Cover des Buches Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte (ISBN: 9783785578674)
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Rezension zu Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte von Jessica Park

Verliebt in Papp-Finn

von odenwaldcollies vor 10 Jahren

Rezension

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odenwaldcolliesvor 10 Jahren

Für die junge Julie Seagle fängt ihr neues Leben in Boston alles andere als erfreulich an, dabei hat sie sich riesig auf das bevorstehende Collegeleben gefreut. Kaum in Boston angekommen, muß sie erkennen, daß sie einem Schwindler auf den Leim gegangen ist, daß die Wohnung, für die sie Kaution und Miete im voraus bezahlt hat, gar nicht existiert. Glücklicherweise wohnt in Boston eine frühere Freundin ihrer Mutter, die Julie sofort ein Zimmer in ihrem Haus anbietet. Sie fühlt sich in der Familie Watkins auf Anhieb wohl, auch wenn die Tochter des Hauses, Celeste, eine etwas seltsame Art hat: sie führt immer eine lebensgroße Pappdarstellung ihres Bruders Finn mit sich, der sich auf Weltreise befindet. Bald bemerkt Julie, daß Celeste außerhalb der Familie eine Außenseiterin ist – neugierig geworden, versucht sie über Celestes Bruder Matt mehr über seine Schwester und Finn herauszufinden.

Dieses Buch ist der erste Teil einer Trilogie, wobei die Handlung in sich abgeschlossen ist. Es liest sich sehr flüssig, die Seiten fliegen nur so dahin, obwohl mir an der einen oder anderen Stelle die Handlung zu glatt verlief. Gut gefallen hat mir, daß das Buch keine reine Liebesgeschichte ist, sondern auch auf der psyhologischen Ebene einiges anzubieten hat. Es geht um schwere Traumata, Schuldgefühle und die Unfähigkeit, sich der Vergangenheit zu stellen. Aber auch darum, sich in Illusionen zu flüchten, um Enttäuschungen zu vermeiden.

Die Charaktere sind liebevoll und sympathisch gezeichnet: Julie Seagle als angehende Collegestudentin ist froh, ihre Schulzeit hinter sich zu haben, da sie häufig mit ihrer Freude am Lernen und an Literatur in ihrem Freundeskreis auf Unverständnis gestossen ist. Auf der anderen Seite legt sie aber auch sehr viel Wert auf Äußerlichkeiten und soziale Kompetenz, um nicht als Außenseiterin zu gelten. Celeste ist Julie auf Anhieb sympathisch und weckt in ihr die Neugierde, warum sich Celeste in ein Schneckenhaus verkriecht und Papp-Finn den Mittelpunkt ihres Lebens darzustellt. Sämtliche Nachfragen bei Matt werden von ihm jedoch direkt abgeblockt – was Julie dazu veranlasst, sich Gedanken zu machen, wie sie Celeste helfen könnte. Dazu nimmt sie über Facebook Kontakt zu Finn auf, dessen Beiträge eine nachhaltige Wirkung auf sie ausüben.

Die Familie Watkins, die Julie bereitwillig bei sich aufnimmt, ist ebenfalls sympathisch mit ihrer ungezwungenen Art. Die Eltern Erin und Roger sind beruflich stark eingespannt, so daß vieles an dem zweiten Sohn Matthew hängen bleibt. Matthew hat mir mit seiner offenen Art und seinem Humor sehr gut gefallen, auch wenn Julie immer wieder entsetzt darüber ist, daß er scheinbar ein Nerd ist. Aber die Beiden verstehen sich von Anfang an gut und sind sich immer wieder am kabbeln. Sobald aber Julie versucht, etwas über Celeste und den Grund für die Pappfigur herauszufinden, macht Matt dicht. Auch ahnt Julie bald, daß ein dunkles Geheimnis hinter der familiären Fassade versteckt sein muß.

Das Ende läßt zwar keine Fragen offen, ist mir aber insgesamt etwas zu kitschig und melodramatisch geraten, das hätte meiner Meinung nach etwas gestrafft werden können.


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