Cover des Buches Die Geschichte der Baltimores (ISBN: 9783492057646)
Rezension zu Die Geschichte der Baltimores von Joël Dicker

Freundschaft und Konkurrenz

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
Nach "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" liegt mit "Die Geschichte der Baltimores" nun der zweite Roman von Joël Dicker in deutscher Sprache vor. Wer das erste Buch gelesen hat, dem wird Marcus Goldman bekannt vorkommen: der Schriftsteller spielt in beiden Romanen eine Rolle.
"Die Geschichte der Baltimores" erzählt von einer Familie, die sich in zwei Teile teilt: die einen leben ein gewöhnliches Leben in der gewöhnlichen Kleinstadt Montclair in New Jersey, die anderen sind erfolgreich und beliebt - und leben in einem exklusiven Vorort von Baltimore. Nach ihren Wohnorten werden sie auch benannt - so gibt es die Montclairs und die Baltimores, die sich ab und an im Jahr begegnen.
Marcus Goldman, Sprössling der mittelständischen Montclairs und später - trotz staatlicher Schule - ein berühmter Schriftsteller, findet sich Jahre nach "der Katastrophe" in Florida wieder. Dort möchte er all die Geschehnisse aus seinen Jugendjahren aufarbeiten und einen neuen Roman schreiben. So begleitet wir ihn auf seiner Reise durch die Vergangenheit, die bruchstückhaft und nicht in fein säuberlicher Chronologie von damals und heute erzählt und unter anderem Einblicke in unbeschwerte Sommerferien, eine große Jungsfreundschaft, ader auch dramatische Ereignisse gewährt.
Auch Marcus freut sich alljährlich auf die abenteuerliche Sommerzeit mit den Baltimores und somit das Wiedersehen mit Hillel und Woody, seinen Cousins und gleichzeitig seine besten Freunde. Doch dann taucht Alexandra auf - das Mädchen, in das sich jeder des Dreiergespanns verlieben wird...
Nach und nach werden wir mit unbeschwertem Glück, dicker Freundschaft, aber auch Konkurrenz, Eifersucht und teilweise übertriebenem Ehrgeiz konfrontiert. Alles in allem eine spannende, atmosphärisch dichte Geschichte, die vor allem von einer pointierten, ruhigen Sprache geprägt ist. Überhaupt hat sich der Autor hier Zeit gelassen, seine Figuren zu konstruieren und die Familiengefüge vorzustellen. Die Erlebnisse von Marcus in der Gegenwart und seine intensiven Erinnerungen finden dabei ein gutes Gewicht, auch wenn die Wechsel häufig stattfinden. Gerade diese Sprünge erzeugen einen starken Sog, so dass man gut durch den doch relativ umfangreichen Roman findet.

Für mich besonders bemerkenswert: der europäische Autor hat hier einen für mich durch und durch amerikanischen Roman vorgelegt. Chapeau!

Fazit: Der Autor beherrscht sein Handwerk und legt hier eine spannende wie intelligente Familiengeschichte vor.
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