Cover des Buches Das Schicksal ist ein mieser Verräter (ISBN: 9783423625838)
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Rezension zu Das Schicksal ist ein mieser Verräter von John Green

Weitaus mehr als ein Jugendbuch

von loveisfriendship vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein universelles Buch, das jeden Menschen gleichermaßen anspricht mit den Fragen um Leben und Tod, die es aufwirft.

Rezension

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loveisfriendshipvor 9 Jahren
Weitaus mehr als ein Jugendbuch

Ein besonderes Buch verdient eine besondere Rezension, aber mir fehlen die Worte, um dem Roman „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ in all seiner Schönheit wirklich gerecht zu werden.
Denn dieses Buch ist ein Wunder.
Ein Wunder, weil es so erfrischend anders ist als jedes „Krebsbuch“, das ich zuvor gelesen habe und es schlicht und ergreifend etwas an sich hat, das mich zutiefst bewegt. Selten habe ich beim Lesen eines Buches so herzhaft gelacht und im nächsten Moment so bitterlich geweint - wobei John Green es nicht darauf anlegt, auf die Tränendrüse zu drücken, so bleiben etwa ellenlange Liebesbekundungen am Sterbebett à la Hollywood aus. Stattdessen habe ich „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ als ein unaufdringliches Buch empfunden, das in seiner Schlichtheit über das Augenscheinliche hinweg berührt.

John Green erzählt die Geschichte von Hazel und Augustus, zweier schwerkranker Jugendlicher, die sich ineinander verlieben und trotz ihrer Krankheit finden, dass auch „kleine Unendlichkeiten“ sich lohnen.

Bei diesem Inhalt könnte man vermuten, dass es sich bei „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ um einen Roman handelt, der die Palette „typisches Krebsbuch“ erstklassig bedient. Aber dem ist nicht so. Das Buch ist in keiner Weise schnulzig und rührselig, sondern schafft es auf seinen knapp 300 Seiten so ziemlich jedes Klischee zu widerlegen. Noch lässt es Drastisches aus. Die Realität dieser schlimmen Krankheit, Krebs, wird nicht geschönt und sie wird in all ihrer Grausamkeit dargestellt, wobei der Autor den Lesern noch die Vorstellung lässt, weil nichts allzu genau beschrieben wird. Es wird zudem deutlich, dass sich John Green ausgiebig und fundiert mit der Krankheit auseinandergesetzt hat und „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ nicht ohne Hintergrundwissen geschrieben hat, nur weil sich solche Geschichten um Krankheit und Liebe gut verkaufen.

„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist ein sehr vielseitiges und vielschichtiges Buch, das mich durch seine stellenhafte Tragik und Traurigkeit auch bedrückt hat. John Green geht jedoch mit einer sensiblen Leichtigkeit an dieses ernste Thema heran, was auch nötig ist, da es sonst vermutlich zu schwer geworden wäre. John Green geht mit so bedrückenden Themen wie Krankheit und Tod erfrischend offensiv und positiv um. „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ beinhaltet eine hoffnungsvolle und lebensbejahende Botschaft, die dazu aufruft, dass Leben zu feiern.

John Green lässt seinen Roman aus der Sicht der 16jährigen Hazel Grace erzählen, einem sehr aufgewecktem Mädchen, das es schafft, Dinge auf den Punkt zu bringen und das vor allem eines nicht will: bemitleidet werden. Sie erzählt authentisch, frech und stellenweise sarkastisch. Meisterhaft gelingt es John Green, sich in Hazel hineinzuversetzen und jedes ihrer Gedanken und Gefühle nachvollziehbar an den Leser zu vermitteln.
Wie Augustus weiß auch Hazel, dass die Welt „keine Wunscherfüllmaschine“ ist und doch erleben die beiden zusammen eine wunderbare Zeit voller Höhen und Tiefen. Diese beiden Protagonisten sind unglaublich sympathisch und liebenswürdig und noch dazu herrlich ehrlich. Augustus und Hazel sprühen förmlich vor intelligenten und teilweise komischen sowie skurrilen Einsichten und lassen uns an ihrer jugendlichen Weisheit und ihrem schrägen und unkonventionellen Humor teilhaben. Noch dazu finde ich es wunderschön zu sehen, wie sich die beiden miteinander wandeln und sich gegenseitig helfen, Heilung von ihren Ängsten zu erlangen.

Sehr gelungen finde ich außerdem, dass John Green auch ein Augenmerk auf die Beziehung zu der Familie zeigt und sehr geschickt von ihm, dass er mehrere Wege zeigt, wie Eltern mit dem Tod eines Kindes umgehen, er also positiv bleiben, aber gleichzeitig nicht der Beschönigung beschuldigt werden kann.

Die Sprache John Greens ist absolut genial: poetisch, intensiv und einfühlsam. Das Buch ist ein einziges Lieblingszitat. Es ist voll von wunderschönen Sätzen, die im Gedächtnis hängen bleiben und ich musste einige Passagen gleich mehrmals lesen, um deren Schönheit und Tragweite in vollen Zügen begreifen zu können.

Generell würde ich das Buch nicht in der Schublade „Jugendbuch“ einsperren, denn es ist weitaus mehr als nur das. „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist vielmehr ein universelles Buch, das jeden Menschen gleichermaßen anspricht mit den Fragen um Leben, Liebe, Krankheit und Tod, die es aufwirft. Das Buch ist in gewissen Punkten lehrreich und das nicht nur für Jugendliche. Es bereichert sowohl auf Gefühls-, als auch auf Geistesebene. Ich habe sehr viel daraus für mein eigenes Leben mitgenommen. Aus diesem ruhigen Meisterwerk kann man noch nach mehrmaligem Lesen schöpfen und das zeichnet für mich auch ein gutes Buch aus, nämlich eines, dessen inhaltlicher Ertrag nicht schon nach einmaligem Lesen versiegt.
Kurz um: „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist eines von John Greens bisher besten Büchern.

Fazit: Ich hoffe, dass in dieser Rezension ein wenig von meiner Bewunderung und Begeisterung für John Greens außergewöhnliches und grandioses Werk rübergekommen ist.


„'Das ist das Problem mit dem Schmerz', sagte Augustus und sah mich an. 'Er verlangt, gespürt zu werden.'“
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