Rezension zu Der König verneigt sich und tötet von Herta Müller
Rezension zu "Der König verneigt sich und tötet" von Herta Müller
von HomersEvil
Rezension
HomersEvilvor 13 Jahren
Der König verneigt sich und tötet. Ein ungewöhnlicher Titel für ein Buch. So ungewöhnlich wie der Titel des Buches, sind auch die darin enthaltenen Texte. In neun autobiographischen Essays erzählt Herta Müller über ihr Leben. Dabei findet die Autorin so außergewöhnliche und farbenreiche Bilder für das Erlebte, dass ihre verwendeten Wörter und Sätze mit einer schier unglaublichen Wucht und Klarheit daherkommen und den Leser in eine unheimliche, reelle aber beklemmende Welt entführen. Die Welt der Herta Müller wurde dabei vor allem von der rumänischen Diktatur unter Ceausescu geprägt. Einschüchterung, Drangsalierung, Überwachung, Gewalt und Mord gehörten dazu, waren normal. In diesen neun Aufsätzen kann der Leser spüren, wie ein politisches System, eine Institution, ein Staat die Kontrolle über das Leben übernimmt, um es entweder an sich anzupassen oder aber, einfach so, zu vernichten. Die Autorin zeichnet dabei ein solch reales Bild, in der die Freiheit über sich selbst zu bestimmen ganz einfach zu existieren aufgehört hat. Das eigene Leben ist nur noch ein Spielball eines Systems, einer Ideologie, eines Gedankens. Der Selbstmord als einziger, vom Staat angebotener Ausweg zur Wiedererlangung von Frieden und Ruhe. Doch wie freiwillig kann in einer solchen lebensfeindlichen Umwelt die Entscheidung für diesen Ausweg schon sein? „Als einer meiner Freunde erhängt in seiner Wohnung gefunden wurde, da war ich bereits in Deutschland. Dort wo ich Freunde zurücklassen musste, hatte sich der König wieder einmal verneigt und getötet.“ Wer sich mit Herta Müller und ihren Büchern auseinandersetzten will, dem sei ihr Essayband „Der König verneigt sich und tötet“ wärmstens ans Herz gelegt. Tragen doch viele der darin erzählten Begebenheiten ihres Lebens erheblich zum Verständnis ihrer anderen Bücher bei.