Cover des Buches Das kunstseidene Mädchen (ISBN: 9783546003797)
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Rezension zu Das kunstseidene Mädchen von Irmgard Keun

Rezension zu "Das kunstseidene Mädchen" von Irmgard Keun

von Die_Buecherfresser vor 12 Jahren

Rezension

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Die_Buecherfresservor 12 Jahren
"Bubikopf, schlanke Taille, sportlicher Körper. Das Frauenbild der 20er Jahre." ** Inhalt: Doris will nicht mehr arbeiten. Sie will ein Glanz werden und sich absondern von der Normalität. Ihr Schicksal führt sie nach Berlin, wo sie ein Leben zwischen besitzen und besitzlos führt. Dennoch gibt sie ihre Ziele nicht auf, hört auf zu arbeiten und umgarnt ältere Männer um gut bis luxuriös leben zu können. Doch selbst dieser Lebensstil vergeht irgendwann … ** Meinung: „Das kunstseidene Mädchen“ ist der zweite Roman von Irmgard Keun den ich gelesen habe. Der Roman stammt aus dem Jahre 1932 und beschäftigt sich mit der jungen Frau Doris, die das Bild einer damals modernen Frau widerspiegelt. ** Doris ist die Protagonistin des Romans. Sie hat eine Arbeit und kommt aus normalen bis ärmlichen Verhältnissen. Genau dies ist ihr nicht genug. Sie ist das arbeiten leid, will sich von den anderen absondern und kein tristes Leben der Normalität führen. Durch verschiedene Wendungen landet sie im Berlin der 20er Jahre, erlebt den Saus und Braus und möchte ein Glanz werden. Doch sie braucht Geld um über die Runden zu kommen und genau dies schwatzt sie immer wieder ihren Männern ab. All diese Charakterzüge lassen Doris nicht nur entschlossen und träumerisch wirken, sondern auch egoistisch und eingebildet. Mir persönlich hat sie weniger gefallen, da greife ich dann doch lieber auf „Gilgi“, aus dem ersten Roman von Irmgard Keun zurück. ** Der Roman spiegelt trotzdem die damalige Zeit sehr gut wieder und auch das Verhalten von manch einer Frau. Bubikopf, schlanke Taille, wenig Erotik sind plötzlich heiß begehrt bei den jungen Frauen, was an Doris ab und an deutlich wird, ebenso deutlich wie die beängstigende Abhängigkeit, da Doris sich absondern und aus diesem Grund keine normale Arbeit mehr besuchen will. Sie lebt von den Männern, meidet zunächst allerdings gänzlich ernste Verbindungen, lebt mal gut, mal schlecht und sieht es nicht als Abhängigkeit an, einen Mann nach dem anderen auszunehmen. Es ist eher ihre Rache an Männern, da Frauen als weniger wertvoll gelten. ** Das ganze lässt den Roman aus der heutigen Perspektive ein wenig skurril wirken. Dennoch auch beängstigend realistisch und modern. Obwohl ich wenig mit Doris als Charakter anfangen konnte, war ihre Geschichte nicht nur interessant, sondern auch sehr informativ und lesenswert, da sich manche Dinge heute drastisch, manche hingegen kaum geändert haben. ** Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Irmgard Keuns Roman spiegelt auch den Schreibstil der Neuen Sachlichkeit wieder. Knapp, zügig und keck. Der Stil scheint wie erlebt, realitätsnahe und keineswegs beschönigend. ** Meine Ausgabe stammt vom List Verlag. Die dicke des Romans täuscht ein wenig, da die Schrift und die Abstände zum Rand hin relativ groß sind und man so die Geschichte schnell ausliest. ** Fazit: „Das kunstseidene Mädchen“ ist in jedem Fall lesenswert. Nicht nur um das Frauenbild und die Einstellung der modernen Frau in den 20er Jahren kennenzulernen, sondern auch um mehr über die Zeit zu erfahren und diese mit einer weiblichen Protagonistin zu erleben. Dennoch hat mich Doris nicht so sehr überzeugen können wie es Gilgi getan hat, was letztendlich aber auch an den unterschiedlichen Variationen des Endes liegt.
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