Rezension zu "Das zufällige Leben der Azalea Lewis" von J. W. Ironmonger
Azaleas Leben ist von einer Reihe tragischer Ereignisse durchzogen. Bereits als Kind ging sie auf einem Rummelplatz verloren und wurde nie gesucht. Zu klein, um der Polizei Auskunft zu geben, wird sie später von einem lieben Ehepaar aus London adoptiert, das kurz darauf in Uganda eine Missionsstation leitet. Bis zu ihrem 13. Lebensjahr lebt sie dort, doch dann überschlagen sich die Ereignisse, als die Station von der „Lord’s Resistance Army“ angegriffen wird.
Die LRA ist eine brutale Miliz, die Kinder verschleppt und sie zu Kindersoldaten macht, welche im seit 20 Jahren wütenden Bürgerkrieg eingesetzt und misshandelt werden.
Als Erwachsene wieder in Deutschland, trifft Azalea eines Tages zufällig (!?) auf Tomas. Tomas ist Philosoph und überzeugter Determinist und liebt Statistiken: er ist der Meinung, dass unser Universum und alles was geschieht auf rein mathematischen und physikalischen Gesetzen beruht, was bedeuten würde, dass wir nicht wirklich einen freien Willen haben. Azalea hingegen liebt die Poesie und glaubt daran, dass alles, was uns im Leben widerfährt einen Sinn hat – dennoch befürchtet sie, dass sie ihrem Schicksal nicht entfliehen kann.
Auf der Suche nach ihren Wurzeln, auf der Suche nach sich selbst, konfrontiert sie Tomas mit ihrer Lebensgeschichte und fordert ihn heraus mit der Frage, ob es Zufälle gibt oder nicht, ob alles vorherbestimmt ist oder doch willkürlich ist. Und vor allem, ob man für sein eigenes Glück verantwortlich sein und es lenken kann.
So reisen wir mit den Beiden von London nach Uganda und zur Isle of Man in Schottland – und durch eine Zeit von über 100 Jahren, vorrangig aber durch die Lebensspanne von Azalea.
In diesem Roman in wunderbarem Schreibstil in poetischer Sprache geht es um philosophische und psychologische Fragen über den Sinn unseres Daseins, das Leben und die Liebe selbst. Besonders interessant fand ich den Mittelteil über Uganda und auch die zusätzlichen historischen Fakten hierzu im Anhang.