Es gibt Bücher, die sind wie ein zarter Frühlingstag, voller Duft und Verheißung. "Morgen vielleicht", im englischen Original "Tomorrow There Will Be Apricots", der Erstling von Jessica Soffer, ist so ein Buch. Was die 28jährige vorliegt, ist beeindruckend und lässt einen nicht so schnell wieder los.
Die Geschichte spielt in New York. Die 13jährige Lorca lebt mit ihrer Mutter bei einer Tante, vermisst ihren Vater, vom dem sich die Mutter trennte, und verbringt ihre Zeit zwischen Büchern. Gleichzeitig versucht sie alles, um ihre Mutter glücklich zu machen, um die Tochter zu sein, die ihre Mutter sich wünscht.
Aber alle ihre Versuche, Anerkennung zu bekommen, scheitern, und so beginnt Lorca, sich zu ritzen, und bekommt nicht nur deswegen Schwierigkeiten in der Schule. Außerdem ist sie zum ersten Mal verliebt, muss mit sich und ihren Gefühlen alleine zurecht kommen, da ihr kein Erwachsener zur Seite steht.
Lorcas Mutter ist Köchin, eine besessene Köchin, die in den Wohlgerüchen von Lebensmitteln schwelgt. Aber egal, wie gut sie auch kocht, was sie auch zubereitet, eines gelingt ihr nicht: Ein Masgouf zu kochen, wie sie es einmal in einem irakischen Restaurant aß, als sie und Lorcas Vater frisch verliebt waren. Emotional kann sie sich nicht auf ihre Tochter einlassen, ist ihr keine Stütze beim Erwachsenwerden.
Als Lorca in einem belauschten Gespräch von dem Sehnsuchtsessen ihrer Mutter erfährt, macht sie sich auf die Suche nach der richtigen Zubereitung des Karpfengerichts. Ihre Mission: Mit dem perfekten Masgouf die Liebe ihrer Mutter zu gewinnen.
Bei ihrer Suche trifft sie auf Victoria, die gerade ihren Mann Joseph verloren hat. Beiden gehörte das irkaische Restaurant, in dem Lorcas Mutter ihr Sehnsuchtsessen aß. Victoria ist allein mit sich und ihrer Trauer. Auch wenn es ihnen schwer fällt: Lorca und Victoria nähern sich behutsam aneinander an, und es scheint, als verbinde beide noch mehr als die Liebe zum Kochen und Essen.
"Morgen vielleicht" ist ein Buch über die Menschen, die wir lieben - weil wir es müssen oder weil wir es wollen - und über die Familien, in die wir hineingeboren werden oder die wir uns selbst schaffen.
Quelle: Ariane Biller für die Blogger-Themenwoche.
"Morgen vielleicht" ist ein Roman für einen grauen Novembertag, denn das Buch strahlt eine Wärme und Herzlichkeit aus, in die man sich wie in eine Decke einkuscheln kann. Gleichzeitig ist es voller Wohlgerüche und Farben, geht tief unter die Haut, liefert Bilder, die sich einprägen. Anfangs fand ich die Erzählperspektive - abwechselnd kommen Lorca und Victoria zu Wort - befremdlich.
Es dauerte etwas, bis ich mich auf das Buch einlassen konnte, bis es mich in seinem Bann nahm. Ich freue mich auf weitere Bücher von Jessica Soffer!
Ohne die Leserunde bei Lovelybooks wäre ich kaum auf das Buch und seine Autorin aufmerksam geworden, dann das Cover ist mir zu kitschig, der deutsche Titel geht mir zu sehr in Richtung Groschenroman. Das Sprichwort "Never judge a book by its cover" bewahrheitete sich also mal wieder. Fazit: "Morgen vielleicht" ist ein wunderbares Buch für alle, die gerne lesen und kochen!
Der Verlag Kein & Aber, in dem "Morgen vielleicht" erschien, liefert das Buch mit einem Code für das eBook aus - eine schöne Idee! Leider funktionierte der Code bei mir nicht, ließ sich das eBook nicht herunterladen. aber eigentlich halte ich auch lieber ein analoges Buch in Händen. Trotzdem: Die Idee an sich finde ich pfiffig.
Meine Rezension erschien auch auf http://hamburgkocht.blogspot.de/2013/11/jeden-tag-ein-buch-morgen-vielleicht.html
Jessica Soffer
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Jessica Soffer
Morgen vielleicht
Neue Rezensionen zu Jessica Soffer
Rezension zu "Morgen vielleicht" von Jessica Soffer
Für die 13-jährige Lorca gibt es nur eines: sie möchte ihre Mutter glücklich machen; koste es was es wolle! Doch bislang sind alle Versuche nach Anerkennung und Liebe gescheitert und so bleibt Lorca nur ein Ausweg um überhaupt etwas zu empfinden - sie verstümmelt sich selbst. Als Lorca ein intimes Gespräch zwischen ihrer Tante und Mutter belauscht, schwelgen die beiden gerade in schönen Erinnerungen und Lorca's Mutter schwärmt von Masgouf, einem irakischen Gericht, welches ihr das Gefühl von Familie, Glück und Geborgenheit gegeben hat. Lorca kommt eine Idee, sie möchte das Rezept von genau diesem Masgouf finden, um es für ihre Mutter zu kochen. Also begibt sie sich auf die Suche und trifft dabei auf Victoria, einer älteren Dame, die das irakische Restaurant geführt hat, in dem Lorca's Mutter Masgouf gegessen hat. Auch Victoria hat Probleme ihre Gefühle zu zeigen und so kommt es zwischen Lorca und Victoria zu einer ganz besonderen Begegnung. Wird Lorca es schaffen die Gefühle ihrer Mutter mit Masgouf zu erreichen? Und welche Rolle spielt dabei Victoria?
Als ich "Morgen vielleicht" angefangen habe zu lesen, hätte ich nie mit solch einer tiefgründigen Geschichte gerechnet. Es behandelt ein solch emotionales Thema, welches einen zutiefst berührt. Jedoch erkennt man dies nicht auf den ersten Blick. Jessica Soffer weiß, wie sie den Leser mit geschickter Zurückhaltung erreicht. Es sind die kleinen Dinge, die in diesem Roman Raum bekommen. Und der Schreibstil der Autorin untermalt zudem die Gefühle eindrucksvoll.
Sehr gelungen finde ich die kapitelweise wechselnde Erzählperspektive, die einem nicht nur Einblicke in die Gegenwart gewährt, sondern auch in die Vergangenheit. Die Geschichte erhält dadurch viel mehr Tiefe und man bekommt ein besseres Verständnis für die verschiedenen Protagonisten.
Ich weiß nicht, ob ein anderes Buch mich jemals so direkt hat fühlen lassen, was in einem Charakter gerade gedanklich und vor allem emotional vorgeht. Die Autorin beweist mit diesem äußerst gelungenen Werk, dass man auch ohne viel drum herum etwas Großartiges erschaffen kann. Etwas, das noch lange im Gedächtnis bleibt und seine wahre Wirkung erst im Nachhinein entfaltet.
Fazit:
schlicht, bewegend, tiefgründig, gnadenlos, berührend, emotional, großartig und noch vieles mehr. Man muss es gelesen haben, um es richtig fühlen zu können. Mein Highlight 2013!
Rezension zu "Morgen vielleicht" von Jessica Soffer
In dem Buch "Morgen vielleicht" von Jessica Soffer geht es um Lorca, die sich ihrer Mutter nur nahe fühlt, wenn sie kocht. Sie macht sich auf die Suche nacch dem Lieblingsrezept ihrer Mutter und trifft dabei auf die verwitwete Victoria, die beiden bermerken, dass sie mehr verbindet als die Liebe zum Kochen.
Der Titel lässt auf alles mögliche schließen, das Cover lässt auf etwas mit Essen hindeuten.
Am Anfang habe ich etwas gebraucht, um in die Geschichte hineinzufinden. Insgesamt ist das Buch sehr anspruchsvoll geschrieben, man muss sich sehr konzentrieren.
Lorca hatte jedenfalls keine einfache Kindheit, das hat mich teilweise ganz schön geschockt. Auch ganz schön krass ist, wie Lorca ihre Gefühle beschreibt und welche Vergleiche sie benutzt.
In dem Buch ist von vielen jüdischen Gerichten die Rede, mit denen ich wenig anfangen kann, da ich noch nie davon gehört habe.
Was ich sehr gut finde ist, dass alles sehr detailliert beschrieben ist, man kann es sich wirklich bildlich vorstellen. Außerdem ist das Buch aus verschiedenen Blickwinkeln geschrieben, was ich auch gut finde.
Beim Lesen wird einem die Bedeutung von Familie und Liebe sehr bewusst.
Fazit: Anspruchsvoll aber berührend.
Gespräche aus der Community
Mehr zum Buch:
Lorca verbringt die meiste Zeit ihres jungen Lebens über Kochbüchern, die sie nach exotischen Gerichten und seltenen Zutaten durchstöbert. Wenn sie kocht, ist sie glücklich. Um die Liebe ihrer Mutter zurückzugewinnen, die als Köchin arbeitet und plant, ihre Tochter aufs Internat zu schicken, begibt sich Lorca auf die fieberhafte Suche nach dem verloren gegangenen Lieblingsrezept ihrer Mutter. Weiter nördlich in Manhattan träumt die frisch verwitwete Victoria von einem eigenen Kind, seitdem sie ihre Tochter vor vierzig Jahren zur Adoption freigegeben hat. Als irakisch-jüdischer Flüchtling fühlt sie sich einsam und beschließt, Kochstunden zu geben. So begegnen sich Lorca und Victoria. Zusammen backen sie Kekse mit Pistazien und Rosenwasser, machen Baklava und Kubbah mit Kürbis. Allmählich regt sich in ihnen jedoch der Verdacht, dass sie mehr verbindet als die Liebe zum Essen. Das zwingt sie, sich mit ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft auseinanderzusetzen - und mit der Wahrheit, was immer sie ans Licht bringen mag.
-> Leseprobe
Allgemeines zur Bewerbung und zur Leserunde:
Ihr habt hier die Möglichkeit bei einer Leserunde mit Jessica Soffer mitzumachen. Jessica spricht kein Deutsch, deshalb stellt die Fragen an die Autorin bitte auf Englisch - es ist gar nicht schlimm, dabei Fehler zu machen, sie wird euch verstehen. Wenn ihr auf Deutsch diskutiert und gelegentlich trotzdem knapp eure Eindrücke auf Englisch zusammenfasst, wird sich die Autorin sehr freuen :-)
Unter allen Bewerbern vergibt der Kein & Aber Verlag 20 Testleseexemplare des Buches. Ihr könnt euch dafür bis einschließlich 2. Juli 2013 bewerben - dafür gibt es eine kleine Frage zu beantworten:
Welches ist euer Lieblingsrezept oder was esst ihr besonders gern und wieso? Habt ihr vielleicht sogar auch so ein spezielles Rezept in eurer Familie, das von Generation zu Generation weitergegeben wird?
(Wenn möglich, wäre es toll, wenn ihr auf Englisch antwortet!)
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