Rezension zu "Das Salz in der Wunde" von Jean Prévost
Dieudonné Crouzon verliert auf einen Schlag seinen Freundeskreis und damit auch sein bisheriges Leben. Gekränkt verlässt er Paris und zieht nach Chateauroux, einer kleinen Provinzstadt. Vom Gedanken an Rache angetrieben, arbeitet er sich vom unbedeutenden Journalisten einer Wahlkampfzeitung hoch, bis er sein eigenes kleines Imperium besitzt.
Ich habe wirklich viel von diesem Roman erwartet. 1934 geschrieben und jetzt endlich auf Deutsch übersetzt, interessanter Klappentext und ein sehr atmosphärisches Cover – eigentlich alles perfekt für mich.
Vorweg möchte ich sagen, dass er sich trotz der folgenden Kritikpunkte sehr gut lesen lässt. Die Kapitel sind weder zu lang, noch zu kurz, der Schreibstil ist angenehm und es kommt das altmodische Feeling auf, auf das ich gehofft hatte.
Zum Roman selbst gibt es noch einige hilfreiche Anmerkungen, die im Text mit kleinen Nummern versehen sind und man hinten im Buch nachschlagen kann.
Die Ernüchterung kam für mich schon nach den ersten paar Seiten. Den „Skandal“ fand ich absolut albern und die Reaktion darauf vollkommen unverständlich. Aber gut, als Auslöser für den Rest der Geschichte konnte ich das „Skandälchen“ noch hinnehmen. Nur hat diese mich leider auch nicht überzeugen können. Ereignisse folgen Knall auf Fall, bei Crouzons Arbeit hatte ich oft keine Ahnung, was er eigentlich gerade macht und anfangs werden so viele verschiedene Personen eingeführt, dass ich schnell den Überblick verloren habe. Bei manchen Sätzen wusste ich nach dreimaligen Lesen noch nicht, was Jean Prévost mir eigentlich sagen wollte.
Hinzu kommt, dass ich noch nie über einen Haufen so unsympathischer Menschen gelesen habe, wie in diesem Buch. Crouzon konnte ich noch als den kühlen Emporkömmling hinnehmen, aber der Rest seiner Umgebung war für mich leider genauso unerträglich wie er selbst. Ich hatte anfangs wirklich Probleme in die Geschichte hineinzukommen und erst ab 1/3 des Romans bin ich wenigstens ein bisschen wärmer damit geworden. Für Rache-Geschichten bin ich eigentlich zu haben, aber in diesem Fall war sie mir schlicht zu trocken und belanglos. So konnte sich die erhoffte Begeisterung leider bis zur letzten Seite nicht einstellen.
Vielleicht habe ich „Das Salz in der Wunde“ anfangs auf ein zu hohes Podest gestellt, aber so war es für mich leider Enttäuschung pur. Trotz solidem Grundgerüst blieb der Roman für mich weit unter meinen Erwartungen.