Rezension zu Tanz des Vergessens von Heidi Rehn
Misslungene Darstellung einer Epoche
von winter-chill
Rezension
winter-chillvor 8 Jahren
Bohéme, Zwanzigerjahre und Zeit zwischen den Weltkriegen: Das waren die Schlagworte, die mein Interesse für diesen Roman geweckt haben. Leider hat sich die Lektüre für mich aber nicht gelohnt. Völlig uninspiriert versucht Heidi Rehn in ihrem Roman das Porträt einer jungen Generation zu zeichnen, die einerseits noch traumatisiert vom 1. Weltkrieg ist, sich nun aber trotz der schwierigen Situation in Deutschland nach dem Krieg wieder frei fühlen und das Leben genießen will. Bestimmt waren die Zwanzigerjahre eine spannende Zeit, vor allem auch was das gesellschaftliche Leben betrifft: Einerseits ist die wirtschaftliche Situation in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg schlecht, auch die politische Situation im Land ist instabil. Trotzdem ist da aber auch der Hunger nach Leben. Diese Epoche darzustellen beziehungsweise das Gefühl, das zu jener Zeit geherrscht haben muss, zu transportieren, schafft Rehn meiner Meinung nach nicht richtig. Das liegt am Aufbau der Geschichte, der stark etwas von einer Soap Opera hat. Aber vor allem an der Protagonistin. Lou ist in ihrer ganzen Art ungeeignet, um für die Generation zwischen den Weltkriegen zu stehen. Gleich am Anfang der Geschichte stirbt ihr Verlobter – das ist tragisch. Von da an hängt sie mit halbseidenen Personen herum, stolpert durchs schlüpfrige Münchner Nachtleben, lässt sich von einem älteren Herrn aushalten und stößt ihre Freunde vor den Kopf. Man fragt sich am Ende: Was soll das? Was will diese Lou? Obwohl es im Roman recht wild zugeht, fehlt es zudem an Emotionen. Ziemlich kurz kommt auch der historische Hintergrund. Einen kleinen Pluspunkt gibt es für Rehns leichten Schreibstil: So lässt sich die Geschichte wenigstens recht flüssig weg lesen. Nein, dieser Roman war leider nicht mein Fall.