Cover des Buches Bahnwärter Thiel (ISBN: 9783872911780)
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Rezension zu Bahnwärter Thiel von Gerhart Hauptmann

Rezension zu "Bahnwärter Thiel" von Gerhart Hauptmann

von Shunya vor 12 Jahren

Rezension

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Shunyavor 12 Jahren
Dieses Buch habe ich von meinem älteren Bruder bekommen, als er mal etwas in seiner Büchersammlung aussortiert hat. Es ist recht einfach gehalten, wenige Seiten und geheftet. Das Cover gefällt mir. Ich mag schraffierte Zeichnungen sehr gern. Auf dem Deckblatt ist der Bahnwärter mit Laterne zu sehen, wie er im Dunkeln über Schienen läuft. Das Licht der Laterne und der untergehenden Sonne wird in weiß dargestellt, während der Rest des Covers in einem verwaschenem grün gehalten ist. In der Geschichte geht es um den Bahnwärter Thiel, der in einer Kolonie an der Spree lebt. In seinem Beruf geht er tagtäglich eine gefährliche Bahnstrecke ab, um nach dem Rechten zu sehen. Eines Tages ist er nicht mehr allein, sondern hat eine Frau, die nach Meinung der Leute um ihn herum nicht zu ihm passt. Mit dieser zarten Frau hat er kurze Zeit später einen Sohn namens Tobias, der ziemlich schwach ist. Kurz darauf stirbt seine Frau und da Bahnwärter Thiel nicht länger warten will, hat er auch schon eine neue Frau. Die ist ein völliger Gegensatz zu seiner Gattin und man weiß sofort wer im Haus das Zepter schwingt. Thiel und Tobias führen eine liebevolle Vater-Sohn-Beziehung und so bekommt Tobias schnell die Eifersucht seiner Stiefmutter zu spüren, die ihn allerlei Arbeiten verrichten lässt, für die er viel zu schwach ist. Zusätzlich muss er sich um den Nachwuchs kümmern. Thiel selbst bekommt davon vorerst nichts mit. Eines Tages jedoch, als er zurückeilt, weil er sein Essen vergessen hat, hört er wie seine Frau mit dem Jungen umgeht. Allerdings traut er sich nicht sich gegen seine dominante Frau aufzulehnen und verschließt seine Augen vor der Grausamkeit. Kurze Zeit später scheint noch alles gut zu sein, Thiel macht mit seiner Familie einen Ausflug zu seinem Arbeitsplatz, denn in der Nähe gibt es einen Acker, den seine Frau unbedingt mit Kartoffeln ansetzen will. Wenn auch widerwillig, nimmt Thiel seine Familie mit. Tobias ist regelrecht begeistert von dem, was er zu sehen bekommt, stellt Fragen und ist neugierig. Lene schreitet gleicht zur Tat und Thiel kümmert sich um seinen Sohn. Doch kurze Zeit später nachdem Thiel seiner Arbeit wieder nachgegangen ist und seine Frau samt Kindern den Rückweg antritt, geschieht ein Unglück auf den Schienen. Was mich an dem Buch verwirrt hat, ist, dass der Anfang in der Vergangenheit geschrieben wurde, jedoch im letzten Teil zur Hälfte plötzlich ins Präsens verfiel, nur um dann wieder in die Vergangenheit zu wechseln. Da hätte ich mir doch einen einheitlichen Schreibstil gewünscht. Die Geschichte wurde flüssig geschrieben und ist im typischen Stil einer Novelle gehalten. Der Autor hat sich nicht durch Nebensächlichkeiten ablenken lassen, sondern sich auf das Wesentliche in der Geschichte konzentriert. Während Lene als zwar strebsame Hausfrau dargestellt wird, ist sie doch vom Charakter her, eine eher zickige Frau, die sich nichts sagen lässt. Thiel hingegen ist ein schweigsamer Mann, redet nur das Nötigste und hält sich lieber aus allem raus. Was ich besonders schlimm finde, ist, dass er sich so gar nicht für seinen Sohn eingesetzt hat, der von Lene ständig geschlagen und schlecht behandelt wurde. Die Story gefällt mir sehr gut. Anfangs noch mit leichtem Humor, gerät die Geschichte mehr und mehr ins Dramatische. Die Charaktere sind sehr gut rübergebracht und das Gefühlschaos von Thiel ist ebenfalls sehr gut beschrieben worden. Man kann wirklich mitfühlen und -leiden, was er durch machen muss. Zum Schluss hin, habe ich die Geschichte nur so verschlungen, auch wenn das Ende recht vorhersehbar ist. Am Ende gibt es noch ein paar Seiten, in denen über Gerhart Hauptmann berichtet wird, was er für ein Mensch war und wie er aufgewachsen ist, sowie ein kurzes Statement von Carl Zuckmayer, der Hauptmann kennen gelernt hat. Auf der letzten Seite gibt es noch eine Liste mit Worterklärungen. Alles in allem eine gute Lektüre für die Schule, auf jeden Fall sollte man mal einen Blick hinein wagen. Von mir aus, wäre ich wohl kaum auf die Idee gekommen, das Buch zu lesen. Es kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf. Die Geschichte lässt einen mit einem nachdenklichen und schockiertem Gefühl zurück. Ich für meinen Teil, bin zu dem Schluss gekommen, dass man sich nicht alles gefallen lassen sollte und auch mal den Mund aufmachen muss, bevor es zu spät ist.
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