Cover des Buches Die Leiden des jungen Werther (ISBN: B003WEAH18)
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Rezension zu Die Leiden des jungen Werther von Johann Wolfgang von Goethe

Ein Klassiker

von Sakuko vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Leider ist die Sprache ausladend und der Hauptcharakter unsympatisch. Dennoch ein wichtiger Klassiker mit schönen erzählerischen Passagen.

Rezension

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Sakukovor 8 Jahren
Die Leiden des jungen Werther ist ja eine der bekanntesten deutschen Klassiker.

Werther verlasst dort seine Heimat um einer Liebesgeschichte zu entgehen und bezieht bald in das idillische Dorf Walheim, wo er sich an der schönen Natur erfreut, an den Kindern und einfachen Leuten, die dort wohnen.
Als er ein paar Frauen zu einem Tanzvergnügen abholt trifft er die junge Lotte, Tochter des Amtsmannes, umgeben von ihren 8 jüngeren Geschwistern. Er ist sofort hin und weg von der schönen Frau und ihrer mütterlichen Art.
Obwohl sie einen Verlobten hat, der gerade auf Reisen ist, trifft Werther sich täglich mit ihr und die beiden formen eine enge Freundschaft, da er sie als Seelenverwandte sieht.
Als ihr Verlobter zurückkehrt, kehrt sich auch Werthers Stimmung langsam um..

Das Buch ist als Briefroman geschrieben, wobei es oft auch wie ein Tagebuch wirkt. Werther geht manchmal auf seinen Leser Willhelm ein, aber viel öfter auch nicht und klagt ihm nur sein Leid. Manche Abschnitte sind so kurz, dass sie auch eher nur Notizen sind als Briefe. Nur gegen Ende werden einige Passagen von dem angeblichen Herrausgeber verfasst, die Werthers Situation in einem sachlicheren, wenn auch empatischem Licht schildern.

Es fällt sofort auf, dass das Buch auf eine sehr emotionale, gesprächige Weise geschrieben ist. Werther schwadroniert in langen Sätzen dahin, mit vielen Bindestrichen und Semikolons und Ach!s und Ah!s eingeworfen. Daran muss man sich erstmal gewöhnen, es ist am Anfang wirklich anstrengend. Er redet meist wie er denkt, unterbricht sich, verläuft sich in Gedanken, springt von einem Gedankenstrang auf den nächsten.

Die Sprache ist zwar altmodisch, aber eigentlich noch gut zu verstehen. Satzbau und Rechtschreibung sind teilweisen noch etwas anders, und auch manche Wörter muss man wahrscheinlich nachschlagen, weil sie nicht mehr in Gebrauch sind, aber auch aus dem Kontext heraus sollte man verstehen, worum es geht.

Werther ist leider für mich ein absolut unsympatischer Charakter. Er ist selbstbezogen, gefühlsorientiert und wankelmütig. Er filtert seine Gefühle und Wünsche nicht, er gibt jeder Laune Raum und versucht sich gar nicht an Mässigung. Verantwortungsbewusstsein, Ettikete und Regeln sind ihm zuwieder.
Das wird auch oft in Diskussionen mit dem gemässigteren, verstandsbezogeren Albert deutlich.
Während es am Anfang des Romans in seiner kindlichen Freude für die Natur und die Kinder und armen Menschen noch ganz niedlich anmutet, gehen später doch sehr egoistische, gemeine Züge daraus hervor.

Lotte hingegen finde ich sehr sympatisch. Sie ist zwar wie Werther sehr emotional veranlagt, hat aber mehr Verantwortungsgefühl und Einfühlungsvermögen. Sie denkt eher an andere, als an sich selbst, im Gegensatz zu Werther. Auch wird ihre emotionale Art durch ihren Verlobten/Ehemann Albert stabilisiert und geankert.
In Werther sieht sie einen besten Freund, einen Bruder der sie durch die gleichartigen Gefühlslagen und Vorlieben sehr gut versteht und mit dem sie fühlt. Durch ihr Mitgefühl fällt es ihr allerdings auch schwer, Werther gegenüber Unnachgibiger zu sein, weswegen sie seinen ausufernden Gefühlen, wenig einhalt gebieten kann.

Ich weiss zwar, das Werther und sein Selbstmord zu seiner Zeit idealisiert und nachgeahmt wurde, denoch liest sich das Stück für mich eher wie eine Mahnung: Seht was passiert, wenn man seinen Gefühlen freien Lauf lässt. Intendiert war es so aber wohl nicht, den Goethe verarbeitet ihr einige autobiographische Elemente.

Alles in allem bin ich froh den Werther gelesen zu haben. Es ist ein wichtiges Stück der Literaturgeschichte und hat offensichtlich sehr gute Elemente, auch wenn ich es aus heutiger Sicht für zu anstrengend und für mich persönlich für wenig relevant halte.
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