Cover des Buches Und dennoch ist es Liebe (ISBN: 9783404164202)
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Rezension zu Und dennoch ist es Liebe von Jodi Picoult

"Und dennoch ist es Liebe" von Jodi Picoult

von MintCandy vor 10 Jahren

Rezension

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MintCandyvor 10 Jahren
"So etwas passierte echten Menschen nicht. So etwas sah man im Sonntagsfilm, oder man las darüber in irgendeiner Klatschzeitung.“ – S.266

Paige ist erst achtzehn und musste in ihrem jungen Leben schon vieles durchmachen: Ihre Mutter verließ sie und ihren Vater, als Paige 5 Jahre alt war und erst kürzlich ließ sie ihr Baby abtreiben. Paige ist mit den Nerven am Ende und tut das, was ihr als einzige Lösung erscheint: sie flieht. Paige lässt ihren Vater und ihr altes Leben zurück und beginnt in einer anderen Stadt ganz von vorne. Sie nimmt einen Kellnerjob in einem miefigen Diner an, obwohl sie eigentlich von der Kunsthochschule träumt.

Nicholas ist angehender Arzt und hat sein Leben voll im Griff. Er hat ein klares Ziel vor Augen, dem er eifrig nachgeht. Er hat Rachel an seiner Seite und Eltern, die ihn finanziell unterstützen. Man kann nicht leugnen, dass Nicholas ein ruhiges und behütetes Leben geführt hat – bis zu dem Tag an dem er in ein Diner geht und sich sein Leben schlagartig verändert.


Das Leben von Paige und Nicholas verändert sich von einem Tag uaf den anderen, denn beide wissen: Es ist einfach Liebe. Eine schnelle Hochzeit bringt Nicholas Eltern gegen ihn und Paige auf, sodass der Kontakt zu ihnen komplett abbricht. Nicholas lässt in gewisser Weise sein altes Leben hinter sich, genau wie Paige. Sie nimmt einen zweiten Job am, um sein Studium zu finanzieren und lässt somit ihre eigenen Träume hinten anstellen. Paige wird immer unzufriedener mit ihrem Leben und hat das Gefühl etwas Wichtiges zu verpassen. Als sie dann auch noch unerwartet schwanger wird, gerät für sie alles ins Wanken. Ist es wirklich das was sie will? Nicholas freut sich über das Baby, jedoch kann Paige nicht aufhören daran zu denken, dass sie eine schlechte Mutter sein wird. Schließlich weiß sie nicht wie es ist eine Mutter zu haben, die immer für sie da ist. Als ihr gemeinsamer Sohn auf die Welt kommt ist Paige nicht mehr sie selbst. Deshalb trifft sie eine folgenschwere Entscheidung, die alles verändern wird: sie will ihre Mutter auffinden. Dabei begeht sie jedoch denselben Fehler, wie ihre Mutter und lässt ihr Kind zurück.


„Und dennoch ist es Liebe“ beginnt mit einer Begegnung, die Paige hoffen lässt, dass das Leben auch schöne Seiten hat. Mir gefiel Paiges Charakter am Anfang noch sehr gut. Sie hatte zwar eine tragische Vergangenheit, ließ sich aber dadurch nicht entmutigen ihrer Zukunft ins Auge zu blicken. Sie wollte einmal ganz von vorne anfangen, ohne dass jemand von dem Verlassen ihrer Mutter, oder dem Abtreiben ihres Babys Bescheid weiß. Mir gefiel die hoffnungsvolle Art von Paige das Beste aus jedem Tag zu machen. Sie malte die Gäste im Diner und wurde für ihre Kunst gefeiert. Als sie eines Tages Nicholas markante Gesichtszüge in einem ihrer Bilder auffing, war es um sie beide geschehen.

Diese überstürzte Liebe und die Art, wie Jodi Picoult beschreibt was in den beiden dabei vorgegangen ist, hat mich sehr gerührt. Die beiden wussten einfach, dass sie mit dem anderen die bessere Hälfte gefunden haben. Ein sehr romantischer Beginn, wobei nicht alles so harmonisch bleiben soll. Die beiden geraten immer mehr in die Fänge des Alltags und haben kaum noch Zeit füreinander, da Nicholas als Arzt voll und ganz beschäftigt ist. Paige verliert ihre eigenen Wünsche zunehmend aus den Augen. Als sie dann auch noch alleine mit einem Baby klar kommen muss, bekommt die zufriedene Fassade Risse.

In der ersten Hälfte des Romans gefiel mir sehr gut, wie die beiden so unterschiedlichen Personen ein gemeinsames Leben meistern und fest zusammenalten. Doch dann kam Paiges Unsicherheit immer mehr zum Vorschein. Dies äußerte sich vor allem dadurch, dass Paige die Schuld an ihrem eigenen Versagen immer jemand anderem zuschob. Sie fühlte sich nicht wohl in Gegenwart von Nicholas Arbeitskollegen, da sie sich als minderwertig ansah. Schließlich sei sie ja bloß Kellnerin. Als sie merkt, dass sie mit ihrer Mutterrolle überhaupt nicht klarkommt, macht sie das Verschwinden ihrer eigenen Mutter dafür verantwortlich. Sie versucht gar nicht erst, sich Hilfe zu holen und ihre Überforderung einzugestehen. Stattdessen tat sie das einzige was für sie die einzige Lösung ist: Weglaufen.

Nicholas muss sich nun um ein drei Monate altes Baby und seine vielen Patienten kümmern. Erstaunlicherweise gelingt es ihm sehr gut mit seiner neuen Rolle klarzukommen, weil er im Gegensatz zu Paige Hilfe annimmt und nicht im Selbstmitleid badet.

Im Roman werden die Kapitel abwechselnd aus der Sicht von Paige und Nicholas beschrieben. Man erfährt somit viel über die jeweilige Vergangenheit und den Alltag. Wir erleben wie Nicholas im Krankenhaus seinen Patienten das Leben rettet und anschließend mit Paiges Launen kämpfen muss.

Paige wird im Laufe des Romans von einer verträumten jungen Frau zu einer vernarrten und unsicheren Person. Sie glaubt für nichts gut genug zu sein und alles falsch zu machen. Die Handlung verläuft über mehrere Jahre, beginnend vom ersten Kennenlernen, zur Hochzeit bis hin zur Geburt des Sohnes. Der Leser erlebt die ganze Bandbreite an Emotionen und Gedanken dieser beiden Menschen mit.


Etwas das ist es was mich zunehmend an dem Roman gestört hat: Paiges Selbstmitleid. Sie hat nie in Betracht gezogen selbst für ihr Leben und ihre Handlungen verantwortlich zu sein. Ständig schiebt sie ihre Fehler anderen zu, um sich selbst nicht einzugestehen, dass ihr Leben nicht so verläuft, wie sie es sich vorgestellt hat.

Mir gefiel das Buch ab der Hälfte immer weniger. Ab dem Zeitpunkt von der Geburt ihre Sohnes, gerät Paiges Gefühlswelt zunehmend außer Kontrolle. Sobald sie sich auf und davon macht, und sich die Idee in den Kopf setzt ihre Mutter zu suchen, geriet die Handlung, für mich, außer Kontrolle. Es passierten schlagartig sehr viele Sachen, die zum Teil einfach zu viel waren. Der Leser wird mit einer Menge Handlungsstränge konfrontiert. Paige wurde mir zunehmend unsympathischer, weil ihr das Wohl ihres Kindes nicht so wichtig scheint und sie sich nur Gedanken, um ihre eigenen Bedürfnisse macht.

Zum Ende hin wird eine Geschichte gewoben, die ich zum Teil zu schnell daher geschrieben fand. Es sind zu viele einschlagende Dinge passiert, was die Geschichte leider etwas unrealistisch macht.

Der einzige Lichtblick im Buch war Nicholas, der bewiesen hat, dass man trotz sehr einnehmenden Jobs, ein Kind großziehen kann. Ich hatte immer mehr Mitleid mit ihm aufgebaut, weil er eine Frau geheiratet hat, die nie wirklich ehrlich zu ihm war.


Am Anfang habe ich mir sehr viel von dem Roman versprochen, jedoch konnten meine hohen Erwartungen nicht erfüllt werden. Die Handlung war mir zum Ende hin zu konstruiert und nicht mehr realitätsnah. Deshalb gebe ich „Und dennoch ist es Liebe 3/5 Punkte.


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