Cover des Buches Irre Seelen (ISBN: 9783865521644)
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Rezension zu Irre Seelen von Graham Masterton

Irre Seelen

von Elmar Huber vor 10 Jahren

Rezension

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Elmar Hubervor 10 Jahren

„Sie sind immer noch da drinnen, sagen Sie? Nach all diesen Jahren? Mein Gott … ich hätte nie geglaubt, dass sie das überleben. Sie müssen doch längst verhungert sein. Sie hätten innerhalb weniger Tage sterben sollen. Immer noch da! Mein Gott, immer noch da!“

STORY
Dass Jack Reed in einem dichten Waldstück beinahe einen Unfall hatte – er glaubte, ein kleines Kind im Regenmantel auf die Straße rennen zu sehen – erweist sich zunächst als Glück im Unglück. Bei der Untersuchung der näheren Umgebung stößt er auf ein verlassenes Anwesen, das von der Straße aus kaum zu sehen ist. Sofort reift in ihm der Gedanke, das riesige Anwesen namens „The Oaks“ zu kaufen und daraus einen exklusiven Country Club zu machen. Bei einem weiteren Besuch verschwindet plötzlich sein Sohn Randy und aus Wand und Decke drücken sich plötzlich die Umrisse von Gestalten.
Die ehemaligen Patienten von „The Oaks“, die eines Nachts plötzlich „in die Wände“ verschwunden sind, verlangen von Jack, den Priester beizuschaffen, der sie dort gebannt hat. Damals, in der Mittsommernacht 1926, als sie mit Hilfe von Druidenmagie an den Leylinien entlang aus der Anstalt fliehen wollten.

„Sie waren alle gewalttätig. […] Jeder einzelne von ihnen, totale Scheißkerle, bitte entschuldigen Sie meine Wortwahl. Das Staatsgefängnis hat sie hierhin abgeschoben, weil die Wächter nicht mit ihnen fertig wurden, Alle Sorten von Verbrechern hatten wir hier. Axtmörder, welche, die ihre Mutter erstickten oder Babys erwürgten, Brandstifter und so weiter. Männer, Frauen und sogar Kinder. 137 waren’s in der Nacht, als wir dichtmachten.“

MEINUNG
Nach der Wiederveröffentlichung von DAS ATMEN DER BESTIE erscheint IRRE SEELEN als deutsche Erstveröffentlichung im Festa Verlag. Ein Horrorthriller alter Schule und vergleichsweise blutarm im Gegensatz zum überwiegenden aktuellen Programm der Festa Horror-Taschenbücher.
Zumindest in den Eröffnungsszenen macht Graham Masterton seinem Titel als „Großmeister der Angst“ alle Ehre. Die Szenen, in denen Jack zufällig auf das Gelände von „The Oaks“ gerät, in der Dunkelheit und im strömenden Regen die ehemalige Irrenanstalt erkundet und hier und dort undefinierbare Geräusche vernimmt, strotzen geradezu vor klaustrophobischer Atmosphäre. Die Stimmung kippt jedoch, als Masterton die verfluchten Insassen von „The Oaks“ auftreten lässt, deren Umrisse sich aus den Wänden des Gebäudes drücken; ein Effekt, der inzwischen in jedem drittklassigen Haunted-House-Film vorkommt und auch durch den vermehrten Einsatz nicht gruseliger wird. In der Folge schwenkt Masterton dann in bekannte Storymuster ein: Jack Reed gelingt es, die Hintergründe und Ursachen der Ereignisse in Erfahrung zu bringen, er kann einige Mitstreiter um sich scharen und verfolgt gemeinsam mit ihnen den Anführer der Irren. Zu guter Letzt „geht“ Jack selbst in die Wand und es kommt – natürlich in „The Oaks“ – zum Showdown mit Pauken und Trompeten und einem obligatorischen Gewitter. Dabei treibt der Autor das Tempo der Geschichte immer höher, so dass die zuvor eingeleitete Charakterentwicklung schließlich vollständig entgleist und Jack Reed sogar zunehmend zum Unsympath wird.

Coverdesign, Satz und Verarbeitung des Buches sind dagegen wieder gewohnt hochwertig, auch wenn das Coverbild mit dem Romaninhalt absolut nichts zu tun hat und komplett andere Assoziationen weckt.

FAZIT
Wie schon in früheren Romanen opfert Graham Masterton die anfängliche Atmosphäre einem chaotischen Hals-über-Kopf-Actionstakkato ohne jedoch die Figuren mitzunehmen. So entwickelt sich der eingangs angenehme Grusler zu einer Aneinanderreihung sich grundsätzlich wiederholender inhaltsleerer Effektszenen.

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