Cover des Buches Gleich, Liebes, gleich ist das Essen fertig (ISBN: 9783942223805)
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Rezension zu Gleich, Liebes, gleich ist das Essen fertig von Jannis Plastargias

Gelungene Mischung, die Lust auf mehr macht

von Koriko vor 10 Jahren

Rezension

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Korikovor 10 Jahren

Inhalt:
Die queere Anthologie enthält 16 erotische Kurzgeschichten, nebst passenden Rezepten, die sich den Themen Essen und kulinarische Genüsse, Lust, Liebe und Hass widmen. Seien es Geschichten um vergangene Sommerbeziehungen, die große Liebe oder tragische Erinnerungen, Krankheiten und verhasste Ehemänner – „Gleich, Liebes, gleich ist das Essen fertig“ enthält eine bunte Mischung Kurzgeschichten von Autoren, die mal erotisch, mal tragisch oder verspielt das Thema umgesetzt haben.

Folgende Geschichten sind enthalten:
"Fleisch-Lust“ von Silke Porath
„Use somebody – Süße Früchte“ von Ines Schmidt
„Unintended – Ungewollt“ von Andrea Bienek
„No Milk today“ von Brigitte Münch
„Das Omlette“ von Ines Schmidt
„Früchte der Erkenntnis“ von Börje Schweizer3
„Salim vor Leif“ von Jannis Plastargias
„Von Porridge and Roast“ von Levi Frost
„Die Verkostung“ von Justin C. Skylark
„Der Engel auf der Fensterbank“ von Jana Walther
„Vom Nachtisch, der nicht auf der Karte stand“ von Claudia Schuster
„Dinner & Show“ von Devin Sumaro
„Der Zwieback-Trick“ von Thomas Pregel
„Die Küstenstraße“ von Raik Thorstad
„Wintermandeln, Mädchenkörper“ von Nino Delia
„Fallobst am Tresen“ von Gabriel Wolkenfeld
„Spargelcremesuppe Deluxe“ von S. A. Urban
„Mörderisches Dessert“ von Christina Stöger

Eigene Meinung:
Die Anthologie „Gleich, Liebes, gleich ist das Essen fertig“ erschien 2014 im Größenwahn Verlag und ist bereits die zweite ihrer Art. Der Frankfurter Autor und Herausgeber Jannis Plastargias sammelte schon einmal queere Kurzgeschichten, die in der Anthologie „Liebe und andere Schmerzen“ im Jahr 2013 erschienen ist. Einmal mehr versucht er, gemeinsam mit den teilnehmenden Autoren, eine breite Palette queerer Themen abzudecken – schwul, lesbisch, transgender, aber auch hetero und die vielen Schattierungen der Liebe, die sich nicht genau festlegen können und wollen. Dies wird mit dem allgemeinen Thema Essen und Trinken gewürzt und ergibt eine mal lustvolle, mal dramatische, mal romantische Mischung.

Inhaltlich erhält der Leser daher eine vielfältige Zusammenstellung, die für jeden Geschmack etwas zu bieten hat. Wer es erotisch und leidenschaftlich mag, wird ebenso auf seine Kosten kommen, wie diejenigen, die tiefgründige, dramatische und nachdenkliche Kost bevorzugen. Dabei wird es nie langweilig, da die Anthologie ausgewogen ist und die Geschichten gut zusammenpassen. Dass dabei die Erotik nicht im Vordergrund steht (etwas, was bei vielen Gay Anthologien leider der Fall ist), ist in meinen Augen durchweg positiv und zeigt, dass schwullesbische Geschichten mehr sein können, als bloße Erotikstories. Gerade die Kurzgeschichten „Von Porridge and Roast“ von Levi Frost, „Die Küstenstraße“ von Raik Thorstad, „Spargelcremesuppe Deluxe“ von S. A. Urban und „Salim vor Leif“ von Jannis Plastargias sind wirklich toll und überzeugen gänzlich ohne Kitsch, Romantik und Erotik. Doch auch die heißeren Stories können überzeugen, da es nie zu plakativ erotisch wird und zu extrem zur Sache geht. Alles bleibt in einem angenehmen Rahmen, der der Anthologie die passende Würze verleiht. Lediglich die Mischung könnte ausgewogener sein – überwiegen doch die schwulen Kurzgeschichten deutlich. So sind doch fast ein Dutzend Geschichten dem Gay Genre zuzuordnen, während es nur drei lesbische Vertreter gibt, der Rest spiegelt transgender oder heterosexuelle Themen wider.

Neben den normalen Kurzgeschichten hat jeder Autor noch ein Rezept beigesteuert, das inhaltlich zu den jeweiligen Beiträgen passt und durchaus nachgekocht werden kann.

Stilistisch ist es ebenso bunt, wie inhaltlich, je nachdem welchen Geschmack man als Leser hat. Ob nun locker und erotisch, wie in den Geschichten von Ines Schmidt und Justin C. Skylark, oder lyrisch und getragen wie bei Jana Walther und Gabriel Wolkenfeld, oder detailverliebt und ausdrucksstark, wie die Beiträge von Raik Thorstad und Levi Frost – die Anthologie bietet Abwechslung und zeigt, wie unterschiedlich die Autoren schreiben. Dadurch erhält man einen guten Querschnitt durch die aktuelle GLBT-Autorenszene und entdeckt mitunter einige Perlen, die einem davor noch unbekannt waren. Allein deswegen loht sich der Griff nach „Gleich, Liebes, gleich ist das Essen fertig“ – die Anthologie bietet einen tollen Überblick und macht in einigen Fällen definitiv Lust auf mehr.

Fazit:
Mit „Gleich, Liebes, gleich ist das Essen fertig“ ist Jannis Plastargias eine tolle, bunt gemischte und abwechslungsreiche Anthologie geglückt, die für jeden Geschmack etwas zu bieten hat (was aufgrund der enthaltenen Rezepte sogar doppelt belegbar ist). Ob nun romantisch, dramatisch oder erotisch – die 18 Kurzgeschichten sind durchweg lesenswert und machen Lust auf mehr. Die Inhalte sind so verschieden, wie die Stile – lediglich die Tatsache, dass die meisten Kurzgeschichten im Gay Bereich angesiedelt sind, trübt die Begeisterung ein wenig. Dennoch lohnt es sich, einen Blick in „Gleich, Liebes, gleich ist das Essen fertig“ zu werfen – sie bietet mehr als so manch andere GLBT Anthologien auf dem Markt, da es nicht nur um Erotik geht. Zu empfehlen.

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