Cover des Buches Beim Leben meiner Schwester (ISBN: 9783492247962)
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Rezension zu Beim Leben meiner Schwester von Jodi Picoult

"Beim Leben meiner Schwester" von Jodi Picoult

von Jacynthe vor 9 Jahren

Rezension

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Jacynthevor 9 Jahren

Inhalt


Anna ist ein Designer-Baby. Gezeugt in einem Reagenzglas und empfangen, um ihrer Schwester Kate das Leben zu retten. Denn das Blut aus ihrer Nabelschnur versprach die Heilung ihrer Leukämie. Doch Jahre später erleidet Kate einen Rückfall und Anna muss immer wieder Eingriffe über sich ergehen lassen. Blutspende, Knochenmarksspende, alles verbunden mit Schmerzen. Dann aber wird eine Nierenspende notwendig und plötzlich setzt Anna sich zur Wehr. Sie nimmt sich einen Anwalt und verklagt ihre Familie. Doch was steckt wirklich hinter dieser Tat? Will Anna wirklich nur die Aufmerksamkeit, die ihr ihr ganzes Leben lang verwehrt wurde?



Meine Meinung


Dieser Roman lag schon länger auf meinem SuB, denn da ich den Film bereits kannte, konnte ich mich nicht so recht zum Lesen motivieren. Jetzt bin ich jedoch froh darüber, denn der Film ist zwar ganz gut, bleibt aber trotzdem um Meilen hinter dem Buch zurück.

Picoult verarbeitet mit diesem Roman ihre eigenen Erfahrungen mit der Krebserkrankung ihres Sohnes, und ihre Kenntnis was die Emotionen der Beteiligten sowie bestimmte Abläufe im Krankenhaus angeht, zieht sich durch das ganze Buch. Doch Picoult beschreibt auch Vorgänge, die offensichtlich einiges an Recherchen nötig machten, wovor ich großen Respekt habe. Beides zusammen, Erfahrung und Recherche, ergeben ein fesselndes und realistisches Bild, dem man sich als Leser nur schwer entziehen kann.

Doch obwohl alles so realistisch wirkt, handelt es sich bei "Beim Leben meiner Schwester" eigentlich um einen Science Fiction Roman, denn zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war es nicht möglich, Retortenbabys mit bestimmten genetischen Voraussetzungen zu zeugen. Trotzdem trifft Picoult mit ihrem Roman den Nerv der Zeit und fordert dazu auf, sich mit den ethischen Aspekten moderner Medizin auseinanderzusetzen.

Was mich besonders fasziniert hat ist, dass nicht, wie vielleicht zu erwarten wäre, nur einen oder zwei Handlungsstränge gibt. Stattdessen gibt es eine Vielzahl an Menschen, die durch Kates Krankheit und Annas aktuelle Entscheidung, nicht mehr zu spenden, direkt beeinflusst werden. Jedes Kapitel ist abwechselnd einer dieser Personen gewidmet. Da wären Brian und Sara, die Eltern, und Jesse, der Bruder. Außerdem der Anwalt Campbell und die Verfahrenspflegerin Julia, die früher ein Paar waren und sich durch die gemeinsame Arbeit plötzlich auch mit der Vergangenheit auseinandersetzen müssen, und natürlich Anna und Kate selbst. Sie alle sind auf unterschiedliche Weise betroffen und jeder hat einen eigenen Weg gefunden, damit umzugehen. Diese Vielschichtigkeit an Involviertheit ist Picoult besonders gut gelungen und gibt dem Leser eine Ahnung davon, wie weitreichend eine solche Geschichte sein kann und wie unterschiedlich Menschen auf familiäre Katastrophen reagieren.

Alle Charaktere sind überaus realistisch dargestellt und ich konnte mich in jeden einzelnen hineinversetzen. Selbst in Sara, die Mutter, auch wenn ich ihre Sicht der Dinge selten gut heißen konnte. Zeitweise erschien sie mir kalt und gefühllos allen außer Kate gegenüber. Doch ich verstehe, was sich hinter der Fassade verbirgt, und habe großes Mitleid mit ihr. Was es für eine Mutter heißen muss, ihr Kind langsam sterben zu sehen, können zum Glück die wenigsten von uns wirklich nachvollziehen...

Am Ende des Buches laufen alle Handlungsstränge zusammen, von denen jeder zu einem eigenen kleinen Abschluss kommt. Einer davon hat mich zutiefst geschockt, denn er kam völlig unerwartet und ließ mich zitternd und mit Herzklopfen zurück, aber auch mit Tränen in den Augen. Ich glaube, dass die letzten Szenen des Buches keinen kalt lassen können. Auch die Liebesgeschichte, die sich im Laufe des Buches entwickelt hat, fand ich wunderschön und daher finde ich es umso schlimmer, dass weder das eine, noch das andere im gleichnamigen Film verarbeitet wurde. Auch, dass der Bruder Jesse dort viel zu kurz kommt, hat mich sehr gestört, ebenso wie die Tatsache, dass man aus dem Richter plötzlich eine Richterin gemacht hat. Wieso?? Doch die Gedankengänge der großen Filmemacher muss man als Normalsterblicher wohl nicht verstehen...

Doch hier geht es ja zum Glück um das Buch, und diesem kann ich nach all der Lobpreisung natürlich nur die vollen 5 von 5 Wolken verleihen.
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