Cover des Buches Ära der Drachen - Schattenreiter (ISBN: 9783736301863)
Rezension zu Ära der Drachen - Schattenreiter von Gesa Schwartz

Schöne Grundidee, leider das Potential verschenkt

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
In einem postapokalyptischen New York leben die Menschen in verlassenen U-Bahn-Tunnels unter der Erde und verstecken sich vor den mächtigen Herrschern dieser zerstörten Welt - den Drachen. Aber inmitten von Tod und Zerstörung gibt es auch gute Mächte; die Drachengilde hilft den Menschen vor dem sicheren Tod und stellt sich dem despotischen König und seiner Drachenarmee. Mittendrin: Sira, ein Mädchen aus der Tiefe, die sich als Diebin der Schatten einen Namen gemacht hat. Durch einen folgenschweren Überfall der Königsreiter auf das stillgelegte U-Bahn-Netz befindet sie sich plötzlich an der Oberfläche und folgt den Reitern der Drachengilde auf ihrer Mission. Gesa Schwartz hat es mir mit ihrem Roman einigermaßen schwer gemacht. Die Grundidee hat mir sehr gut gefallen und vor allem das anfängliche Setting in dem zerstörten New York, das sich vor allem in dem wunderschönen Cover widerspiegelt, war ganz nach meinem Geschmack und ich empfand es erfrischend anders als die üblichen Fantasywelten. Leider ging mir dieses Gefühl sehr schnell verloren, denn nach kurzer Zeit spielte New York keine Rolle mehr und die Figuren bewegten sich in einer mittelalterlich anmutenden Welt, die nur gelegentlich an das Ausgangssetting erinnerte. Sehr schade, wie ich finde. Was dann folgte, war ein Mix aus Licht und Schatten. Sehr viele Szenen konnte ich kaum nachvollziehen, da die Beschreibung keinerlei Choreographie folgte und ich kaum verstand, was die Figuren da gerade treiben. Insbesondere die vielen Kampfszenen fielen diesem Mangel zum Opfer, wobei ich den Showdown am Ende dann wieder sehr gelungen fand und mich fragte, warum nicht gleich so. Zwischenzeitlich steigerte sich die Verwirrung in Unendliche angesichts eines Handlungsstrangs, der sehr mystisch-okkult angelegt ist und eigentlich mehrheitlich aus nebulösen Andeutungen bestand - auch damit kam ich sehr schlecht zurecht. Leider gingen diese seitenfüllenden Passagen zu Lasten der Stränge, die ich gelungen fand. Inbesondere Siras Interaktionen mit "ihrem" Drachen war immer ein Höhepunkt für mich, da passte plötzlich alles und ich konnte ganz tief eintauchen und die Lektüre genießen. Insgesamt aber war der ganze Handlungsbogen für mich unausgewogen; manches ging einfach unfassbar schnell (Siras Ausbildung zum Beispiel) und auf manchen Aspekten wurde unnötig lange herumgeritten (Stichwort: die Scherbenkönigin). Das führte automatisch dazu, dass an manchen Stellen keine logische Entwicklung stattfand, ganz viele Fragen offen blieben und einige Handlungsfäden unabgeschlossen blieben. Auch die Figurenzeichnung ist nicht durchwegs glaubhaft; manchmal wirkten die Protagonisten wie ausgewechselt, ohne das es dafür eine Erklärung gab. Mit dem Ende an sich war ich sehr zufrieden; die Rahmengeschichte ist in sich abgeschlossen, lässt aber durchaus Spielräume für die eigene Phantasie oder auch für eine Fortsetzung. Trotzdem, diese ganzen Irritiationen führten nicht gerade dazu, dass mich das Buch völlig überzeugt hätte. Ebenso schwankend wie die Handlung war auch der Sprachstil. Es gab Passagen, die für mich ein richtiger Lesegenuss waren, aber im nächsten Atemzug gab es wieder schiefe Sprachbilder, die mich völlig aus dem Lesefluss brachten. Zwischenzeitlich hatte ich den Verdacht, dass hier ein Schreibexperiment stattfindet und manches literarische Stilmittel einfach mal ausprobiert und am Leser getestet wird. Für so etwas bin ich grundsätzlich gerne offen, möchte aber vorgewarnt werden, dann ist auch die Erwartungshaltung eine andere. Das Gesa Schwartz schreiben kann, steht außer Zweifel, denn wie gesagt, zwischendurch blitzt immer wieder ihre Klasse auf, und dann fand ich das Buch auch richtig gut.
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