Cover des Buches Die Nacht des Zorns (ISBN: 9783785747001)
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Rezension zu Die Nacht des Zorns von Fred Vargas

Mystische und mächtige Gegner

von franzzi vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Helmut Krauss erzählt mit charakteristischer Stimme die verwobenen Sagen, Schicksale und Mordfälle, die Kommissar Adamsberg entwirren muss.

Rezension

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franzzivor 8 Jahren
Kommissar Adamsberg hat zu tun. Da ist dieser mysteriöse Todesfall mit der Frau und den Brotkrumen im Hals. Da ist mal wieder ein angezündetes Auto, in dem dieses Mal aber ein Mann verbrannt ist. Da ist die Taube, der jemand hinterhältig die Beine zusammen gebunden und sie tagelang gequält hat und die Adamsberg bei sich aufnimmt. Da ist dieser Sohn, der schon 28 ist, den Adamsberg aber erst seit ein paar Wochen kennt, also quasi gar nicht, und der trotzdem in seiner Wohnung ist. Und da ist diese kleine Frau, die extra aus der Normandie nach Paris reist, weil sie ihre Familie bedroht sieht. Nicht von irgendetwas, nein, von einer jahrhundertealten Legende. Das wütende Heer, ein ziemlich tödliches Geisterheer, soll umgehen und Sünder, Mörder und schlechte Menschen töten. - und ihre Tochter Lina kann dieses Heer in Visionen sehen - und auch, wen es holen wird. Die erste Vorhersage traf schon zu. Der skeptische wie viel beschäftigte Adamsberg macht sich auf die Reise in den kleinen Ort mit der viel gehegten Legende, den düsteren Geheimnissen, Feindschaften und dem üblichen Dorfklatschgewurstel - und es scheint, als habe der Tod vor, länger in dem Ort zu bleiben und die Prophezeihungen zu erfüllen. Es ist mein erster Vargas, mein erster Adamsberg-Roman. Gelesen von Helmut Krauss, den ich als viel gebuchten Hörbuch- und vor allem Hörspielsprecher sehr schätze. Seine Stimme hat genau den richtigen Tonfall für Fred Vargas Kommissar Adamsberg, ein bisschen schleppend, ein bisschen schläfrig und doch im Verborgenen scharf und unerwartet. Es fällt schon immer wieder auf, dass es klug gewesen wäre, die Serie in Reihe zu hören. Immer wieder geht Vargas auf frühere Fälle und Vorfälle ein, Adamsberg und seine engsten Kollegen werden eher skizziert als porträtiert, man kennt sie ja, wenn man nicht mittendrin in die Serie einsteigt. Trotzdem streicht Vargas schön die Eigenheiten und Macken ihrer Figuren heraus. Und die Fülle an Fällen? Das Team um Adamsberg löst sie alle, in Paris wie in der Normandie. Sie brauchen lange für den großen Fall, den scheinbar Mystischen. Sie brauchen lange für den Autobrand, aber eher, weil sie auf irdische Barrieren von Macht und Einfluss stoßen. Sie laufen vorwärts, seitwärts und im Kreis, sie ringen mit sich selbst und alten Konflikten, aber sie schaffen es. Fred Vargas plaudert manchmal etwas mehr als es der vielfädigen Geschichte guttut. Doch am Ende passt alles zusammen und man hat neben einem tollen Erzähler auch tolle Romancharaktere kennengelernt. Und der Sprachwitz und die Liebe zum Detail sind zudem auch beim langen Plaudern sehr unterhaltsam.
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