensfrohe Kellnerin Rea in seinem Leben auftaucht und gegen seine Lethargie ankämpft und ihn zurück in sein Leben holt.
Franziska Fischer schafft es, die Schwierigkeiten nach einer Erblindung verständlich darzustellen und zwar so realistisch, dass ich die Depression und Schwere im Leben von Levi beim Lesen gespürt habe, was dafür gesorgt hat, dass ich am Anfang langsamer gelesen habe. Seine Tochter Robin versucht ihn zu unterstützen und vernachlässigt dabei ihr eigenes Leben, jedoch reicht es nicht, um ihm neuen Mut und Antrieb zu verleihen.
Mit Rea kommt Leben in den Alltag, sie ist wie der Sonnenschein nach dem Regen und ich habe beim Lesen gemerkt, wie auch die Geschichte aufblüht. Wie jedoch bei Franziska Fischer üblich kommt es nicht zu einem klassischen, kitschigen Happy End, sondern wie im realen Leben wird die neue Freude durch weitere Ereignisse getrübt. Auch die von Robin geschriebenen Kapitel ergeben am Ende des Buches einen Sinn und schließen den Kreis. Sie findet besondere Worte, um die Stimmung und Aussage dieser Geschichte poetisch zusammen zu fassen: "Nichts ist jemals weit weg. Alles ist so nah, wie wir es lassen, alles so erreichbar, wie wir es erreichen wollen, weil unsere Zeit uns gehört, und was viel ist und was wenig, bleibt immer unsere Entscheidung".
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